Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 25.10.2020

Drei Gründe für die Niederlage

Keine Frage: Auf der gegen Borussia Mönchengladbach gezeigten Leistung kann der FSV Mainz 05 aufbauen. Dass Jan-Moritz Lichtes Team trotz der erneuten Steigerung leer ausging, kam dennoch nicht von ungefähr.
Das hätte das 3:1 sein können, doch der Gladbacher Torwart Yann Sommer parierte den Schuss von Levin Öztunali.
Das hätte das 3:1 sein können, doch der Gladbacher Torwart Yann Sommer parierte den Schuss von Levin Öztunali. | Jörg Halisch/rscp-photos

Mainz. Irgendwo zwischen tiefer Enttäuschung und Wut bewegte sich Jan-Moritz Lichtes Gefühlslage am Samstagnachmittag. Die nicht näher definierte Wut, die der Trainer des FSV Mainz 05 im Anschluss an die 2:3-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach verspürte, bezog sich vermutlich nicht auf seine Mannschaft oder einzelne Akteure, sondern wurde eher durch die Gesamtsituation hervorgerufen.

Denn hatten die Mainzer ihre ersten drei Saisonspiele aufgrund teilweise desolater Leistungen vollkommen zu Recht verloren und beim 0:1 gegen Bayer Leverkusen vor Wochenfrist Pech, dass ihr einziger Abwehrfehler bestraft worden war, gaben sie diesmal nicht nur einen möglichen ersten Punktgewinn, sondern sogar den Sieg aus der Hand.

Ausschlaggebend dafür, trotz der stärksten Saisonleistung leer ausgegangen zu sein, waren vor allem drei Elemente.

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Chancen zum 3:1 vergeben

Zum einen die ungenutzten Chancen, deren wohl größte in der zweiten Halbzeit beim Stand von 2:1 Levin Öztunali vergab, der nach einem feinen Spielzug und einem gefühlvollen Heber von Kunde fast alles richtig machte, dann aber an Torwart Yann Sommer scheiterte. Die Kollegen Jean-Paul Boëtius und Robin Quaison hätten allerdings in aussichtsreichen Situationen auch etwas fester gegen den Ball treten können, um Sommer zumindest einer echten Prüfung zu unterziehen.

Und nicht zuletzt mit Jeremiah St. Justes machtvollem Vorstoß in der 73. Minute hätten die Mainzer ihren Vorsprung auf zwei Tore ausbauen können. Doch so energisch der Niederländer auch auf der rechten Seite losmarschiert war und zwei Gladbacher hatte stehenlassen, so wenig wusste er, was er tun sollte, als er erst einmal im gegnerischen Strafraum angekommen war.

Zum anderen waren da die Fehler bei den Gegentoren. Vor dem 0:1 hatte Stefan Lainer auf der rechten Gladbacher Angriffsseite zu viel Platz, um seine Flanke auf den zweiten Pfosten vorzubereiten, weil Daniel Brosinski auf Abstand blieb, statt zu attackieren. Und wären nicht Luca Kilian und Jeremiah St. Juste gemeinsam mit Breel Embolo zum Kopfball hochgestiegen, sondern einer von beiden zum zwei Meter daneben lauernden Lars Stindl gegangen, hätte der die Vorlage nicht aus fünf Metern unbedrängt ins Netz hauen können.

Niakhatés Fehlpass vor dem Handspiel

Das 2:2 resultierte aus einem Handelfmeter, den Moussa Niakhaté verursacht hatte, als er sich in einen Schuss von Marcus Thuram warf. Einen Vorwurf musste sich der Innenverteidiger dafür nicht machen lassen – wohl aber für den Pass im Spielaufbau von links in die Mitte exakt vor Matthias Ginters Füße. Dieser Ballverlust nämlich ermöglichte den Konter, den der zurückgeeilte Niakhaté unglücklich zu stoppen versuchte.

„Nach dem Ausgleich war die Enttäuschung zu spüren“, sagte Sportvorstand Rouven Schröder und auch der Trainer hatte den Eindruck gehabt, seine Spieler hätten die Köpfe hängenlassen. Ärgerlich, denn auch wenn es nach vier Niederlagen hintereinander sei es in einer solchen Situation zwar schwierig sei, noch an den Sieg zu glauben, „haben wir noch genau so viel Zeit wie Gladbach, das Spiel zu gewinnen. Das müssen wir in die Köpfe bekommen“. Dass Matthias Ginter in der 83. Minute eine Ecke mit dem Schädel zum 2:3 ins lange Eck verwertete, war die Entscheidung.

Qualitätsunterschied bei Einwechslungen

Die Ecke geschlagen hatte Jonas Hofmann, der schon den Strafstoß verwandelt hatte und der, wie beispielsweise auch Thuram, im Verlauf des zweiten Durchgangs eingewechselt worden war. Und das war das dritte maßgebliche Element an diesem Nachmittag: Die Gladbacher legten mit ihren Einwechslungen qualitativ zu, die Mainzer wurden nach ihren Wechseln schwächer. Edimilson Fernandes etwa hatte mit dem Geschehen nicht viel zu tun, Dong-won Ji gar nichts, Jonathan Burkardts Aktionen in der Offensive verliefen glücklos.

Und dennoch: „Es hat viel funktioniert“, hielt Lichte zu Recht fest. „Die Jungs haben nicht nur gezeigt, dass sie kämpfen, sondern auch sehr gut Fußball spielen können“, sagte Rouven Schröder. Der vierte und fünfte Spieltag zeigten, „dass wir absolut konkurrenzfähig sind. Wir lassen und nicht runterziehen vom Tabellenstand, wir sind kämpferisch. In Mainz wird nicht aufgegeben“.

 

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