Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 21.07.2019

Des einen Leid, des anderen Chance

AUS DEM TRAININGSLAGER (XII) – 05-Sportvorstand Rouven Schröder sagt, welchen Transfer er plant und welchen nicht.
Jonathan Burkardt (l.) könnte von Dong-Won Jis langem Ausfall profitieren.
Jonathan Burkardt (l.) könnte von Dong-Won Jis langem Ausfall profitieren. | Peter H. Eisenhuth

Grassau. Für einen Moment klingt es, als wolle Rouven Schröder den in der kleinen Runde versammelten Journalisten den Mund wässrig machen. „Wenn ihr wüsstet, wen wir schon alles verpflichtet haben“, sagte der Sportvorstand des FSV Mainz 05 am Sonntagvormittag im Mannschaftshotel in Grassau. Gegen Ende des Trainingslagers, das der Bundesligist seit vorigen Montag in der chiemseenahen Gemeinde absolviert, geht es vor allem um die noch geplanten Transfers.

Aber Schröder grinst sich einen, der verheißungsvolle Satz war lediglich eine Anleihe bei Karl-Heinz Rummenigge, dem Chef des FC Bayern. Über das, was sich tatsächlich in seinen Zuständigkeitsbereich tut, kann er nur zu einem Aspekt konkret werden: Eine Neuverpflichtung als Ersatz für den aus Augsburg gekommenen Dong-Won Ji, der wegen eines Knorpelschadens in der Kniekehle bis zu fünf Monate ausfallen wird, sei nicht vorgesehen.

Zwar schmerzt die Zwangspause nicht nur den Südkoreaner selbst, sondern wegen des breiten Spektrums an Offensivpositionen, die er besetzen kann, auch die Vereinsverantwortlichen. „Aber des einen Leid ist des anderen Chance“, sagt Schröder und meint damit Jonathan Burkardt. Der junge Stürmer, während der vorigen Saison mit einem Profivertrag ausgestattet, erst jetzt jedoch der A-Jugend entwachsen, habe es sich verdient, nicht gleich den nächsten fertigen Spieler vor die Nase gesetzt zu bekommen, sondern das Vertrauen des Trainers zu spüren. „Johnny ist jetzt in der Situation, den nächsten Schritt zu machen.“

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Wirtschaftlich muss es passen

Handlungsbedarf im Sinne von „einkaufen“ besteht bei den 05ern nur noch in der Innenverteidigung. In Moussa Niakhaté, Stefan Bell, Alexander Hack und dem erst einmal in der Bundesliga eingesetzten U-23-Akteur Ahmet Gürleyen verfügt Trainer Sandro Schwarz über vier Kandidaten. Mit diesem Quartett könne man entspannt in die Saison gehen, es verfüge über ausreichend Qualität. Diese Variante freilich dürfte allenfalls im Notfall greifen. Schröder räumt denn auch ein, zielstrebig in eine Richtung zu arbeiten. „Wir wünschen uns ein gewisses Profil, eine gewisse Person, aber wir können es erst umsetzen, wenn es wirtschaftlich passt.“

Das klingt, als gehe es nur noch um Ablöse und/oder Gehalt des potenziellen Zugangs. Offen bleibt, ob die Forderungen des abgebenden Klubs den Mainzern grundsätzlich zu hoch sind oder ob sie diese Forderungen für angemessen halten, sie aber erst nach eigenen Verkäufen erfüllen können. Das dürfte vermutlich bis zum Abend des 8. August der Fall sein – dann schließt das Transferfenster in England, durch das Jean-Philippe Gbamin wohl geschlüpft sein wird.

12,5 Millionen im Minus

In diese Personalie sei inzwischen Schwung gekommen, sagt der 05-Manager, ohne zu verraten, welcher Interessent oder welche Interessenten am Rad drehen. Und: „Die Zahlen sind ausgetauscht“, ohne eine Größenordnung zu nennen. Ganz sicher würde ein Verkauf des Franzosen, der erst in der ersten Augustwoche ins Training einsteigen soll, die Transferbilanz dieses Sommers weit ins Plus schnellen lassen.

Bislang beschränken sich die Einnahmen auf die 1,9 Millionen Euro aus Anthony Ujahs Transfer zu Union Berlin. Demgegenüber stehen Ausgaben für Edimilson Fernandes (7,5 Millionen), Ronaël Pierre-Gabriel (5,5), Jonathan Meier (1,2) und Cyrill Akono (250.000). Macht unterm Strich rund minus 12,5 Millionen. Für Schröder kein Problem: „Voriges Jahr haben wir erst transferiert und dann investiert. Dieses Jahr machen wir es umgekehrt.“ Handlungsfähig sei der Verein in jedem Fall.

Unwahrscheinlich ist, dass die Mainzer für Gbamin – als dessen Nachfolger sie bereits Fernandes von West Ham United geholt haben – die Summe einnehmen werden, die sie im Sommer vorigen Jahres aus guten Gründen ausgeschlagen hatten. Um die 25 Millionen Euro aber sollte der Defensivmann schon in die Kasse spülen. Als Verkaufskandidat gilt zudem Levin Öztunali, und Alexandru Maxim hatte schon gegen Ende der vorigen Saison durchblicken lassen, dass er gerne zu einem Klub wechseln möchte, bei dem er mehr Einsatzzeiten erhält.

 

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