Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 17.05.2019

„Ich kann mit einem guten Gefühl abtreten“

05-Kapitän Niko Bungert über das unmittelbar bevorstehende Ende seiner Karriere, elfjährige Vereinstreue, prägende Trainer, die Vorbildfunktion von Fußballprofis und Koffer in der Innenverteidigung.
Eines noch, dann ist Schluss. Niko Bungert, über Jahre hinweg eines der prägenden Gesichter des FSV Mainz 05, beendet am Samstag seine Karriere. Die Szene stammt aus dem Spiel gegen den FC Augsburg von Ende März 2014. Die 05er gewannen 3:0, Bungert erzielte das erste Tor.
Eines noch, dann ist Schluss. Niko Bungert, über Jahre hinweg eines der prägenden Gesichter des FSV Mainz 05, beendet am Samstag seine Karriere. Die Szene stammt aus dem Spiel gegen den FC Augsburg von Ende März 2014. Die 05er gewannen 3:0, Bungert erzielte das erste Tor. | Eva Willwacher

Mainz.  Vor elf Jahren, im Sommer 2008, kam Niko Bungert an den Bruchweg. Zuvor hatte der gebürtige Bochumer, der aus der Jugend der SG Wattenscheid 09 und des FC Schalke 04 hervorgegangen war, zwei Jahre für Kickers Offenbach in der Zweiten Liga gespielt. Trainer war Jörn Andersen – mit dem er anschließend in Mainz in die Erste Liga aufstieg.

Beim FSV Mainz 05 war Bungert von Beginn an Stammspieler. Seine erstes Meisterschaftsspiel bestritt er zum Saisonauftakt gegen den 1.FC Kaiserslautern (3:3 nach 3:0 Führung), sein erstes Tor für die Rheinhessen erzielte er am fünften Spieltag beim 2:0 gegen den 1.FC Nürnberg. Im Oberhaus traf er erstmals am 16. Januar 2010 beim 2:4 in Leverkusen.

Inzwischen ist Bungert, der verletzungsbedingt in der vorigen Saison ohne Einsatz blieb, bei 165 Erstligaspielen (und acht Toren) angekommen; am Samstag könnten es 166 werden. Nach der Partie gegen die TSG Hoffenheim wird er seine Karriere beenden.

Für das Abschlussinterview mit SPORTAUSMAINZ.de am Mittwoch dieser Woche schlug er eine in Profikreisen ungewöhnliche Uhrzeit vor: 9 Uhr.

 

Herr Bungert, es gibt wahrscheinlich nur wenige Fußballer, die morgens um 9 Uhr schon für ein Interview zur Verfügung stehen. Haben sie um diese Zeit nichts Besseres zu tun, oder häufen sich gerade die Anfragen?

Nee, das passt bei mir ganz gut. Zwischen Kinder für Kindergarten und Schule fertigmachen und Training, zu dem wir uns um 10 Uhr treffen, habe ich ein kleines Loch. Der eine oder andere kriecht wahrscheinlich erst um halb zehn aus dem Bett, aber ich bin schon eine Weile auf den Beinen. (grinst)

Ein Spiel noch.

Ja.

Alles noch gut?

Doch, schon. Ab und zu kommt etwas Wehmut auf, das kann ich nicht leugnen. Jetzt ist der Tag ja auch wirklich zum Greifen nah, und dann war es das von heute auf morgen…

Aber Sie hegen nicht den Gedanken, es könne vielleicht doch zu früh sein für ein Karriereende?

Nee, das nicht. Die Entscheidung habe ich getroffen, und die passt auch so. Ich glaube auch nicht, dass es einem leichter fällt, wenn man 34 oder 36 Jahre alt ist. Ich bin jetzt 32, aber ich glaube, das kommt alles aufs Selbe raus. Der Tag wird hart. Aber das ändert nichts daran, dass ich überzeugt bin, mich richtig entschieden zu haben.

Sie haben in dieser Saison sechsmal auf dem Platz gestanden, am Samstag kommt vielleicht das siebte Mal dazu. Sie hatten einen tollen Auftritt im wichtigen Heimspiel gegen den SC Freiburg. Ist das für Sie ein zufriedenstellender Abschluss oder hadern Sie damit, dass Ihnen Ihr Körper den einen oder anderen Einsatz verhagelt hat?

