Martin & Pit | 04.07.14

(Viertel-)Finale daheim

Das WM-Tagebuch von Martin & Pit, letzter Teil.
Alles gut am Zuckerhut: Martin & Pit wären gerne noch länger geblieben.
Alles gut am Zuckerhut: Martin & Pit wären gerne noch länger geblieben. | Eva Willwacher
Chillen statt Stimmung: Public viewing an der Copacabana.
Chillen statt Stimmung: Public viewing an der Copacabana. | Peter Kropf
Treffen der Nationen: Deutsch-algerische Verbrüderung in Lissabon.
Treffen der Nationen: Deutsch-algerische Verbrüderung in Lissabon. | Junia Widmer
Wenn aus gewünschten drei Stunden Verspätung 20 Stunden werden: Martin & Pit mussten eine Nacht am Flughafen in Lissabon verbringen.
Wenn aus gewünschten drei Stunden Verspätung 20 Stunden werden: Martin & Pit mussten eine Nacht am Flughafen in Lissabon verbringen. | Junia Widmer

Unsere letzten Tage in Rio waren geprägt von dem wunderbaren Zusammenspiel zwischen Sightseeing und Fußball. Und von der Plauderei mit vielen unterschiedlichen Leuten. Franzosen („In Frankreich mögen wir Ribéry nicht. Wir sind stärker ohne ihn“), Engländer („Trotzdem schön hier“), Neuseeländer („Habe schon mit Beckenbauer eine Zigarre geraucht“) und natürlich den tollen Einheimischen.

Einem Brasilianer, der sich im Trikot von Eintracht Frankfurt neben Pit setzt, wirft dieser zunächst einen vernichtenden Blick zu, um ihm dann zu erklären, warum. Die Entschuldigung des Brasilianers: Er habe eine gute Zeit in Deutschland gehabt, und das Trikot habe halt dieselben Farben wie Flamengo; der Verein sei ihm egal. Dann ist ja gut...

Unsere Mainzer sind hier außer bei den Europäern nicht wirklich bekannt,  aber wir klären immer wieder gerne auf. Europa League, Kloppo, fünf Spieler bei der Copa (und einer sogar immer noch dabei).

Public chilling an der Copacabana

Das Achtelfinale der Selecao schauen wir mit 100.000 Menschen (mindestens) wieder an der Copacabana. Die zuversichtliche Stimmung dreht sich im Laufe des Spiels fast schon in Entsetzen. Nach dem letzten Elfer freuen wir uns aber wirklich mit allen mit. Unsere Einschätzung stimmt allerdings mit der anderer Deutschen vor Ort überein: Wir haben beim Public viewing in Deutschland schon deutlich intensivere Stimmung erlebt. Das hier ist insgesamt doch eher gechilltes „Strand viewing“.

Rio selbst ist unglaublich voll. Insbesondere Tausende Kolumbianer und Argentinier bevölkern die Stadt, die uns sofort verzaubert. Von den vorhandenen Problemen außerhalb des großen Zentrums bekommen wir dabei in den vier Tagen ehrlicherweise wenig mit.

Die TAP nimmt es etwas zu genau

Unseren unwiderruflichen Rückflug haben wir schon im vorigen Jahr gebucht – dummerweise fällt er auf den Tag des deutschen Achtelfinalspiels. Nachdem unsere brasilianischen Inlandflüge alle überpünktlich waren und perfekt verlaufen sind, hoffen wir jetzt doch auf eine kleine, drei- bis vierstündige Verspätung, um das Spiel doch noch schauen zu können.

Und siehe da: Nach unserer Rückkehr nach Belo Horizonte werden unsere Wünsche erhört. Leider nimmt die TAP es etwas zu genau: Die 20 Stunden Verspätung, die uns die portugiesische Fluggesellschaft ankündigt, und eine zusätzliche Übernachtung waren jetzt nicht angedacht...

Also kurz vor knapp raus aus dem Flughafen-Chaos (der Flug des Vortages ist auch noch nicht gestartet), ein Taxi mit Fernseher gesucht und wieder rein nach Belo Horizonte, wo Freunde schon Plätze in der Bar freihalten. Hymne und Anstoß im Taxi, dann schnell raus und ... ach du Scheiße, was ein Spiel. Zwischendurch wünschen wir uns, wir hätten uns nie eine Verspätung gewünscht. Da hilft auch das gute Zureden der Brasilianer („Germany will make it“) nichts; diesmal steigt bei uns das Entsetzen im Laufe der Partie. Na ja, Ende gut, alles gut. Aber bitte Jogi: Lahm muss auf rechts!

Obrigado Brasil!

Unser Flieger hebt dann tatsächlich am nächsten Tag ab, und nach einer Nacht auf dem Flughafen von Lissabon kommen wir auch wieder gut in Mainz an. Mit Wehmut, denn die Wochen in Brasilien waren wirklich großartig. Obrigado Brasil!

Aber mit den Freunden das Viertelfinale daheim schauen, hat ja auch was. Für Freitagabend müssen wir nur noch organisieren, wie wir nach dem deutschen Spiel schnell ins brasilianische Shirt schlüpfen können.

Denn es war wirklich alles gut am Zuckerhut!

WM-Tagebuch , Teil 1: Das Klischee trifft nicht immer zu.

WM-Tagebuch, Teil 2: Die Präsidentin darf im Amt bleiben. Vorerst.

WM-Tagebuch, Teil 3: Klassentreffen in Salvador.

WM-Tagebuch, Teil 4: Hier feiern bei Weitem nicht alle.

WM-Tagebuch, Teil 5: Humba an der Copacabana.

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