Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 12.01.2019

Unschönes Triple

AUS DEM TRAININGSLAGER (VIII): Beim 2:2 im zweiten Test gegen den SC Freiburg gab der FSV Mainz 05 zum dritten Mal während der Woche in Andalusien eine 2-Tore-Führung aus der Hand. Ein Ärgernis, das den insgesamt sehr positiven Eindruck in Estepona etwas trübte.
So schaute Sandro Schwarz nach dem 2:2 drein...
So schaute Sandro Schwarz nach dem 2:2 drein... | Peter H. Eisenhuth
...so hatte der 05-Trainer auf den ersten Freiburger Treffer reagiert.
...so hatte der 05-Trainer auf den ersten Freiburger Treffer reagiert. | Peter H. Eisenhuth
Alexandru Maxim spielte eine sehr starke erste Halbzeit, danach ging er auf Tauchstation.
Alexandru Maxim spielte eine sehr starke erste Halbzeit, danach ging er auf Tauchstation. | Peter H. Eisenhuth
Moussa Niakhaté bestritt seine ersten 60 Minuten nach der vor Weihnachten in Hoffenheim erlittenen Verletzung und war direkt im Spiel. Lucas Höler (l.) erzielte den Freiburger Anschlusstreffer.
Moussa Niakhaté bestritt seine ersten 60 Minuten nach der vor Weihnachten in Hoffenheim erlittenen Verletzung und war direkt im Spiel. Lucas Höler (l.) erzielte den Freiburger Anschlusstreffer. | Peter H. Eisenhuth
„…des isch e Foul“: Christian Streich tobte.
„…des isch e Foul“: Christian Streich tobte. | Peter H. Eisenhuth

Estepona. Sandro Schwarz war nicht begeistert. Nicht nach dem ersten Gegentreffer, nicht nach dem zweiten. Und schon gar nicht nach dem Ende des zweiten Testspiels gegen den SC Freiburg am Samstagnachmittag. Wie die drei Stunden zuvor ausgetragene erste Partie gegen den Bundesligakonkurrenten, endete auch diese Begegnung Unentschieden. Wieder 2:2, wieder nach einer Mainzer 2-Tore-Führung. Und eine solche hatten die 05er bekanntlich ja schon am Dienstag beim 2:3 gegen Standard Lüttich aus der Hand gegeben.

Das unrühmliche Triple war dem Coach offenbar so auf den Magen geschlagen, dass er nach dem letzten Test auf dem Trainingsgelände Complejo Deportivo Arroyo Enmedio in Estepona nicht direkt mit den mitgereisten Journalisten reden mochte, sondern zunächst mal in die Kabine marschierte, um Dampf abzulassen. Dass er selbst im Gegensatz zu seinem Freiburger Kollegen Christian Streich keine A- und B-Elf aufgestellt, sondern das Personal auf beide Mannschaften bunt verteilt hatte, wie Sportvorstand Rouven Schröder anmerkte, war als Entschuldigung für die erneut in der zweiten Halbzeit abgefallene Leistung ungeeignet.

Denn am Nachmittag stand im Team der Breisgauer in Nils Petersen lediglich ein echter Stammspieler. Umso mehr also hätte man von den 05ern erwarten können, diesmal nach einem 2:0 als Sieger vom Platz zu gehen. „Zumal wir den zweiten Treffer ja auch erst nach einer Stunde geschossen haben“, sagte Schwarz. 

Schwarz bemängelt die Haltung

Woran es gelegen habe, dass die Führung in beiden Fällen nicht reichte? „An der Haltung“, befand der Trainer. „Solange wir die Dinge umsetzen, die wir zeigen wollen, läuft es gut. Wenn wir nachlässig werden, werden wir bestraft.“ Sehr gut lief es in diesem Fall beispielsweise in der 17. Minute, als Alexandru Maxim nach einem Pass von Jean-Philippe Mateta dem Freiburger Torwart Mark Flekken keine Chance ließ.

Danach waren die Rheinhessen die spielbestimmende Mannschaft, wie in der ersten Partie hatten sie eine Weile gebraucht, um ins Spiel zu finden, was auch an der ungewohnten Besetzung einiger zentraler Positionen lag. So agierte Phillipp Mwene in der Mittelfeldraute als Sechser, Alexandru Maxim, in der Bundesliga bislang Ergänzungsspieler, gab den Zehner. Und den gab er bis zum Seitenwechsel in durchaus beeindruckender Manier.

Der Rumäne setzte viele Impulse, spielte zahlreiche gute Pässe in die Tiefe, ließ sein großes fußballerisches Können erkennen. „Wenn er das mal konstant täte, und zwar nicht nur konstant über mehrere Spiele hinweg, sondern konstant in einem einzigen Spiel, dann wäre er ganz woanders“, merkte ein ausgewiesener Fachmann in der Halbzeitpause an. Und es war gerade, als habe er prophetische Gaben: Im zweiten Durchgang war (nicht nur) von Maxim nicht mehr allzu viel zu sehen.

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Streich tobt, Schwarz' Laune sinkt

Viel zu hören war hingegen von Christian Streich. Der Freiburger Trainer hatte sich nach einem Foul von Maxim an Lucas Höler noch nicht über den verweigerten Foulelfmeter beruhigt, da gingen sein Puls und die Lautstärke seiner Ansprache an Schieds- und Linienrichter noch weiter nach oben. Denn im Gegenzug traf Daniel Brosinski im Strafraum aus halblinker Position mit rechts zum 2:0. Streich tobte: „Die schieße Tore, unn des isch e Foul“, schrie er dem Assistenten ins Gesicht, dem trotz fehlender dialektaler Kenntnisse klargewesen sein dürfte, was den wilden Mann vor ihm derart erzürnte.

Danach allerdings übernahmen die Freiburger das Kommando, und als Aarón gegen Yoric Ravet im Strafraum zu hart einstieg, gab es einen Strafstoß, den der Ex-Mainzer Höler zum 1:2 verwandelte. Fünf Minuten vor Schluss erzielte Lukas Kübler den Ausgleich, der Sandro Schwarz‘ Laune vorübergehend auf einen Tiefpunkt sinken ließ.

Stammformation steht noch nicht

Dramatisieren mochte er diesen Abschluss des Trainingslagers allerdings nicht. Zum einen sei es besser, so etwas passiere in Testspielen als kommende Woche gegen den VfB Stuttgart im ersten Rückrundenspiel. Zum zweiten habe die Woche in Estepona mehr positive als negative Aspekte offenbart. Zum Beispiel sechs eigene Tore in den drei Partien, die dafür sprächen, dass die Mannschaft den für die Offensive formulierten Arbeitsauftrag, mehr Zug zum Tor zu entwickeln, umzusetzen in der Lage sei.

Positiv sei auch der Konkurrenzkampf auf allen Positionen. Und der wird erst in der letzten Trainingswoche vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs entschieden. „Es wird sicher nicht so sein, dass wir gegenüber der Hinrunde auf sieben oder acht Positionen Veränderungen vornehmen“, erläuterte Schwarz, „aber ich könnte heute noch nicht sagen, wie die Stammformation in den kommenden Wochen aussehen wird.“

 

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