Das sind gemischte Gefühle. Natürlich ist es eine Verbesserung gegenüber der vorigen Saison, als ich ein ganzes Jahr kaum einsatzfähig war. Dagegen war das jetzt ein Schritt nach vorne. Auf der anderen Seite gab es lange Phasen, in denen ich das Gefühl hatte, gut drauf zu sein, und in denen es aus meiner Sicht nicht verkehrt gewesen wäre, mich in der Startelf zu sehen. Da wäre sicher das eine oder andere Spiel mehr möglich gewesen. Aber ich bin keiner, der versucht, die negativen Aspekte in den Vordergrund zu stellen, egal ob mit Blick auf diese Saison oder meine gesamte Karriere. Ich bin froh, dass ich die ganze Zeit als Fußballprofi verbringen durfte, ich bin froh über das erwähnte Freiburg-Spiel, das für mich sehr besonders war. Insofern kann ich im Großen und Ganzen mit einem guten Gefühl abtreten.

In den Phasen, in denen Sie sich etwas öfter in der Startelf für sinnvoll befunden hätten: Haben Sie mit dem Trainer darüber geredet, oder machen Sie so etwas mit sich selbst aus?

Es gab schon das eine oder andere Gespräch mit dem Trainer, in denen wir uns auch nicht immer einig waren, was die richtige Entscheidung ist. Aber ich glaube, so etwas gehört dazu, das ist auch bei anderen schon vorgekommen

Sandro Schwarz hat gesagt, er werde am Samstag keine Einsatzzeiten verschenken, sondern nach Leistung aufstellen. Sehen Sie für sich die Chance, in der Startelf zu stehen?

Es ist wie in allen Spielen so, dass ich gerne auf dem Platz stehen würde. Und natürlich wäre es schön, beim letzten Mal aus dem Kabinengang zukommen und in der Startelf zu sein. Das wäre etwas Besonderes, daraus mache ich keinen Hehl. Man wird sehen.

Sie sind jetzt elf Jahre im Geschäft, trotzdem wird Ihr Vorname manchmal noch falsch geschrieben. Finden Sie es beruhigend, dass das auch Niko Kovac manchmal passiert?

Da bin ich relativ uneitel. Ich glaube, es ist auch eher exotisch, Niko mit „k“ zu schreiben. Es wird für viele an der Stelle jetzt auch überraschend sein, dass mein Name eigentlich Nikolas ist, nicht Niko…

... damit kommen sie nach elf Jahren...

…ja, das habe ich lange verheimlicht.

Elf Jahre als Profi bei einem Verein zu sein, schafft nicht jeder. Empfinden Sie eine solche Vereinstreue als außergewöhnlich?

Für mich war es nie so außergewöhnlich. Aber ich habe jetzt gehört, dass ich in der Bundesliga nach Franck Ribéry und Fabian Lustenberger der Spieler mit der drittlängsten Vereinszugehörigkeit bin. Daran merkt man dann schon, dass so etwas heute nicht mehr ganz gewöhnlich ist. Und wenn ich auf ältere Mannschaftsposter schaue, denke ich manchmal schon: Das ist der Wahnsinn, was in so kurzer Zeit da durchgeht. Manchmal sind es in einer Wechselperiode zehn bis zwölf Spieler, die den Verein verlassen. Und dann guckst du auf ein Poster von vor drei Jahren und siehst gerade eine Handvoll Spieler, die heute immer noch da sind. Von meinem ersten Tag in Mainz sind selbst aus dem Funktionsteam nur noch Stephan Kuhnert, Physio Stefan Stüwe, natürlich Walter Notter und Axel Busenkell übrig.

War es für Sie jemals ein Thema, den Verein noch mal zu wechseln, oder stand das nicht mehr zur Disposition?

Es war schon so, dass ich mich in verschiedenen Momenten meiner Karriere mit der Frage auseinandergesetzt habe, aber im Endeffekt gab es immer viele gute Gründe, in Mainz zu bleiben, und die haben überwogen. Ich wusste immer, was ich hier hatte, dass ich einen Verein mit tollem Umfeld und einer tollen Stadt vorfinde. Der Verein hat immer viel Ruhe ausgestrahlt, das hat alles auch zu der Art gepasst, wie ich Fußball spiele. Deshalb war ich letztlich sowohl in meinen guten als auch in meinen weniger guten Phasen der Meinung, dass es keinen Sinn ergibt, einen Wechsel anzustreben. Selbst wenn ich längere Zeit mal nicht gespielt habe, war ich immer überzeugt, dass ich eine faire Chance kriege, mit Leistung wieder in die Mannschaft zu kommen. Das wollte ich nicht aufgeben.

