Martin & Pit | 28.06.14

Humba an der Copacabana

Das WM-Tagebuch von Martin & Pit, Teil 5.
Alles gut am Zuckerhut bei Martin & Pit.
Alles gut am Zuckerhut bei Martin & Pit. | Eva Willwacher
Wie versprochen: Würdevoller Abschied für die Engländer im Minerao in Belo Horizonte.
Wie versprochen: Würdevoller Abschied für die Engländer im Minerao in Belo Horizonte. | Peter Kropf
Junior Diaz verbindet: Martin & Pit mit Fans aus Costa Rica.
Junior Diaz verbindet: Martin & Pit mit Fans aus Costa Rica. | Junia Widmer
Auf zum letzten Gefecht: Den Engländern hätte selbst Richard Löwenherz nicht mehr helfen können.
Auf zum letzten Gefecht: Den Engländern hätte selbst Richard Löwenherz nicht mehr helfen können. | Peter Kropf
Es gibt schlimmere Orte zum Fußballgucken als die Copacabana.
Es gibt schlimmere Orte zum Fußballgucken als die Copacabana. | Junia Widmer

Was wir versprechen, das halten wir auch: Standesgemäß haben wir die Engländer in Belo Horizonte bei und nach ihrem letzten WM-Auftritt 2014 verabschiedet. Das Spiel war ein Gruselkick, die Stimmung drumherum sehr ordentlich.

Insgesamt ist auch in Belo Horizonte alles ordentlich organisiert, die Shuttle-Busse fahren pünktlich und in großer Zahl, der Einlass ins Stadion ist wieder schnell und unkompliziert. Trotzdem wird ein Spiel, das um 13 Uhr Ortszeit beginnt, zur Ganztagesveranstaltung, weil die Infrastruktur der Millionenstadt nicht vergleichbar mit europäischen Maßstäben ist.

So quält sich der Bus jeweils knapp anderthalb Stunden durch die Weiten der Stadt, vom Zentrum bis zum Minerao am Rande. Abfahrt um 10 Uhr, Rückkehr um 17.45 Uhr; als wir aus dem Bus steigen köpft Shinji Okazaki gerade das 1:1 für Japan gegen Kolumbien. Genutzt hat es den Japanern allerdings, wie wir im weiteren Verlauf des Nachmittags erfahren, nichts mehr.

Im riesigen Stadionrund (das Minerao ist dem Maracana nachgebaut) kommt es kurzzeitig zu einem Handgemenge zwischen Engländern und Brasilianern aus dem benachbarten Block. Wer angefangen hat, lässt sich nicht genau nachvollziehen, die Reaktion ist umso deutlicher zu hören: Das gesamte Stadion deckt die Briten mit minutenlangen, schallenden „E-li-mi-na-to“-Rufen ein – „aus-ge-schie-den“. Da lassen wir uns natürlich auch nicht lumpen...

Wie international Mainz 05 inzwischen ist, erfahren wir wieder bei den Begegnungen mit den Ricos. Unsere Vereinsfahne zaubert ein Lächeln in jedes Gesicht, teilweise folgen Verbeugungen der costa-ricanischen Fans.

Nach einem kurzen kulturellen Ausflug ins Weltkulturerbe Ouro Preto geht die Fußballreise weiter nach Rio. Hier können wir an der Copacabana den Gruppensieg unserer deutschen Mannschaft feiern. Und die zwei Mainzer stimmen nach dem Spiel natürlich die Humba auf dem Fanfest an. Ehrensache!

Neben uns bejubeln übrigens drei brasilianische Mädels den deutschen Sieg frenetischer als wir und flippen fast aus, als Mario Götze eingewechselt wird. Überhaupt fällt auf, dass die Einheimischen neben den eigenen Shirts oft auch die deutschen Farben tragen. Der DFB ist hier eindeutig die Nummer eins der ausländischen Nationen. Das schwarz-rote Trikot ist hier in Rio gar ausverkauft.

Wie schon in den gesamten letzten Wochen macht uns auch hier die Offenheit und Gastfreundschaft der Brasilianer fast schon ungläubig. Kleines Beispiel: An der Sandwichbar versuche ich mit zwei Wörtern Portugiesisch mein Essen zu bestellen, sofort fragt mein Hintermann, wo ich herkomme. Nach 20-minütigem Smalltalk zeigt mir der junge Banker seinen Autoschlüssel und gibt mir seine Telefonnummer – falls wir ein Auto brauchten, sollen wir bitte anrufen. Er habe ja jetzt Wochenende. Unglaublich.

Am Samstag ist dann die Selecao wieder dran mit ihrem Achtelfinalspiel. Es gibt sicher schlechtere Orte, das Spiel zu schauen, als die Copacabana. Insofern: Alles gut am Zuckerhut!

 

WM-Tagebuch , Teil 1: Das Klischee trifft nicht immer zu.

WM-Tagebuch, Teil 2: Die Präsidentin darf im Amt bleiben. Vorerst.

WM-Tagebuch, Teil 3: Klassentreffen in Salvador.

WM-Tagebuch, Teil 4: Hier feiern bei Weitem nicht alle.

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