Oberliga | Peter H. Eisenhuth | 11.07.2020

Gute Unterhaltung

Im längsten Match des letzten Oberligaspieltags gelingt Schott-Neuzugang Promise Iwere der erste Saisonsieg. Beim 19:2-Mannschaftserfolg gegen den TC SW Landau kämpft er mit seinem Aufschlag, platten Bällen und einem diskussionsfreudigen Gegner.
Holte sich ein Match zurück, dass er fast schon aus der Hand gegeben hatte: Promise Iwere.
Holte sich ein Match zurück, dass er fast schon aus der Hand gegeben hatte: Promise Iwere. | Bernd Eßling
Zwei Siege am letzten Doppelspieltag, der zweite ohne Spielverlust: Steffen Hillenmeier.
Zwei Siege am letzten Doppelspieltag, der zweite ohne Spielverlust: Steffen Hillenmeier. | Bernd Eßling
Gewann am letzten Spieltag sein zweites Einzel in dieser Saison: Robert Kovács.
Gewann am letzten Spieltag sein zweites Einzel in dieser Saison: Robert Kovács. | Bernd Eßling

Mainz. Wenn man viel Spaß am Tennisspielen hat, macht man es so wie Promise Iwere am Sonntagvormittag. Dann zieht man ein Match, das man auch nach zwei Sätzen, spätestens aber im Matchtiebreak glatt gewinnen sollte, etwas in die Länge. Um die Spannung aufrecht- und die Zuschauer noch mittels einiger Diskussionen mit dem Gegner zu unterhalten. Wäre die Nummer schiefgegangen, hätte der Neuzugang des TSV Schott Mainz sich zu Recht geärgert – auch, weil er in diesem Fall ohne Einzelsieg aus der Oberligasaison herausgegangen wäre.

Diese Schmach aber ersparte er sich. Iwere zwang in einem Duell, das länger dauerte als nebenan die Matches seiner Kollegen Steffen Hillenmeier und Felipe Damke zusammen, Johannes Kuhn mit 6:4, 5:7 und 15:13 in die Knie. Und auch die Mannschaft war erfolgreich, sie bezwang den TC Schwarz-Weiß Landau mit 19:2.

„Ich hätte es gerne schneller beendet, aber es hat auch Spaß gemacht“, sagte die Mainzer Nummer zwei hinterher. Was er dafür hätte besser machen müssen? „Vor allem das, was mein durchgehendes Problem in dieser Saison war“, sagte er. „Mein Aufschlag. Da war von Anfang bis Ende der Wurm drin.“

Stopps zu hoch abgesprungen

Deshalb habe er in den vorangegangenen Wochen auch all jene Matches verloren, in denen er der bessere Spieler gewesen sei; auch am Samstag beim 4:6, 3:6 gegen Fred-Olivier Schommer in Sulzbachtal sei dies der Fall gewesen. „Ich habe auch gegen die starken Gegner in den ersten Sätzen immer mal ein Break vornegelegen, aber ich konnte diese Führung wegen meiner extremen Aufschlagprobleme nicht durchziehen. Und wenn du dreimal breakst, nutzt dir das nichts, wenn du viermal den eigenen Aufschlag abgibst.“

Aus dieser Spirale einen Ausweg zu finden, sei ihm nicht gelungen. Bis Sonntag. Auch wenn es unnötig eng wurde. „Normalerweise muss ich in zwei Sätzen gewinnen, zu zwei oder zu drei“, sagte Iwere. „Aber ich bin ja froh, dass es überhaupt geklappt hat.“ Entsprechend laut geriet sein Schrei nach dem letzten Punkt.

In der von langen Ballwechseln geprägten Auseinandersetzung trat Iwere im ersten Satz variantenreicher auf. Mit dem Manko, dass ein Großteil seiner immer wieder mit der Vorhand eingestreuten Stopps nicht gut genug war, zu hoch absprang und es Kuhn leichtmachte, den Ball zu erlaufen. „So ist es“, räumte er ein, „irgendwann wurde der Arm schwer, und mein Gegner war schnell und konnte die Bälle longline oder cross wegspielen. Aber ich musste die Stopps trotzdem versuchen, damit er sich nicht hinten festsetzen konnte.“

Wiederholter Disput

Denn in den Grundlinienduellen fühlte sich der Landauer offenkundig wohl, mochte Iwere ihn auch noch so oft von rechts nach links und wieder zurückschicken. „Deshalb musste ich ihn in die Vorwärtsbewegung zwingen“ – in der Hoffnung, dass Kuhn den Ball entweder doch nicht erläuft oder einen Fehler macht.

