Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 22.07.2019

Dafür sind Testspiele da

AUS DEM TRAININGSLAGER (XIII) – Nicht alles, was die 05er ausprobieren, klappt beim 1:2 gegen Jahn Regensburg. Nach dem Seitenwechsel wird's dynamischer.
Die Blicke von Sandro Schwarz, Jan-Moritz Lichte, Stephan Kuhnert, Michael Thurk und Rouven Schröder zeigen zweierlei. Erstens, dass die Trainer und der Manager nicht begeistert vom Spiel ihrer Mannschaft in der ersten Stunde sind. Und zweitens, wer von ihnen speziell für die Offensive zuständig ist.
Die Blicke von Sandro Schwarz, Jan-Moritz Lichte, Stephan Kuhnert, Michael Thurk und Rouven Schröder zeigen zweierlei. Erstens, dass die Trainer und der Manager nicht begeistert vom Spiel ihrer Mannschaft in der ersten Stunde sind. Und zweitens, wer von ihnen speziell für die Offensive zuständig ist. | Peter H. Eisenhuth
Nicht nur bei Kopfballduellen wie hier zwischen Jean-Philippe Mateta und Sebastian Nachreiner saßen die Regensburger den 05ern dicht im Nacken.
Nicht nur bei Kopfballduellen wie hier zwischen Jean-Philippe Mateta und Sebastian Nachreiner saßen die Regensburger den 05ern dicht im Nacken. | Peter H. Eisenhuth
Karim Onisiwo (l.) war Teil jener ´05-Elf, die in der zweiten Stunde dynamischer und offensiver spielte.
Karim Onisiwo (l.) war Teil jener ´05-Elf, die in der zweiten Stunde dynamischer und offensiver spielte. | Peter H. Eisenhuth
Ridle Baku gehörte mit Danny Latza und Daniel Brosinski zu einem Trio, das über 90 Minuten gehen musste.
Ridle Baku gehörte mit Danny Latza und Daniel Brosinski zu einem Trio, das über 90 Minuten gehen musste. | Peter H. Eisenhuth
Einen glänzenden Eindruck hinterließ Robin Zentner nicht nur, weil er diesen Elfmeter noch mit den Füßen hielt.
Einen glänzenden Eindruck hinterließ Robin Zentner nicht nur, weil er diesen Elfmeter noch mit den Füßen hielt. | Peter H. Eisenhuth
Starker Auftritt: U-19-Spieler Merveille Papela überzeugte als Sechser und später als rechter Verteidiger.
Starker Auftritt: U-19-Spieler Merveille Papela überzeugte als Sechser und später als rechter Verteidiger. | Peter H. Eisenhuth

Heimstetten. Sandro Schwarz hatte am Vortag darauf hingewiesen, seine Mannschaft werde es mit einem dynamischen, spritzigen Gegner zu tun bekommen. Eine Woche vor dem Auftakt der Zweitligasaison war absehbar, dass Jahn Regensburg eine ganze Ecke frischer auftreten würde als die Fußballer des FSV Mainz 05, die nach einer Woche Trainingslager inklusive einer letzten Vormittagseinheit hinter sich hatten.

Ein gerüttelt Maß an Müdigkeit war unter diesen Umständen in Heimstetten bei München einkalkuliert. Was den Trainer jedoch wunderte, war die Reihenfolge: „Wir waren zu Beginn des Spiels müde, danach wurde es besser.“ Unterm Strich standen nicht nur die ersten Gegentore in dieser Saisonvorbereitung, sondern in dem auf 4x30 Minuten angesetzten Spiel mit 1:2 auch die erste Niederlage.

Schwarz wirkte nicht so recht amüsiert, seine Laune hob sich jedoch, als er nach der Partie mit seinem ehemaligen U-23-Schützling Benedikt Saller (von 2009 bis 2016 am Bruchweg, unter anderem mit 16 Einsätzen und zwei Toren in der Bundesliga) und dessen Familie plauderte. Der Spielverlauf hatte freilich auch sein Gutes, weil er den Mainzer sehr deutlich vor Augen führte, was geschehen kann, wenn sie es an Prinzipientreue mangeln lassen.