Dimo Wache hatte auf der Zielgeraden seiner Karriere eingestanden, dass er sich bei der neuen Spielergeneration nicht mehr so richtig zu Hause fühle. Bei ihnen hat man diesen Eindruck nicht.

Das ist ja nicht nur im Fußball so, sondern in der Gesellschaft ganz normal, dass sich von Generation zu Generation etwas verändert. Es gab bestimmt auch schon vor 50 Jahren Unterschiede zwischen den Generationen. Für mich war immer wichtig, den neuen, jungen Spielern vorzuleben und klarzumachen, worum es bei Mainz 05 geht. Und das geht nicht, wenn man sich verschließt und griesgrämig ist, sondern nur, wenn man offen und positiv ist und mit Lust und Laune an die Sache herangeht. Es hat mir immer Spaß gemacht, auch noch in den letzten Wochen, das weiterzugeben, was Mainz 05 ausmacht.

Gibt es Anekdoten mit Spielern, die Sie herangeführt haben?

Thomas Tuchel hat damals bei Yunus Malli, der, wie wir alle wissen, ein sehr begabter Fußballer ist, das Problem ausgemacht, dass er nicht aggressiv verteidigt. Er hat mir dann gesagt, er stecke mich ab sofort in jedem Trainingsspiel mit Yunus in eine Mannschaft, damit ich ihn coache, in Zweikämpfe pushe und ihm Stück für Stück beibringe, aggressiver zur Sache zu gehen.

Würden Sie sagen, sie waren erfolgreich?

Ja, ich glaube schon. Yunus wird sicher kein Sergio Ramos mehr werden, das war auch nicht die Ambition, aber er hat sich in dieser Beziehung klar weiterentwickelt. Auch wenn ich nicht sagen würde, dass das in erster Linie an mir lag, sondern an ihm selbst.

Es ist originell, dass sich Thomas Tuchel für diese Aufgabe den Innenverteidiger ausgesucht hat, der rein körperlich nicht direkt in das Bild des aggressiven Anführers hineinpasst. Man sieht ja heute, egal wo man hinschaut, nur noch Koffer im Abwehrzentrum stehen. Und Sie sind dann doch mehr…

… schmal gebaut.

Welche Anforderungen mussten sie erfüllen, um trotzdem auf dieser Position so lange im Profifußball bestehen zu können?

Darüber habe ich mir lange Zeit überhaupt keine Gedanken gemacht. Dadurch, dass ich so bin, wie ich bin, hat sich von Anfang an eine etwas andere Art zu verteidigen ergeben. Ich muss viel aggressiver, viel wacher sein. Ich habe nicht den Luxus, mit dem Oberkörper gegen einen großgewachsenen Stürmer gehen zu können, sondern muss mehr mit den Beinen stechen, um die Bälle unten zu erobern. Das kann aber auch ein Vorteil sein, der eine oder andere Stürmer hat damit Probleme, weil er es gewohnt ist, oben bearbeitet zu werden. Ich glaube, ich habe da intuitiv relativ viel richtiggemacht, sonst hätte ich mit meinem Körper nicht zehn Jahre in der Bundesliga überleben können.

Gab es denn Trainer, die gesagt haben: „Bungert, ab an die Maschine“?

Ja, in jungen Jahren kam das schon vor, aber mit der Zeit haben sie mich machen lassen. Sie haben ja gesehen: Da kommt nicht mehr viel. Aber es hat funktioniert. Ich bin ja nicht mit 20 Prozent Zweikampfquote durch die Jahre gegangen, sondern hatte Jahre, in denen ich unter den Top 10 oder Top 5 der Zweikämpfer in der Liga war.

Würden Sie für mehr Vielfalt auf dieser Position plädieren? Oder kennen Sie andere Innenverteidiger mit einer ähnlichen Statur?

Ab Landesliga abwärts vielleicht. Ich plädiere einfach dafür, nicht voreingenommen zu sein. Selbst, wenn ein Innenverteidiger etwas dünner oder kleiner ist als der Durchschnitt, muss man als Trainer darauf schauen, was ein Spieler zu leisten imstande ist. Es gibt auch Stürmer, die fünf Kilo zu viel haben und ihren Job machen. Ich hatte in meiner Karriere das Glück, immer Trainer zu haben, die nicht voreingenommen waren. Das ist auch etwas, was für Mainz 05 spricht.