Wie das aussehen konnte, wenn es funktionierte, zeigte das zehnte Spiel. Iwere brachte einen dieser Stopps an, Kuhn erlief den Ball, ohne zum Gegenangriff übergehen zu können, Iwere spielte einen Lob vor die Grundlinie, Kuhn brachte den Ball hoch zurück. Iwere drosch einen Überkopfball seinerseits von der Grundlinie übers Netz, die Kugel kam erneut zurück. Auch an den nächsten Stopp kam Kuhn noch heran, dann aber beendete Iwere den Ballwechsel mit einer langen, diagonal geschlagenen Vorhand. Den Satz machte er mir einem Ass zu.

Im zweiten Durchgang gesellte sich zum Sport die Unterhaltung hinzu – wiederholt verstrickten sich die beiden Kontrahenten in Diskussionen, die dem Mainzer mehr zu schaffen machten. Nicht nur, weil sie zugunsten Kuhns endeten. Beim ersten Mal definitiv zu Unrecht: Iwere wähnte ein Spiel als gewonnen, der Landauer widersprach, es stehe erst 40:15. Tatsächlich aber hatte der Schottler zwei Punkte nach Stopps erzielt, einen per Vorhandschlag, der zu Kuhns Überraschung auf der Linie landete, und einen Überkopfball. Iwere ließ es nach längerem Disput gut sein und holte sich das Spiel mit dem nächsten Aufschlag.

„Keiner, mit dem man Streit bekommen kann“

Viel Zeit verging nicht bis zur nächsten Unterredung. Der Streitpunkt: Ein Aufschlag Kuhns war im Netz gelandet, der Ball rollte zurück und blieb hinter der T-Linie liegen. Nach Kuhns zweitem Service flog die Kugel noch zweimal übers Netz, bevor der Mainzer mit Hinweis auf die Stolperfalle vor Kuhns Füßen unterbrach. „Das ist einfach nur Nettigkeit“, wies er den Vorwurf zurück, einem Punktverlust vorgebeugt zu haben – in Bedrängnis war er in der Tat nicht.

Sein Gegenüber mochte den Punkt jedoch nicht erneut ausspielen. „Es ist meine Entscheidung, ob ich spiele, wenn ein Ball in meinem Feld liegt“, betonte er, und lag damit wohl richtig. Der als Schiedsrichter herbeigerufene Sven König traf keine Entscheidung („Ihr seid alt genug“), Iwere gab nach. „Ich bin keiner, mit dem man Streit bekommen kann“, sagte er später, „ich bin für Fairplay bekannt, und ich gebe auch Bälle gut, die wahrscheinlich aus sind. Aber mein Gegner heute wurde ein bisschen trotzig, dann muss man auch mal was sagen…“

Die „durchgehende Diskutiererei“ des Landauers habe ihn freilich genervt. „Wenn ich mich darauf einlasse, verliere ich die Konzentration.“ Noch mehr zu schaffen machte ihm, dass die Bälle die Luft verloren und so langsam wurden, dass sich kein Druck mehr erzeugen ließ. Iweres Glück: Einer war so platt, dass er ausgetauscht werden musste, und den neuen pickte der 25-Jährige sich fortan für die Aufschläge heraus.

König verliert im dritten Durchgang

Das änderte nichts daran, dass Kuhn den zweiten Satz umbog und im Matchtiebreak, als Iwere nach 3:0, 7:3 und 8:4 so gut wie durch schien, ausglich und bei 10:11 selbst den ersten Matchball hatte. Doch unter anderem ein Doppelfehler des Landauers, ein klasse Stopp des Mainzers und dessen glänzendes Serve-and-volley-Spiel beim letzten Ballwechsel bescherten Iwere den ersten Saisonsieg.

Eng verlief darüber hinaus nur noch das Spitzenspiel, in dem Sven König den ersten Satz gegen Elias Peter mit 4:6 abgab, den Landauer danach aber geknackt zu haben schien – 6:0 im zweiten Durchgang war ein Statement. Im Matchtiebreak jedoch kam der Pfälzer nicht zuletzt dank starker Aufschläge wieder besser ins Spiel und setzte sich mit 10:7 durch. Es war das einzige Einzel, das zugunsten der Landauer endete, die zu den Doppeln nicht mehr antraten.

„Wir hätten gerne noch gespielt, aber sie wollten nicht mehr“, bedauerte Schott-Kapitän Steffen Hillenmeier. „Vielleicht lag es daran, dass Elias Peter zuvor umgeknickt war und behandelt werden musste.“ (weiterer Bericht folgt)

 

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