Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 07.01.2024

„Alle Kräfte bündeln“

NEUES AUS MARBELLA (9) | Nach sieben Jahren als U-17-Trainer ist Sören Hartung zurück bei den Profis des FSV Mainz 05. Als Jan Siewert anfragte, ob er sich den Job eines Kotrainers vorstellen könne, musste er nicht lange überlegen.
Nach sieben Jahren ist Sören Hartung wieder Kotrainer der 05-Profis...
Nach sieben Jahren ist Sören Hartung wieder Kotrainer der 05-Profis... | Peter H. Eisenhuth
...diesmal gemeinsam mit Niko Bungert.
...diesmal gemeinsam mit Niko Bungert. | Mainz 05

Aus dem Trainingslager des FSV Mainz 05

berichtet Peter H. Eisenhuth.

 

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Marbella. Sören Hartung hat am 1. Januar einen Titel verloren. „Ich war der dienstälteste U-17-Trainer Deutschlands“, erzählt er und lacht. War. Denn nach sieben Jahren in der B-Junioren-Bundesliga ist Hartung in einen Job zurückgekehrt, den er zuvor schon einmal innehatte: den des Kotrainers der Bundesligafußballer des FSV Mainz 05. Zusammen mit Niko Bungert (→ Déjà-vu auf dem Weg in den Urlaub) löste er Marc Heidenmann (übernimmt die U17) und den vom Fußballverband Rheinland ausgeliehenen und dorthin zurückgekehrten Dennis Lamby ab.

Die Umbesetzung ist so logisch wie die Entscheidung des Klubs, Jan Siewert nach sieben Spielen mit einem langfristigen Vertrag als Cheftrainer auszustatten. Im Unterschied zu den Interimsassistenten verfügen Hartung und Ex-Profi Bungert über Erfahrung in der Bundesliga, nicht zuletzt im dortigen Nichtabstiegskampf. Hartung, 2009 als Thomas Tuchels Kotrainer Deutscher A-Jugend-Meister geworden, gehörte schon von 2015 bis 2017 zu Martin Schmidts Stab.

Als sich jetzt um Weihnachten herum Siewert mit der Anfrage meldete, bedurfte es offenbar keiner langen Bedenkzeit. „Ich habe anderthalb Stunden darüber nachgedacht und wusste dann, dass mich diese Arbeit in den nächsten Monaten ausfüllen wird“, sagt Hartung.

Nicht über Vertragsfragen geredet

Einer neuen Herausforderung gegenüber war der 40-Jährige ohnehin nicht abgeneigt. „Sieben Jahre als Trainer in einer Altersstufe sind eine sehr lange Zeit“, sagt er, „und ich wollte nicht in einen Trott, eine Routine hineinkommen, sondern mich weiterentwickeln. So, wie es jetzt kam, war es nicht geplant, aber jetzt geht es nur darum, dass wir alle zusammen für den Klassenverbleib kämpfen. In dieser außergewöhnlichen Zeit ist es wichtig, alle Kräfte zu bündeln.“

Dazu passt, dass weder Bungert noch er vor ihrem Amtsantritt als Siewerts Assistenten mit der Klubführung über Vertragsfragen geredet haben. Die Formulierung sei zwar negativ behaftet, aber, bestätigt Hartung, „wenn man es so nennen will, sind wir Kotrainer bis auf Weiteres“ – diesen Status hatten die 05er in den ersten Wochen nach Siewerts Berufung zum Svensson-Nachfolger eingeführt.

Ob die Tätigkeit nach der Saison endet oder darüber hinaus fortgesetzt wird, darüber habe er sich noch keine Gedanken gemacht, sagt Hartung. „Ich will keine Energie darauf verschwenden, was in einem halben Jahr oder später sein wird. Jetzt geht es darum, nächsten Samstag gegen Wolfsburg zu punkten.“

Sie kennen und schätzen einander

Nachvollziehbar ist Hartungs Wechsel zum Bundesligakader auch, weil er und Siewert sich seit dessen Anfängen als Sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums kennen. „Er kennt meine, ich seine Arbeitsweise, die Eingewöhnungszeit ist kurz, in den lediglich zwei Wochen, die wir bis zum ersten Spiel haben, bleibt keine Zeit, sich zu beschnuppern oder abzustecken, wie man am besten miteinander auskommt.“ Die neue Kombination habe vom Beginn an funktionieren müssen. „Ich glaube, dass Jan meine Arbeit schätzt, ich schätze ihn als Person und wie er arbeitet, deshalb sind wir zügig zusammengekommen.“

In der Arbeitsaufteilung mit Niko Bungert kümmert sich Hartung, seit 2013 Fußballehrer, mehr um Trainingsplanung („Welche Feldergrößen und Spielformen zusammenpassen“), der ehemalige Profi ist intensiver für die Standards zuständig. Hartung kennt die allermeisten Spieler, weil sie entweder in den vergangenen Jahren die U17 durchlaufen haben oder, wie Stefan Bell, schon 2009 in der A-Jugend dabei waren oder dem Kader angehörten, als Siewert und er die Mannschaft in der Woche vor Svenssons Einstieg auf das Spiel beim FC Bayern vorbereiteten.

Erfolg statt Entwicklung

„Die Arbeit mit Jugendlichen ist etwas umfassender“, erläutert er den Unterschied zwischen seiner bisherigen und der jetzigen Tätigkeit. „Bei ihnen geht es nebenbei auch darum, organisatorische Dinge zu klären, pädagogisch zu arbeiten, und natürlich liegt der Fokus auf der Ausbildung, darauf, den einzelnen Spieler über eine lange Zeit zu entwickeln.“

Im Profigeschäft hingegen gehe es stärker und Ergebnisse und Erfolge. „Hier treffe ich auf Spieler, die ein deutlich höheres Leistungsniveau erreicht und viel mehr gesehen haben. Denen kann ich nicht mehr beibringen, wie man einen Ball annimmt“ – selbst ins Tor schießen könnten sie ihn besser als er. „Aber bei der Umsetzung der Spielidee, dabei, dir richtigen Positionen zu finden, kann ich ihnen helfen.“

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