Wurden Sie viel geneckt wegen Ihrer Statur?

Klar. Aber ohne, dass es jemals böse wurde. Jeder hat in einer Mannschaft sein Päckchen zu tragen, irgendwas, über das sich die anderen lustig machen. Das gehört aber zu einem Mannschaftssport dazu, dass man übereinander lachen kann. Ich bin da auch sehr entspannt und eher einer, der sich selbst auf die Schippe nimmt.

Sie sind mit Trainer Jörn Andersen aus Offenbach gekommen und gleich in die Erste Liga aufgestiegen. Danach kamen Thomas Tuchel, Kasper Hjulmand mit einem kurzen Intermezzo, Martin Schmidt und Sandro Schwarz. Hat Sie einer dieser Trainer besonders geprägt oder beeindruckt?

Das war natürlich Thomas Tuchel, alleine schon, weil es die längste Zeit war. Er war fünf von elf Jahren mein Trainer. Unter ihm habe ich mit 21 Jahren meine ersten Bundesligaspiele bestritten. Er ist ein Trainer, der Spieler individuell besser machen kann. Ich habe wahnsinnig davon profitiert, dass er gerade in meinen jungen Jahren mein Trainer war. Die Zeit war zudem sportlich unglaublich erfolgreich. Wir haben 2010/11 einen Bundesliga-Startrekord mit sieben Siegen hingelegt, wir haben zweimal den Europapokal erreicht. Er hat mich persönlich und den Verein wahnsinnig geprägt. Das hätte sich alles nicht so entwickelt, wenn es diese fünf Jahre nicht gegeben hätte.

Haben Sie noch Kontakt mit ihm?

Ich habe schon regelmäßig Kontakt mit ihm, auch mit einigen anderen Ex-Mainzer aus seinem Trainerstab, Arno Michels, Rainer Schrey, Benni Weber.

Sie waren ein Spieler ohne Skandale, Sie kamen aber persönlich auch nie zwischen irgendwelche Fronten. Ist das Profigeschäft Bundesliga gar nicht so verrückt, wie es manchmal erscheint?

Das ist für mich absolut richtig. In Mainz lief es sportlich bombastisch und es herrschte Ewigkeiten Ruhe, zunächst mit Christian Heidel und Harald Strutz an der Spitze. Hier war immer eine eingespielte Führung am Werk. Nach deren Abgang haben wir dann auch mal ein Jahr lang erlebt, wie es ist, wenn Unruhe aufkommt, wie sich die Leute in manchen anderen Vereinen fühlen. Das war belastend.

Beschäftigen Spieler sich mit solchen Dingen, oder nur Spieler, die schon länger dabei und besonders reflektiert sind?

Ja, es war etwas, was einen ablenkte von dem, was man eigentlich machen sollte: sich aufs Fußballspielen zu konzentrieren. Es kamen Anfragen von der Presse, es wurde intern geredet. Da war es alles andere als ruhig. Umso schöner ist es, dass wir das als Verein wieder in den Griff bekommen haben. Auch wenn alles komplett neu ist in der Führung, so ist doch auch alles irgendwie wieder beim Alten.

Sie steigen nach dem Urlaub in Ihr Traineeprogramm im Verein ein. Wie gehen Sie das an?

Ich gehe das ganz offen an. Sicherlich habe ich ein paar Sachen im Kopf, die ich mir eher vorstellen kann als andere, aber ich will nach 15 Jahren als Fußballer erst mal möglichst neugierig an die Sache herangehen. Ich möchte mich nicht vorher festlegen und dadurch selbst beschränken. Ich bin sehr dankbar, dass ich diesen Weg gehen kann, für den sich nicht zuletzt Sportvorstand Rouven Schröder sehr eingesetzt hat.

Sie haben auch ein Studium abgeschlossen?

Ja, ein zweijähriges Fernstudium Fußballmanagement. Es ist aber schon ein paar Jahre her.

Jürgen Klopp haben Sie als Trainer nicht mehr erlebt. Empfinden Sie trotzdem etwas Besonderes, wenn dieser in Mainz groß gewordene Trainer nun zum dritten Mal im Finale der Champions League steht?

