Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 08.01.2019

Attraktive erste Halbzeit, ärgerliches Ergebnis

AUS DEM TRAININGSLAGER (III): Der FSV Mainz 05 verliert sein erstes Testspiel in Andalusien gegen Standard Lüttich mit 2:3 (2:0). Vor der Pause sind alle offensiven Elemente zu sehen, die das Team in den vergangenen Tagen trainiert hat. Auch Ex-Trainer Martin Schmidt ist angetan.
In der ersten Halbzeit erspielten sich die 05er zahlreiche Abschlusschancen. Mit diesem Schuss aus knapp 15 Metern scheitert Levin Öztunali am mexikanischen Nationaltorhüter Guillermo Ochoa.
In der ersten Halbzeit erspielten sich die 05er zahlreiche Abschlusschancen. Mit diesem Schuss aus knapp 15 Metern scheitert Levin Öztunali am mexikanischen Nationaltorhüter Guillermo Ochoa. | Peter H. Eisenhuth
Bereitete das 1:0 vor und erzielte das 2:0: Jean-Philippe Mateta.
Bereitete das 1:0 vor und erzielte das 2:0: Jean-Philippe Mateta. | Peter H. Eisenhuth
Erzielte das 1:0 und bereitete das 1:0 vor: Jean-Paul Boëtius.
Erzielte das 1:0 und bereitete das 1:0 vor: Jean-Paul Boëtius. | Peter H. Eisenhuth
Issah Abass (r.) war an vielen Offensivszenen beteiligt und hatte mit einem Abseitstor Pech.
Issah Abass (r.) war an vielen Offensivszenen beteiligt und hatte mit einem Abseitstor Pech. | Peter H. Eisenhuth
Nach diesem Ballgewinn in der zweiten Minute unterlief Kunde ein Fehlpass, der die erste Großchance der Belgier einleitete. Es blieb der einzige Patzer des Mainzer Sechsers.
Nach diesem Ballgewinn in der zweiten Minute unterlief Kunde ein Fehlpass, der die erste Großchance der Belgier einleitete. Es blieb der einzige Patzer des Mainzer Sechsers. | Peter H. Eisenhuth

Marbella. Viel Fußballprominenz befand sich am Dienstagnachmittag im Marbella Football Center, in dem der FSV Mainz sein erstes Testspiel während des Trainingslagers in Estepona bestritt. Im Tor von Standard Lüttich beispielsweise stand Guillermo Ochoa, der mexikanische Nationalkeeper, Trainer der Belgier ist deren ehemaliger Schlussmann Michel Preud’homme. Und auf der Tribüne fand sich ein Mann ein, der es vor nicht allzu langer Zeit in Mainz zu einer gewissen Popularität gebracht hatte: Martin Schmidt.

Der Schweizer, der von 2010 bis 2017 am Bruchweg tätig war, zunächst als U-23-Trainer, danach zweieinhalb Jahre als Chefcoach des Bundesligisten, weilt derzeit in Andalusien. „Aber nicht auf Jobsuche“, versicherte er, auch wenn er sich das ein oder andere Testspiel deutscher Mannschaften anschaue. Einquartiert habe er sich im Mannschaftshotel von Borussia Dortmund – „dann kommen wenigstens keine Gerüchte auf...“

Schmidt bescheinigt den nächsten Schritt

Bundesligaspiele seines Ex-Klubs habe er sich in der Vergangenheit regelmäßig angeschaut, erzählte Schmidt, der im Februar vorigen Jahres nach wenigen Monaten beim VfL Wolfsburg zurückgetreten war. Und von dem, was er gerade in der laufenden Saison an Mainzer Fußball zu sehen bekam, zeigte er sich sehr angetan. Sandro Schwarz spiele mit dem Team einen sehr guten, attraktiven Fußball, bescheinigte der 51-Jährige seinem Nachfolger. „Die Mannschaft hat den nächsten Schritt gemacht.“

