Jetzt gilt es, sich zu quälen
Venlo. Vermutlich wird es Jugendliche geben, die ihren 18. Geburtstag wilder feiern als Jonathan Burkardt. Der Stürmer des FSV Mainz 05, der gerade den Sprung von der A-Jugend in den Profikader geschafft hat, beging diesen Tag am Mittwoch im Trainingslager des Bundesligisten in Venlo.
„Er ist einer der Wenigen, die ihren 18. in einem Trainingslager erleben“, sagte Sandro Schwarz nach dem Vormittagstraining. „Wir haben ihm heute Morgen ein Ständchen gesungen, beim Abendessen wird es noch etwas geben. Aber er wird diesen Tag nicht so begehen wie ich meinen 18. Geburtstag begangen habe.“ Das würde schon aus geografischen Gründen nicht ganz einfach werden; der heutige Cheftrainer der Rheinhessen feierte den Übergang in die Volljährigkeit im Alzeyer „Viva Mexico“. Ob er sich am Tag danach noch daran erinnern konnte, ist nicht überliefert.
Gegenpressing im Mittelpunkt
Burkhard hat andere Ziele, er will sich ungeachtet seines jungen Alters für Einsätze in Pflichtspielen empfehlen. Und nach dem bisherigen Stand der Dinge lässt sich zumindest sagen: Er macht das nicht schlecht.
Ohnehin ist sein Trainer hochzufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Arbeitstage in den Niederlanden. „Den ersten Block hier haben wir sehr gut bewältigt“, sagte er, „es waren von Montag bis Mittwoch fünf sehr intensive Einheiten.“ In der fünften stand das Gegenpressing im Mittelpunkt; in kleinen Spielformen ließ Schwarz das Umschalten nach Ballverlust üben.
Die Dinge, die er mit seinen Leuten in den vergangenen Tagen trainiert hat, möchte er in den beiden bevorstehenden Testspielen umgesetzt sehen. Sowohl am Freitag auf dem Trainingsgelände in Tegelen gegen den belgischen Erstligisten Charleroi als auch am Donnerstagabend in Duisburg gegen den KFC Uerdingen. „Wir wollen unsere Prinzipien sehen, auch wenn wir wissen, dass wir aus der Müdigkeit heraus in diese Spiele gehen“, sagte Schwarz. „Jetzt geht es darum, sich zu quälen.“
KFC mit Weltmeister Großkreutz
Die Uerdinger dürften ein unangenehmer Gegner werden. Für den Drittligaaufsteiger beginnt die Saison bereits in zwei Wochen, entsprechend weiter ist die Mannschaft in ihrer Vorbereitung. Schwarz und sein Trainerstab bereiten sich auf dieses Testspiel nicht ganz so intensiv vor wie auf ein Bundesligaspiel. Gegnerbeobachtung und Videoanalyse gehören dennoch dazu. „Wir werden unseren Jungs auch in der Abschlussbesprechung ein Video mit den Stärken der Uerdinger zeigen.
Der namhafteste Mann auf dem Platz wird ein Krefelder sein. Kevin Großkreutz, der Weltmeister von 2014, hat sich der VfB-Zweiten inzwischen angeschlossen und will hier einen Neuanfang starten. Wie der ehemalige Dortmunder, spätere Stuttgarter und zuletzt Darmstädter im Interview mit der Rheinischen Post erzählte, habe ihm Jürgen Klopp zum Wechsel nach Krefeld gratuliert.
Wiedersehen mit geflopptem Beister
Ebenfalls für den KFC kickt ein ehemaliger Mainzer: Maximilian Beister, dessen Engagement am Bruchweg in den Jahren 2015 und 2016 zu einem der größten Flops in der jüngeren Vereinsgeschichte wurde. Tiefpunkt war Beisters Verhalten während eines U-23-Spiels in Bremen, als sein Trainer den von den Profis nach unten geschickten Offensivspieler mangels Leistung nach 35 Minuten auswechselte, und dieser sich anschließend unter anderem mit seiner Freundin traf und in die Stadt ging. U-23-Trainer zum damaligen Zeitpunkt war Sandro Schwarz.
Der heutige Cheftrainer will möglichst alle Akteure in den beiden Testspielen einsetzen. Wer am Donnerstag eine Stunde auf dem Platz stehen wird, soll am Freitag die letzten 30 Minuten bestreiten und umgekehrt. Nicht dabei sein wird der noch im Rehatraining befindliche Danny Latza. Ein Einsatz von Kunde Malong ist noch offen.
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