Vest eingeplant
Mainz. Die Stimmung war prächtig, bei Gewinnern und Verlierern. Zu Letzteren gehörte am Ende sogar Daniel Kirchner: Mit seinem Doppelpartner Paul Vest und den Speyerern Lukas Steigleiter/Tizian Langohr rollte er Bälle vom Netz in Richtung Grundlinie, wer die kürzeste Strecke zurücklegte, musste den Platz abziehen. Es traf den Kapitän des TSC Mainz.
Damit aber konnte Kirchner gut leben an diesem letzten Spieltag in der Tennis-Verbandsliga, an dem er mit seinem Team den vorher so gut wie sicheren Aufstieg festgezurrt hatte. Ursprünglich war das Duell mit dem TC Weiss-Rot als Showdown um die Meisterschaft angedacht, doch die Vorhersage des Mainzer Trainers Babak Momeni war schon früh in der Saison widerlegt worden. Wegen personeller Probleme stand nach dem zweiten Wochenende fest, dass die Pfälzer nicht in der Lage sein würden, mit dem TSC um den Titel zu konkurrieren.
Und so stellte sich zum Abschluss am Ebersheimer Weg lediglich die Frage nach der Höhe des Mainzer Erfolgs – die Antwort lautete 9:0. Knapp wurde es einzig im dritten Doppel, das Mats Weber und der Ex-Speyerer Levy Müller im Matchtiebreak mit 10:5 für sich entschieden.
„Kein Systemausfall“
„Ich bin stolz auf die Mannschaft und froh, dass wir nach zwei Jahren in der Verbandsliga wieder in der Oberliga spielen werden“, sagte Kirchner. Nach einer schwierigen Medenrunde 2024 waren sein Team und er diesmal in vier der fünf Begegnungen unterfordert. Sich selbst konnte er nach dem 6:0, 6:1 gegen Levin Gehrlein eine Rückkehr zur Normalform feststellen. „Kein Systemausfall“ – anders als eine Woche zuvor im Finale der Rheinessenmeisterschaften, als er gegen den freilich deutlich höher einzuschätzenden Schott-Oberligaakteur Elias Peter ohne Spielgewinn geblieben war.
Die Ausnahme in der Liga bildete das rheinhessische Derby in Ingelheim, als die TSCler sich überraschend drei Franzosen an den vorderen Positionen ausgesetzt sahen. Zwar gingen die Mainzer aus diesen Matches durchweg als Sieger hervor, dahinter aber leer aus, was in eine 4:5-Niederlage mündete. Darüber hinaus gaben sie jedoch nur noch drei Matches ab.
In der Besetzung der erfolgreich abgeschlossenen Saison, also mit dem Spanier Oscar Mesquida Berg an eins und Unterstützung durch die Herren-30-Spieler Joel Rizzi und Felix Tripp könne das Team mit Glück auch in der Oberliga bestehen, vermutet Babak Momeni. „Aber wenn sich die Gegner darauf einstellen und entsprechend aufstellen, könnte es sehr eng werden. Um sicher drinzubleiben, brauchen wir vermutlich einen zweiten Ausländer.“
Kollision mit Herren-30-Spielplan
Mehr sind denn in der nächsten Spielzeit in allen Ligen von der Oberliga abwärts auch nicht mehr erlaubt. Darauf haben sich die Verbände aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland verständigt, bislang habe noch kein Klub dagegen geklagt, sagt Jan Hanelt, Präsident des Bezirks- und Vizepräsident des Landesverbands. „Ich gehe auch nicht davon aus, dass jemand damit Erfolg hätte.“
Diese Regelung komme dem TSC entgegen, sagt Daniel Kirchner. Unter den bisher geltenden Bedingungen, die allen Klubs die Anzahl der eingesetzten externen Kräfte selbst überließen, „wäre es schwer geworden, die Oberliga zu halten. So aber sollte das klappen“. Eine Unwägbarkeit bleibt das weitere Mitwirken der Herren 30, mit deren Spieltagen die der Oberliga mit ihren Doppelwochenenden etwa zur Hälfte kollidieren.
Für das Unterfangen Oberligaverbleib baut der Trainer auch auf Paul Vest. „Ich rechne fest mit ihm“, sagt der Trainer, „wir werden ihn in den nächsten Monaten so aufbauen, dass er eine Klasse höher mithalten kann.“ Der 22-Jährige hatte schon in der vorvergangenen Saison in der Oberliga mitgewirkt, als der TSC auf verlorenem Posten stand und zum zweiten Mal in die Verbandsliga absteigen musste.
Vorübergehend die Lust verloren
Damals habe er schon keine große Lust auf Tennis gehabt und den Rest der Begeisterung wegen schlechter Matches verloren, sagt Vest. „Ein halbes Jahr lang habe ich komplett pausiert, dann habe ich wieder angefangen zu spielen, aber nur zum Spaß.“ In diesem Frühjahr jedoch, als er am TSC-Trainingslager auf Mallorca teilnahm, haben Babak und Daniel mich überzeugt, wieder in die Medenrunde einzusteigen.“ Vest wirkte einmal in der Zweiten Mannschaft und danach zweimal in der Verbandsliga mit. „Dass sie mich eingeladen haben, in der Ersten zu spielen, hat mich sehr gefreut.“
Momeni zweifelte nicht daran, dass Vest trotz der längeren Auszeit zurechtkommen würde. „Körperlich ist er unglaublich stark, und die technischen Grundlagen beherrscht er sowieso“, sagt der Trainer. „Tennis ist schon geil“, resümierte der Comebacker nach seinem Doppel mit Kirchner – eine Kombination, die es übrigens schon in der U15 gab. „Ich weiß, dass Babak mit mir plant, und wenn es nach dem Studium mit meinem Job passt, würde ich nächste Saison gerne weitermachen.“