Einen Mainzer Sieg bekamen am Dienstag allerdings weder Schmidt noch Schwarz oder sonst einer zu sehen, obwohl es lange Zeit danach ausgesehen hatte. Gegen Standard Lüttich unterlagen die 05er nach deutlicher Überlegenheit in der ersten Halbzeit und 2:0-Pausenführung noch mit 2:3. „Das Ergebnis ist ein bisschen ärgerlich“, sagte Schwarz, „auch wenn wir gegen eine gute Mannschaft gespielt haben.“

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Zwei Gegentore durch Foulelfmeter

Besonders ärgerlich war, dass seine Leute sich zwei der drei Gegentreffer selbst zuzuschreiben hatten. Giulio Donati und Niko Bungert produzierten Foulelfmeter, die Renauld Emond zum 2:1 und zum 2:3 nutzte, dazwischen erzielte Razvan Marin den Ausgleich. Unverdient war das Resultat aufgrund der zweiten Halbzeit nicht, in der die Belgier unter anderem Pech mit einem Lattenschuss hatten und bei den 05ern von der 66. Minute an nicht mehr viel zusammenlief. „Wir hatten nach der Pause zwar durch Gerrit Holtmann gleich eine gute Chance zum 3:0“, sagte der Trainer, „aber danach wurde es weniger, und mit dem ersten Elfmeter war ein Bruch im Spiel.“

Die Elf der zweiten Halbzeit vermochte nicht an die Leistung anzuknüpfen, die jene Spieler auf den Rasen gebracht hatten, die von Anfang an randurften. Im ersten Durchgang nämlich war vorbildlich zu erkennen, woran Schwarz in den vorangegangenen Trainingseinheiten inklusive der Videoanalysen mit seinem Kader gearbeitet hatte: am zielgerichteten und im letzten Drittel des Feldes bedingungslosen Offensivspiel.

Nahezu perfekter Konter

Das zogen die Nullfünfer, nachdem sie die Lütticher Drangphase in den ersten zehn Minuten nicht zuletzt dank zweier Paraden von Florian Müller schadlos überstanden hatten, sehr eindrucksvoll durch. Dem Führungstreffer ging ein zu kurz geratener Pass von Issah Abass in die Tiefe voraus, Ridle Baku eroberte den abgewehrten Ball zurück und schickte erneut Jean-Philippe Mateta. Dessen Flachschuss von halblinks ins rechte Eck wehrte Ochoa ab, gegen Jean-Paul Boëtius‘ Nachschuss aber war er machtlos (14.).

Eine gute Minute später fuhren die Mainzer einen nahezu perfekten Konter, ausgehend von Alexander Hack, fortgesetzt durch einen energisch in den Ball rutschenden Aarón, der über die Zwischenstation Mateta erneut an die Kugel kam, dessen Zuspiel Abass ins Tor beförderte – dass der junge Stürmer im Abseits stand, war der Schönheitsfehler dieses Angriffs und bedingte das „nahezu“. Das regelgerechte 2:0 bereitete Boëtius mit einem feinen Dribbling im Lütticher-Strafraum vor, seinen Pass ins Zentrum verarbeitete Mateta flach und hart (36.).

Dass seine Akteure einige gute Gelegenheiten verpassten, die Führung auszubauen, fand Schwarz bedauerlich, aber nicht tragisch. Der Trainer war mit dem, was er in der ersten Halbzeit geboten bekommen hatte, ausgesprochen zufrieden. „Das war genau das, was wir als Schwerpunkt der ersten Trainingswoche ausgegeben hatten“, resümierte er. „Nach jeder Balleroberung hatten wir viel Zug zum Tor, der Spielaufbau war gut, wir haben viele Spieler in den gegnerischen Strafraum bekommen, haben zwei schöne Tore geschossen und waren immer abschlussgefährlich. Das sah schon sehr gut aus.“ Martin Schmidt war derselben Meinung.

 

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