Zwischen Mainz und Jürgen Klopp besteht eine emotionale Bande. Das empfinde ich auch mit. Als wir kürzlich als Mannschaft eine Werbetour durch Mainzer Kneipen gemacht haben, war das zufälligerweise genau an dem Abend, als Klopp mit Liverpool Barcelona 4:0 geschlagen hat. Da spürte man, wie sehr Mainz mit ihm mitfiebert. Viele saßen da in Liverpool-Trikots. Die ganze Stadt und der Verein sind da schon stolz drauf, was mit ihm passiert. Es ist einfach klasse, dass zwei Trainer wie Klopp und Tuchel in Mainz das Laufen gelernt haben.

Sie haben obendrein ja auch noch Wolfgang Frank, der in Mainz ebenfalls Kultstatus hat, in ihrer Offenbacher Zeit erlebt. Hat er auch eine Bedeutung für Sie?

Wolfgang Frank war auch ein sehr prägender Trainer mit der Genauigkeit, mit der er gerade an defensiven Abläufen gefeilt hat. Ich weiß genau, wie man abkippen, wann man verschieben muss, weil er es in uns reingeprügelt hat. In Mainz war er, was ich natürlich nur aus Erzählungen weiß, ja auch eine sehr wegweisende Gestalt.

Sie sind ein bodenständiger Spieler geblieben. Sehen Sie Gefahren, dass der Sport aus den Fugen gerät mit den immer verrückteren Transfersummen und Gehältern?

Für mich ist es kein Problem, dass im Fußball hohe Gehälter gezahlt werden. Das muss man nicht anprangern, weil nun einmal viel Geld im Fußball steckt, weil er halt so beliebt ist. Mit ist es aber wichtig, dass die Spieler und alle, die davon profitieren, das richtig einschätzen und es auch als Privileg empfinden. Alle müssen wissen, dass es Menschen gibt, die viel härter für viel weniger Geld arbeiten müssen. Diese realistische Sicht sollte sich jeder bewahren und menschennah am Boden bleiben.

Sie haben sich in der Beziehung vor nichts gedrückt. Wenn Mainz 05 eine soziale Aktion veranstaltet hat, waren Sie dabei, egal ob es um Obdachlose oder kranke Kinder ging.

Mit solchen Aktionen und durch unsere Bekanntheit kann man viel erreichen. Da geht es ja auch nur um eine oder zwei Stunden, mit denen man viele Menschen glücklich machen kann. Das mache ich gerne. Und wir werden schließlich auch gut bezahlt als Profis. Dann sollte man auch so viel Verantwortungsgefühl zeigen, dass man diese Dinge gerne tut.

Haben Fußballprofis eine Vorbildfunktion?

Auf jeden Fall. Wobei man aufpassen sollte, dass die Öffentlichkeit nicht mit der Lupe im Leben von Fußballern nach Fehlverhalten sucht. Aber gewisse Werte zu vermitteln gehört dazu.

Spielen Sie Tennis?

Ich spiele nicht, aber ich habe es vor. Warum?

Sie wurden mal in der SWR-Sendung „Flutlicht“ bei einem Ihrer ersten Auftritte sehr hartnäckig danach gefragt – wegen Wilhelm Bungert, dem ehemaligen deutschen Tennisspieler und Daviscup-Kapitän.

Ach so, ja. Das höre ich seit 30 Jahren. Gerade bei älteren Generationen kam immer, wenn ich meinen Namen sagte, ein: „Wie der Tennisspieler.“ Mittlerweile sagen manche beim Namen Bungert aber auch: „Wie der Fußballer.“

Wenn Sie Ihrer Karriere eine Überschrift geben müssten, wie könnte die lauten?

Für mich war es, ehrlich gesagt, lange Zeit eine Überraschung, dass ich es in die Bundesliga geschafft habe. Ich habe zwar schon als Kind immer in Freundebücher geschrieben: „Mein großer Traum ist, Fußballer zu werden.“ Aber ich habe das nie wirklich als realistisch angesehen. Irgendwas muss ich dann wohl auch richtiggemacht haben.

Sie hören jetzt nach elf Jahren auf, genauso lang hat auch Nikolce Noveski, Ihr langjähriger Partner in der Innenverteidigung, für Mainz 05 gespielt. Ist das ein Standardwert für Innenverteidiger?

Es passt zumindest zu Mainz.

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