Bundesliga | Gert Adolphi | 28.01.2022

Mit breitem Kader gegen ein Team ohne Löcher

Am Samstagabend kämpft der ASV Mainz 88 beim KSV Kölllerbach um den Einzug ins DM-Halbfinale. Der Teamleiter der Saarländer kündigt an, die sieben Punkte Rückstand aus dem Hinkampf in den ersten zwei Duellen wettzumachen.
Mateusz Wolny (unten) trug am vorigen Samstag mit seinem Sieg gegen Pajtim Sefaj zwei Punkte zum Mainzer 15:8-Sieg bei, der eine gute, aber keine komfortable Basis für den Rückkampf in Köllerbach darstellt.
Mateusz Wolny (unten) trug am vorigen Samstag mit seinem Sieg gegen Pajtim Sefaj zwei Punkte zum Mainzer 15:8-Sieg bei, der eine gute, aber keine komfortable Basis für den Rückkampf in Köllerbach darstellt. | Eva Willwacher

Mainz. Alles kann passieren, keine Seite ist vor Widrigkeiten gefeit, wenn am Samstagabend im Püttlinger Trimmtreff die Ringer des ASV Mainz 88 beim KSV Köllerbach antreten. Die sieben Punkte Vorsprung, mit denen die Gäste in den Viertelfinal-Rückkampf gehen (→ 88er übertreffen die Erwartungen), klingen komfortabel – sind es aber nicht.

Die große Frage ist, ob die Kontrahenten ihre Wunschaufstellungen auf die Matte bringen können. Zum einen drohen coronabedingte Ausfälle. Können die Vereine ihre internationalen Topleute problemlos nach Deutschland bekommen? Was, wenn in den Tagen vor dem Kampf ein Athlet zur Kontaktperson wird oder selbst einen positiven Befund hat? Zum anderen stehen Ende Januar bereits die ersten internationalen Turniere an, die vor der Europameisterschaft im März von besonderer Bedeutung sind. Dazu kommen auch längerfristige Ausfälle.

Am vorigen Wochenende mussten die Saarländer auf mehrere Leistungsträger verzichten: Nachdem sich Schwergewichtler Peter Öhler bei der Weltmeisterschaft in Oslo das Wadenbein gebrochen hatte, fielen auch Valentin Seimetz (Mittelfuß) und Kerem Kamal (Schlüsselbein) aus. Horst Lehr und ein weiterer Ringer mussten als Kontaktpersonen von Coronainfizierten absagen. Dass auch die Mainzer nicht alle Mann an Bord hatten, ist anzunehmen, thematisiert der Klub aber nicht.

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Aufstellung ist kein Rätsel

Personalprobleme sind auch am Samstag auf beiden Seiten zu befürchten, denn für den gleichzeitig stattfindenden Grand Prix von Zagreb sind der Köllerbacher Etienne Kinsinger sowie die 88er Kristupas Sleiva und Tadeusz Michalik nominiert. „Wenn sie auf der Meldeliste stehen, heißt das noch nicht, dass sie auch ringen“, will Bichinashvili mögliche Absagen nicht bestätigen. „Das ist spekulativ.“ Selbst wenn daraus Gewissheit werden sollte, wird er eine starke Mannschaft stellen können – schon im Achtelfinale kamen die Mainzer gegen den SV Johannis Nürnberg ohne die beiden aus. Die Kaderbreite zahlt sich aus.

Kein großes Rätsel ist die Aufstellung des KSV, sofern Teamleiter Thomas Geid keine neuerlichen Ausfälle verkraften muss. Murat Cankaya (57 Kilo Greco), Horst Lehr (61 F), Nils-Adrian Klein (66 G), Mihal Sava (71 F), Timo Badusch (75 G), Andriy Shykka (75 F), Pajtim Sefaj (80 G), Piotr Ivanulov (86 F), Kilian Schäfer (98 G) und Oleksandr Khotsianivskyi (130 F) gehören zur Standardbesetzung. Mit den vier erlaubten internationalen Akteuren und einer Gesamtsumme von 22 Ringerpunkten erfüllt dieses Team alle nötigen Kriterien.

„Die Köllerbacher haben eine starke Mannschaft ohne Löcher“, konstatiert der Bichinashvili. Kleine Schwachpunkte sind lediglich das Greco-Leicht- und -Halbschwergewicht; Klein weist eine ausgeglichene, Schäfer eine knapp negative Bilanz auf. Lehr, Sava und Khotsianivskyi dagegen sind ungeschlagen, Badusch, Shykka und Sefaj haben lediglich einmal verloren.

Kein Risiko eingehen

Geid strahlte unmittelbar nach dem Hinkampf großen Optimismus aus und kündigte in einem Fernsehinterview mit dem Saarländischen Rundfunk an, sein Team werde den Rückstand schon nach zwei Kämpfen aufgeholt haben. „Ich will nicht kommentieren, was Thomas Geid sagt“, entgegnet Bichinashvili. „Er hat seinen Plan, ich den meinen.“

Ein Weltuntergang sei es allerdings nicht, sollte die Vorhersage des KSV-Teamleiters eintreffen. Schließlich blieben weitere acht Kämpfe, um sich die Punkte zurückzuholen. Freilich könnte sich aus einer frühen hohen Führung der Gastgeber eine Dynamik entwickeln, die sie weiter beflügelt, den 88ern aber die Zuversicht raubt.

Die Mainzer werden Klassen opfern müssen, um an anderer Stelle optimal punkten zu können. Ins Risiko brauchen sie jedoch nicht zu gehen, sondern können sich in etwa ausrechnen, auf welchen Positionen sie solide Siege benötigen, um auf der sicheren Seite zu sein. „Klar, es ist immer ein Vorteil, wenn man führt“, sagt Bichinashvili. „Wir stellen die stärkstmögliche Mannschaft und wollen auch in Köllerbach gewinnen.“

 

Siehe auch: Kiril Terziev über den Titelgewinn 2013 → Mit geschlossenen Augen zur Meisterschaft.

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