Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 13.07.2018

Guter Test mit einigen Fragen

AUS DEM TRAININGSLAGER (IX): Beim 2:1 (2:0) der 05er gegen den KFC Uerdingen lassen sich sehr viele positive Ansätze erkennen. Allerdings nicht auf der Mittelstürmerposition.
Levin Öztunali (l.) erzielte das 1:0, allerdings per Foulelfmeter.
Levin Öztunali (l.) erzielte das 1:0, allerdings per Foulelfmeter. | Peter H. Eisenhuth
Alexandru Maxim bereitete mit einem Freistoß den zweiten Treffer vor.
Alexandru Maxim bereitete mit einem Freistoß den zweiten Treffer vor. | Peter H. Eisenhuth
Leandro Barreiro bot erneut eine starke Leistung im defensiven Mittelfeld.
Leandro Barreiro bot erneut eine starke Leistung im defensiven Mittelfeld. | Peter H. Eisenhuth

Duisburg. Bevor die Journalisten an der Reihe waren, hatte Oguhzan Kefkir noch eine Frage. An seine Freundin, die er von der Tribüne auf den Rasen holte, um vor ihr auf die Knie zu gehen und ihr einen Heiratsantrag zu machen. Die junge Frau sagte ja, was angesichts der Leistung, die ihr zukünftiger Gatte zuvor im Testspiel des KFC Uerdingen gegen den FSV Mainz 05 vollbrachte hatte, kaum anders vorstellbar war – nicht nur wegen des Anschlusstreffers zum 1:2 (0:2)-Endstand, den er erzielt und ihr mit zu einem Herz geformten Händen gewidmet hatte.

Und so machten hinterher fast alle einen glücklichen, mindestens aber zufriedenen Eindruck im Duisburger PCC-Stadion. Letzteres traf auf Sandro Schwarz zu. Der Mainzer Trainer freute sich vor allem über eine „sehr gute erste Halbzeit in der Aktivität, der Arbeit gegen den Ball, der Vorwärtsverteidigung“. Was zunächst fehlte, war die Präzision beim letzten Pass, deshalb dauerte es länger, bis die 05er gegen den vom aus Mainz stammenden Stefan Krämer taktisch sehr gut eingestellten und clever verteidigenden Drittligaaufsteiger zu Chancen kamen.

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Tore nach Elfmeter und Freistoß

Ein von Dennis Chessa an Giulio Donati verursachter Foulelfmeter brachte die Führung; Levin Öztunali verwandelte (33.). Zwei Minuten später ließ KFC-Torwart René Vollath einen 18-Meter-Freistoß von Alexandru Maxim aufs aus Schützensicht linke untere Eck abprallen, Pablo De Blasis staubte zum 2:0 ab. Kurz vor der Pause setzte Jonathan Burkardt zu einem seiner Antritte auf der (linken) Außenbahn an, ließ im Strafraum Christopher Schorch ins Leere rutschen, schlug noch einen Haken, schoss aber knapp am Pfosten vorbei.

Schorch im Übrigen nicht der einzige namhafte Spieler in Reihen des KFC. Neben dem einst von Real Madrid geholten und später unter anderem für den 1.FC Köln in der Bundesliga aktiven geholten Verteidiger, standen in der ersten Halbzeit beispielsweise der Ex-Frankfurter Stefan Aigner, Kevin Großkreutz und Maximilian Beister auf dem Platz. Während von Weltmeister Großkreutz nicht viel zu sehen war, zeigte Beister im gegnerischen Strafraum eine Dynamik, die sich die Mainzer vor zwei Jahren vergebens von ihm gewünscht hatten.

Ujah weit weg von Bundesligaformat

Auffällig war das auch, weil die beiden Sturmspitzen der 05er zu den unauffälligsten Spielern an diesem Abend zählten. Aaron Seydel in der ersten Stunde wirkte merkwürdig verhalten, zog kaum mal einen Sprint an, zeigte kein Durchsetzungsvermögen. Gerade so, als habe der junge Stürmer sich bereits auf ein weiteres Jahr der Ausleihe an eine Zweitligisten eingestellt. Ein Signal an den Trainer, dass mit ihm in den kommenden Monaten zu rechnen sei, waren diese 60 Minuten nicht.

Einen Kontrast dazu bildete der in der letzten halben Stunde Gerrit Holtmann, der auf der linken Außenbahn intensiv arbeitete, engagiert in die Zweikämpfe ging und mit seiner Antrittsschnelligkeit einige Lücken in der Uerdinger Hintermannschaft riss.

Sandro Schwarz mochte Seydels Leistung nicht dramatisieren. „Ich glaube, dass die Müdigkeit eine Rolle spielt“, sagte er. „Als Neuner musste Aaron vorne auch viele Wege machen.“ Für Anthony Ujah konnte selbst dies nicht als Entschuldigung durchgehen; der Nigerianer stand schließlich nur 30 Minuten auf dem Feld. 30 Minuten, in denen es ihm nicht gelang, Bälle zu behaupten oder zu guten Abschlüssen zu kommen. Auch Ujahs Spielverständnis wirft mehr Fragen auf, als sie der angehende Ehemann Oguhzan Kefkir stellte. Bislang bestätigt der im Winter nach Mainz zurückgekehrte Stürmer nur den Eindruck, den er in der Rückrunde der vorigen Saison vermittelte: von Bundesliganiveau sehr weit entfernt zu sein.

KFC nutzt fehlende Konzentration aus

Dass die zweite Halbzeit am Donnerstagabend nicht ganz mit der ersten mithielt, überraschte den Trainer nicht. Nach fast drei anstrengenden Trainingswochen war der KFC nicht nur der erste Testspielgegner auf Profiniveau, sondern es war auch das erste Mal in dieser Vorbereitung, dass die Startelf nicht zur Pause ausgetauscht wurde. „Als die Jungs zur zweiten Halbzeit rauskamen, hat ihnen die Konzentration und die Körperspannung gefehlt“, hielt er fest. Die Krefelder, die komplett durchgewechselt hatten, nutzten die Mainzer Ballverluste zu mehreren Chancen und dann auch zum 1:2; Kefkir schoss nach einer schönen Kombination auf der linken Seite stramm und flach ins lange Eck.

„Ärgerlich, dass dies unmittelbar vor unserem Wechsel passiert ist“, sagte Schwarz. „Aber danach haben wir es ja wieder sehr ordentlich gemacht. Unterm Strich war es ein sehr gutes Testspiel.“

Das nächste soll am Freitagabend folgen. Ab 18.30 Uhr tritt der Bundesligist gegen den belgischen Erstligisten RSC Charleroi an.

 

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