Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 01.11.14 „...mir rolle unser Dutt.“ Werden sie an der Weser wieder fröhliche Lieder singen? Robin Dutt wird Miroslav Karhan den Ball nicht mehr wegnehmen. Das liegt allerdings weniger an Dutts "Beurlaubung" in Bremen als daran, dass der ehemalige 05-Profi seine Karriere beendet hat. | Eva Willwacher Bremen. Nicht mehr lange, dann wird in Mainz die nächste Kampagne eröffnet. Oder, wie es Vertreter des vierfarbbunten Brauchtums gerne formulieren, dann wird der Vorhang ein wenig gelupft, um einen Vorgeschmack auf das zu geben, was sich auf den närrischen Bühnen vom ersten Januar-Wochenende bis Fastnachtsonntag zutragen wird. Und irgendwo stimmt sicher auch jemand den alten Hit an: „Sie krie’n uns nit, sie krie’n uns nit, sie krie’n uns nit kaputt. Mir halle unser Fassenacht unn rolle unser Dutt.“ Apropos Dutt: Am Samstagnachmittag kommt Werder Bremen in die Coface-Arena, allerdings ohne den bisherigen Trainer. Dass es mit dem Mann, der beim SC Freiburg als Volker-Finke-Nachfolger Beachtliches geleistet hatte, danach aber erst bei Bayer Leverkusen und dann als DFB-Sportdirektor rasch gescheitert war, auch an der Weser nichts werden würde, ließ sich schon vorige Saison erahnen. Offensives Steckenpferd „Die Offensive ist mein Steckenpferd. Die Defensive ist vom taktischen Ablauf her aber einfacher zu trainieren“, hatte er damals gesagt. Am Saisonende war Werder Tabellenzwölfter. Mit der dreizehntbesten Offensive und der vierzehntbesten Defensive. Danach verließ Torjäger Aaron Hunt den Verein. Und in dieser Runde wurde es noch schlimmer. Der Trainer zog wie Robin Dutt, der Rächer der Enterbten, mit seiner friedlichen Bande durch die Lande und verschenkte die Punkte. Neun Spieltage lang. Bis alle mehr hatten als die Bremer. Dass Geschäftsführer Thomas Eichin, der auch seinen Anteil daran hat, dass es den Bremern nicht gelungen ist, den Abgang von Leistungsträgern durch Neuverpflichtungen aufzufangen (ein Phänomen, das schon in den späten Jahren seines Vorgängers Klaus Allofs zu beobachten war), die Partie gegen den 1.FC Köln vor einer Woche zum „Endspiel“ erklärte, war bemerkenswert. Entweder bemerkenswert berechnend – falls Eichin nur noch ein Argument für eine Entlassung Dutts benötigte. Oder, falls der Manager gerne mit dem Trainer weitergearbeitet hätte, bemerkenswert dumm. Die Beherrschung der Grundrechenarten genügt, um zu wissen, dass ein 18. Platz mit drei Punkten Rückstand auf die sicheren Ränge bei noch 25 ausstehenden Spieltagen nicht in Stein gemeißelt ist. „Das skripnix mehr!“ Nach dem 0:1 gegen die Kölner kamen die Werder-Verantwortlichen dann beinahe zwangsläufig zu dem Ergebnis: „Das skripnix mehr!“ So sah es wohl auch Marco Bode, der früher als erwartet schon am Wochenende den ewigen Willi Lemke als Aufsichtsratsvorsitzenden ablöste und am Samstagabend im ZDF-Sportstudio erklärte, kein Vertrauen mehr in die „akribische Arbeit“ des Trainers zu haben. Immerhin: Der Weg, den Werder Bremen jetzt eingeschlagen hat, erinnert an 1999, als Manager Lemke den Ex-Profi und damaligen Nachwuchstrainer Thomas Schaaf in Amt des Cheftrainers hievte. Schaaf blieb 14 Jahre im Amt. Und jetzt soll es Viktor Skripnik richten, ebenfalls Bremer Ex-Profi und Jugendtrainer. Eine Lösung, die dem klammen Verein angesichts der teuren Beurlaubung Dutts finanziell entgegenkommen dürfte – die aber bei allem Risiko gleichwohl den Charme des Unverbrauchten hat. Skripnik ist in Bremen einer von ihnen, war als Spieler Publikumsliebling und hat in Tosten Frings einen Kotrainer an seiner Seite, der ebenfalls jeden Grashalm im Weserstadion kennt. Auf dem Weg zum Gassenhauer? Dass die beiden den sukzessiven Bremer Niedergang ebenfalls nicht aufhalten können, ist nicht ausgeschlossen – vielleicht gibt der Kader einfach nicht mehr her. Einen Versuch aber ist es wert. Und wenn’s klappt, erinnern sie sich vielleicht dereinst in Bremen an den trüben Oktober des Jahres 2014 mit einem kurzen Gassenhauer: „Sie krie’n uns nit, sie krie’n uns nit, sie krie’n uns nit kaputt. Erst schmeiß‘ mer Willi Lemke raus, dann rollt der Kopf vom Dutt...“ Mehr aktuellen Sport aus Mainz lesen Sie hier. Alle Artikel von Fußball (Bundesliga)