Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 07.01.2019

24 Meter vor dem Tor gibt's kein Zurück

AUS DEM TRAININGSLAGER (II): Sandro Schwarz arbeitet mit seiner Mannschaft am Offensivverhalten – und ist von den Darbietungen am zweiten Tag in Estepona begeistert. Am Dienstag steht der Test gegen Standard Lüttich an.
Da staunt Phillipp Mwene (l.): Issah Abass, in der Bundesliga-Hinrunde nur einmal eingesetzt, überzeugte am Montag mit zahlreichen guten Offensivaktionen.
Da staunt Phillipp Mwene (l.): Issah Abass, in der Bundesliga-Hinrunde nur einmal eingesetzt, überzeugte am Montag mit zahlreichen guten Offensivaktionen. | Peter H. Eisenhuth
Der Mainzer Traum lebt jetzt auch in Estepona.
Der Mainzer Traum lebt jetzt auch in Estepona. | Peter H. Eisenhuth

Estepona. Sandro Schwarz‘ Anweisungen waren prägnant formuliert. Auf dem verkürzten und verengten Spielfeld – die Tore standen jeweils an den Strafraumlinien – wollte der Trainer des FSV Mainz 05 am Montagvormittag vor allem sehen, wie seine Akteure das Spiel in die Tiefe gestalten. Wie angekündigt, dominierte der Offensivgedanke die zweite Übungseinheit im Trainingslager in Estepona; hinterher zeigte sich der Chefcoach regelrecht begeistert.

„Das war unser erstes inhaltliches Training nach der Winterpause, und es waren sofort Zug und eine hohe Intensität drin“, sagte Schwarz erfreut. Ziel der Übung war es, an einem der Aspekte zu arbeiten, die sich in der Hinrundenanalyse als Felder mit dem größten Entwicklungspotenzial herausgestellt hatten. Daran, den Zug zum gegnerischen Tor auch im letzten Drittel nicht zu verlieren, sondern bedingungslos nach vorwärtsgerichteten Lösungen zu suchen. Und sie zu finden.

Dass sie dies können, demonstrierten die 05-Profis auf dem neuen Rasen des Trainingsgeländes Complejo Deportivo Arroyo Enmedio eindrucksvoll. Jeweils zwei Stangen auf jeder Seite des Spielfeldes markierten etwa 24 Meter vor den Toren eine Linie, die sozusagen den point of no return darstellte: Sobald die angreifende Mannschaft den Ball über diese Linie gebracht hatte, gab es kein Zurück mehr.

Tore aus allen Situationen

Pässe nach hinten aus diesem Abschnitt heraus waren untersagt, Kreativität und Durchsetzungsvermögen waren gefragt. Und daraus resultierten „Tore aus allen Situationen“, wie Schwarz feststellte, „wir hatten den gewünschten Zug zum Tor aus zweiten Bällen, aus Umschaltaktionen, aus dem Gegenpressing und aus dem Spielaufbau heraus“. Insbesondere Jean-Philippe Mateta profitierte von den Ideen und Pässen seiner Mitspieler und erzielte einige sehenswerte Treffer.

Der Trainer lobte viel, inhaltliche Korrekturen musste er kaum vornehmen, sieht man einmal davon ab, dass er auf der Spielfläche, der quasi die Außenbahnen abhandengekommen waren, weniger lange Diagonalschläge sehen wollte. „Die sind auf dem engen Feld schwieriger zu spielen“, erläuterte er, „stattdessen ist es sinnvoller, diagonal mit kurzen flachen Pässen zu arbeiten.“

Grundsätzlich habe er jedoch kein Problem mit den langen Bällen, betonte Schwarz. „Wir müssen uns nicht nur Durchkombinieren. Wenn das nicht geht, dann kann man auch zu anderen Mitteln greifen.“ Entscheidend sei allerdings, auch dann den Vorwärtsgedanken hochzuhalten, auf die zweiten Bälle zu gehen, und nach deren Eroberung mit Tempo in den Strafraum und zu den gewünschten Abschlüssen zu kommen.

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Kurze Videoanalyse

Am Dienstagnachmittag können seine Kicker dies unter erschwerten Bedingungen praktizieren: Ab 16 Uhr bestreiten sie ihr erstes Testspiel in Andalusien gegen Standard Lüttich, den Tabellenvierten der belgischen Ersten Liga (siehe rechts: Hintergrund). Über die Grundordnung und einige weitere Ansätze des Gegners hat Schwarz sich in den vergangenen Tagen informiert, mit seinem Trainerstab wird er auch eine kurze Videoanalyse vorbereiten. Ein paar Informationen über die Belgier will er seinen Spielern schon mit auf den Weg geben, wenn das auch nicht so ausführlich ausfallen werde wie vor Bundesligaspielen.

 

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