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Jahn praktiziert Manndeckung

„Wenn wir gegen den Ball keine Intensität haben, im Anlaufverhalten nicht so aktiv drin sind und zu langsam umschalten, bekommt der Gegner Räume“, hielt der Trainer fest. Die Regensburger machten es seiner Elf umso schwerer, als sie ausgesprochen mannorientiert verteidigten. Viel Zeit für Ballannahme und Weiterverarbeitung blieb nicht, und um sich im Eins-gegen-eins durchzusetzen, fehlte der 05-Mannschaft der ersten Stunde die Dynamik.

Auch mit dem Pressing, das der Zweitligist nach Abschlüssen praktizierte, taten sich die Mainzer in etlichen Situationen schwer. Schon in der Anfangszeit gerieten sie dadurch einige Male in die Bredouille – allerdings sehenden Auges. Die Vorgabe lautete nämlich, enge Situationen spielerisch aufzulösen, auch wenn dies mit hohem Risiko behaftet war und zu Ballverlusten führte. „Aber dafür sind Testspiele da“, sagte Schwarz. Im Ernstfall sei nach wie vor auch der lange Ball erlaubt, um sich eines hoch anlaufenden Gegners zu entledigen.

Diesmal hatte der Trainer auch den Torhütern mit auf den Weg gegeben, auf die weiten Schläge nach Rückpässen oder beim Abstoß zu verzichten. Nicht zuletzt wegen der neuen Regelung, dass der Ball beim Abstoß nicht mehr den Sechzehner verlassen muss. „Der Umgang mit dieser Änderung steht auf der Agenda“, erzählte der Trainer, die Variante lasse sich fortan als taktisches Mittel einsetzen.

Hack-Fehlpass leitet 0:2 ein

Sie ermöglicht ein anderes Freilaufverhalten, der ballannehmende Spieler kann sich dem Pressingdruck erst mal entziehen. „Und man kann einen hoch angreifenden Gegner damit auch mal in den Strafraum locken“ – wohlgemerkt mit dem Ziel, ihn schnellstmöglich zu überspielen und auf dem Weg zu dessen Tor mehr freie Räume vorzufinden. „Du solltest den Ball dann aber nicht im Strafraum verlieren.“

Genau das passierte seinen Leuten am Sonntag zu häufig, und aus einer ähnlichen Situation resultierte das 0:2: Alexander Hack hatte zwar ein Laufduell mit Benedikt Saller auf der linken Seite kurz vor der Grundlinie gewonnen, den eroberten Ball passte er aber diagonal in den Strafraum, in die Füße von Max Besuschkow, dessen Laufweg den von Leandro Barreiro kreuzte. Der Regensburger kam zu Fall, und Marco Grüttner verwandelte den Elfmeter gegen Florian Müller, der zuvor mit starken Paraden, unter anderem im Eins-gegen-eins mit Saller geglänzt, beim 0:1 durch Besuschkow aber auch unter einer Ecke durchgesprungen war (36.).

Zentner pariert Elfmeter

Zwar besaß der Bundesligist auch in der ersten Stunde einige Chancen, Jean-Philippe Mateta zum Beispiel hatte in der Anfangsphase Pech mit einem Lattentreffer, im zweiten Viertel blieb eine glänzende Kombination zwischen Alexandru Maxim, Mateta und Robin Quaison ohne Erfolg (36.).

Insgesamt aber boten die Mainzer nach dem Seitenwechsel deutlich mehr. Mehr Dynamik, ein besseres Anlaufverhalten, mehr Aggressivität und, als Resultat aus alledem: mehr Abschlüsse. Ridle Baku scheiterte nach Vorarbeit von Karim Onisiwo aus spitzem Winkel an Torwart Alexander Weidinger (66.), Latza drückte drei Minuten später eine Flanke von Jonathan Meier zum 1:2 über die Linie (69.).

Gleichwohl ergaben sich für die 05-Keeper noch Gelegenheiten, sich auszuzeichnen. So behielt Robin Zentner im Eins-gegen-eins mit Tom Baack die Oberhand (71.), zehn Minuten später parierte er einen zentral geschossenen Strafstoß von Marc Lais mit den Füßen. Omer Hanin, der das Tor in der letzten halben Stunde hütete, verhinderte bei einem platzierten Distanzschuss des Ex-Mainzer Julian Derstroff (auch er hatte schon unter Schwarz in der U23 gespielt) und im Duell mit Ediz Medinell einen dritten Gegentreffer. „Hintenraus“, sagte Schwarz, „hat man dann schon gemerkt, dass wir müde waren.“

 

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