Wahl zwischen drei Szenarien
St. Wendel. Einen solchen Durchmarsch hatte Jörg Daum für den Abschluss der Medenrunde nicht auf der Rechnung. „Ich dachte, die würden den letzten Strohhalm zu greifen versuchen, um noch einen Platz gutzumachen“, kommentierte der Trainer und Sportliche Leiter des TSV Schott das 8:1 bei der SG WMA Nordsaar am vorletzten Spieltag der Tennis-Oberliga. Während alle anderen Mannschaften tags darauf noch einmal im Einsatz waren, hatten die Mainzer frei – und standen bereits als Meister fest.
Als → „Meister wider Willen“ in einer Liga, aus der kein Klub ernsthafte Aufstiegsambitionen angemeldet hatte, und in der die Schottler nach der einkalkulierten Auftaktniederlage in Ludwigshafen alle weiteren fünf Begegnungen für sich entschieden. Und das durchweg deutlich mit Resultaten zwischen 7:2 und 9:0 – was Daum freilich nicht als Zeichen einer unfassbaren Dominanz interpretiert.
„Es ist nicht so, dass wir mit Abstand die beste Mannschaft gewesen wären“, sagt er, „aber wir sind am konstantesten aufgetreten.“ Beziehungsweise angetreten: Am ersten und letzten Spieltag mit Routinier Adrian Sikora, an den beiden Wochenenden dazwischen kamen die Franzosen Cyril Vandermeersch und Adan Freire da Silva zum Einsatz.
Matchbilanz gibt Ausschlag
Obendrein verzichteten die Konkurrenten an den Einzelspieltagen darauf, ihre ausländischen Akteure zu rekrutieren. Dieses Szenario hatte Daum kommen sehen, ihm selbst war es gelungen, den für die Nordsaar-Begegnung ursprünglich vorgesehenen Vandermeersch davon zu überzeugen, in Frankreich zu bleiben. Bei Sikora allerdings stand er im Wort, das er angesichts der Verdienste des 36-jährigen Slowaken um den Verein nicht brechen wollte.
Heraus sprangen vier in zwei Sätzen gewonnene Einzel von Lukas Hamacher, Sikora, Elias Peter und Fabian Guzik, wobei lediglich Letzterem eine Verlängerung drohte; den zweiten Satz entschied er im Tiebreak. Steffen Hillenmeier im Spitzeneinzel gegen den Tschechen Petr Hajek und Sven König an fünfter Position gegen Paul Scheller mussten in den Matchtiebreak, in dem sie mit 10:8 beziehungsweise 10:5 die Oberhand behielten.
In der Abschlusstabelle liegen die Mainzer aufgrund der besseren Matchbilanz (42:12 gegenüber 34:20) vor dem punktgleichen TC BW Homburg an der Spitze. Sprich: Sie haben sich für die Aufstiegsspiele zur Regionalliga gegen den noch zu ermittelnden Meister der Hessenliga qualifiziert – die ersten beiden Spieltage finden dort am nächsten Wochenende statt.
Jörg Daum skizziert drei mögliche Szenarien.
- „Wir treten nicht an“: Die einfachste Lösung, um dem Aufstieg zu entgehen, „aber die Jungs sind heiß“, sagt der Sportliche Leiter. „Und das Erlebnis möchte ich ihnen eigentlich nicht nehmen.“
- „Wir treten mit einem wettbewerbsfähigen Team an“ – sprich, in etwa mit dem Kader von zweiten bis fünften Spieltag. Gegen die erfahrungsgemäß stark aufgestellten Hessen dürfte das nicht reichen.
- „Wir laden voll durch, mit der Absicht aufzusteigen.“ In diesem Fall griffe Daum auf drei ausländische Kräfte zurück.
Verein muss entscheiden
Die dritte Variante scheint im Interesse der meisten Spieler zu sein, wenngleich Sven König als eine der regionalligaerfahrenen Kräfte zu bedenken gab, dass sich, um oben bestehen zu können, der Kader verändern müsse und nicht mehr alle der in dieser Saison eingesetzten Leute weiterhin dabei wären. „Wir werden uns im Verein unterhalten, welchen Weg wir gehen wollen“, sagt Daum, „das kann ich nicht allein entscheiden.“
Selbst wenn die Mannschaft bereit sei, in unveränderter Besetzung zu unveränderten Konditionen in der Regionalliga aufzulaufen, bedürfe ein eventueller Aufstieg eines gründlichen Abwägungsprozesses. „Da hängt schließlich mehr dran“ – unter anderem müsse der Etat schon wegen der größeren Anzahl von Spielen, der längeren Fahrten und der höheren Schiedsrichterkosten steigen.
Wie auch immer: Am 9. August steht das Entscheidungsspiel an. An diesem Tag wollte Elias Peter eigentlich wieder in die USA fliegen, „er hat vorsichtshalber umgebucht“.