Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 12.07.2018

Kraftpaket für die Dreierreihe

AUS DEM TRAININGSLAGER (VIII): Dem kamerunischen 05-Neuzugang Kunde Malong dürfte das physische Spiel in der Bundesliga entgegenkommen.
Gegen den VfB Ginsheim durfte Kunde Maling am Samstag gleich mitwirken. Momentan bremst den Kameruner eine Adduktorenverhärtung aus.
Gegen den VfB Ginsheim durfte Kunde Maling am Samstag gleich mitwirken. Momentan bremst den Kameruner eine Adduktorenverhärtung aus. | Bernd Eßling

Venlo. Noch ist es zu früh, um ernsthaft zu prognostizieren, wie das Mittelfeld des FSV Mainz 05 in der kommenden Saison aussehen könnte. Abgesehen davon, dass dies immer auch davon abhängen wird, welche taktische Ausrichtung Sandro Schwarz in den einzelnen Partien wählt, und welche Spieler womöglich durch Verletzungen ausgebremst werden, ist es ja auch nicht ausgeschlossen, dass die Verantwortlichen noch einen Transfer tätigen.

Zum jetzigen Zeitpunkt, da Danny Latza nach wie vor wegen seiner Leistenbeschwerden kein Mannschaftstraining absolvieren kann, sondern mit Reha-Trainer Axel Busenkell arbeitet, drängt sich für ein 4-3-3 die Idee einer Dreierreihe mit Ridle Baku auf der Sechs sowie Jean-Philippe Gbamin und Kunde Malong auf den Achterpositionen auf.

Der kamerunische Neuzugang, Ende voriger Woche verpflichtet und mit einem ersten Einsatz im Testspiel gegen den VfB Ginsheim bedacht, musste während des bisherigen Verlaufs des Trainingslagers im niederländischen Venlo zwar auch kürzertreten, allerdings nur wegen einer Adduktorenverhärtung. „Und wenn man seine Muskeln sieht: Das ist nicht so einfach rauszumassieren“, sagt Sandro Schwarz. Der Trainer will aber nicht ausschließen, Malong am Freitag in der Partie gegen den RSC Charleroi wenigstens für eine knappe halbe Stunde einzusetzen – vorausgesetzt, der Mittelfeldmann hat bis dahin einmal mit dem Team trainiert.

Anzeige

Mit 16 Jahren zu Atletico

Der 22-Jährige ist ein Kraftpaket, das was schon auf dem Foto zu erkennen, dass der Verein am Tag der Vertragsunterzeichnung an die Medien geschickt hatte. Neben 05-Sportvorstand Rouven Schröder, auch nicht gerade der Kategorie „Hänfling“ entsprungen, wirkte der neue Mann, als könne jede weitere Muskelanspannung in Oberarm oder Oberkörper sein Hemd zerreißen lassen. Figürlich ähnelt er damit mehr dem Mainzer Eigengewächs Baku als dem eleganten Franzosen Gbamin, ist freilich noch ein ganzes Stück kompakter. Schnell und zweikampfstark sind beide, Kunde dabei, sofern sich das nach den bisherigen Eindrücken beurteilen lässt, einen Tick aggressiver, Baku arbeitet etwas mehr mit Auge.

Mit 16 Jahren sei er seinem heutigen Manager in der U-17-Nationalmannschaft von Kamerun aufgefallen, erzählt Kunde Malong, der habe ihn anschließend an Atletico Madrid vermittelt. Zweifelsohne ein Abenteuer für den jungen Mann, der, als er die Eltern und die fünf älteren Geschwister verließ, kein Wort spanisch sprach („Ich konnte nicht mal ,hallo‘ sagen“), in seiner neuen Umgebung aber nicht nur sportlich, sondern auch als Persönlichkeit reifte.

Über Mainz zum Afrika-Cup?

Drei Jahre spielte er für den Hauptstadtklub, war nachher je eine Saison an den Drittligisten Extremadura UD und den Zweitligisten Granada CF ausgeliehen, bevor er sich für den Wechsel in die Bundesliga entschied. Das ist kein Abenteuer mehr, sondern eindeutig der nächste Karriereschritt des 22-Jährigen. Unter anderem will er ihn nutzen, um sich für die A-Nationalmannschaft seines Heimatlandes zu empfehlen – im kommenden Jahr wird der Afrika-Cup in Kamerun ausgetragen. „Da mitzuspielen ist mein Traum.“

An der Umstellung auf die deutsche Spielweise sollte dieser Traum nicht scheitern. Eigentlich müsste sie dem Mainzer Neuzugang sogar entgegenkommen. „In Spanien werden immer Pässe gespielt, in Deutschland geht es schneller, direkter und physischer zu“, sagt er selbst.

Schwarz mahnt Geduld an

Sandro Schwarz verspricht sich von Malong („Er hat viel Dynamik und fordert die Bälle im Mittelfeld“) eine ähnliche Torgefahr wie von Ridle Baku, der bei seinen ersten beiden Bundesligaeinsätzen gegen RB Leipzig und Borussia Dortmund gezeigt hat, dass er gelernter Stürmer ist. Malong bezeichnet sich selbst als „Box-to-box-Spieler“, als jemanden, der die Fläche zwischen beiden Strafräumen bearbeitet, der aber auch die Abschlusspositionen sucht. Schwarz mahnt gleichwohl Geduld an. Mit dem Kameruner und auch mit den übrigen Neuzugängen, die sich zunächst einmal an die höhere Trainingsbelastung und dann an die Liga gewöhnen müssten.

Und Schwarz bittet darum, die neuen Spieler nicht an ihren Ablösesummen zu messen. In Kunde Malongs Fall waren es rund 7,5 Millionen Euro – vor nicht allzu langer Zeit wäre dies noch eine absurd hohe Summe für einen 22-Jährigen ohne nennenswerte höherklassige Erfahrung gewesen. Inzwischen gelten solche Beträge im Transfergeschäft als normal. „Aber die Spieler können nichts dafür, dass sich der Markt so entwickelt hat“, sagt der 05-Trainer, „sie sind nicht schuld an der Preisexplosion.“

 

 

 

Mehr Texte aus Venlo:

Jetzt gilt es, sich zu quälen Vor den Testspielen.

Von Noah, Berti Vogts und einem Journalisten mit Sprachfehler Splitter und Splatter.

„Erst mal hier Leistung bringen“ Neuzugang Phillipp Mwene im Gespräch.

Gutes Training als Teambuilding – Sandro Schwarz ist von der Umschaltspieleinheit begeistert.

Der Nussknacker muss noch die Bälle tragen – Ridle Baku vor erster Profisaison.

Keine Hektik wegen Hack – Neuverpflichtung eines Innenverteidigers ist offen.

Alle Artikel von Fußball (Bundesliga)