Regionalliga Damen | Peter H. Eisenhuth | 16.05.2022

Notfalls auch zu fünft

In der Tennis-Regionalliga der Frauen ist nach drei Spieltagen nur noch eine Mannschaft ungeschlagen: der TC Boehringer Ingelheim. Dem klaren Auftaktsieg ließen die Aufsteigerinnen in Karlsruhe und Leonberg zwei nicht minder deutliche Resultate folgen.
Diana Marcinkevica sieht hier zwar nicht so aus, war nach ihrem Sieg in Karlsruhe aber happy.
Diana Marcinkevica sieht hier zwar nicht so aus, war nach ihrem Sieg in Karlsruhe aber happy. | Archiv/Eisenhuth

Ingelheim. Wenn das so weitergeht, werden sie in Ingelheim am Saisonende mit blauen Flecken übersät dastehen. Bislang jedenfalls können sie nicht aufhören, sich zu kneifen, um sicherzugehen, dass sie nicht träumen. „Wie es aussieht, fehlt uns nur noch ein Sieg, um unser Ziel zu erreichen“, sagt Manager Pascal Häfner nach dem ersten Doppelwochenende der Tennisspielerinnen des TC Boehringer in der Regionalliga.

Häfner redet vom Klassenverbleib, mehr haben sich die Verantwortlichen des Aufsteigers nicht auf die Fahnen geschrieben. Tatsächlich gab es in früheren Jahren sogar schon Mannschaften, denen drei Erfolge reichten, um die Liga zu halten, zumal bei einer derart herausragenden Matchpunktebilanz. Denn nach dem 7:2-Auftaktsieg gegen den TV Reutlingen legten die Ingelheimerinnen das gleiche Resultat beim TC Leonberg nach. Tags zuvor hatten sie sich bei der PS Karlsruhe mit 6:3 durchgesetzt.

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Kurzfristige Absage

Dort lagen sie mit 0:2 hinten, bevor der erste Ball geschlagen wurde. Der Grund: Nefisa Berberovic, die nominelle Nummer zwei, sollte debütieren, doch die Frau aus Bosnien-Herzegowina meldete sich kurzfristig ab. „Wir wissen nicht genau, warum“, sagt Häfner, „wir haben auch nicht weiter nachgeforscht, weil wir zu sehr beschäftigt waren, Ersatz zu suchen.“ Als diese Suche erfolglos blieb, habe sich das Team vorgenommen: „Wir fahren zu fünft, und wir gewinnen zu fünft.“

Wie die Spielerinnen dieses Vorhaben umsetzten, beeindruckte den Manager: „Es war atemberaubend, mit welcher Hingabe und Leidenschaft sie sich reingekniet haben.“ Nicht zuletzt galt dies für die am ersten Spieltag aufgrund ihrer deutlichen Niederlage so unglücklichen, schweigsamen Diana Marcinkevica, die im Match der beiden Einser Mallaurie Noel niederrang.

„Ihre Gegnerin ist die Nummer 18 in Frankreich“, berichtete TCB-Trainer Mark Markov, „und die hat wirklich gut gespielt.“ Marcinkevica war stärker und setzte sich im Matchtiebreak mit 10:6 durch. „Hinterher war sie total happy, wie ausgewechselt, gar kein Vergleich zu voriger Woche“, sagte Häfner.

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Brugnone kann nicht nur glatt gewinnen

Hingegen erinnerte Flavie Brugnones Auftritt sehr stark an den beim Heimspiel: Auch gegen Aneta Laboutkova sicherte sie dem Team im Schnelldurchgang den Punkt; gegen die Konstanz und Präzision ihrer Schläge war die Gegnerin chancenlos.

Deutlich stärker gefordert wurde Brugnone in Leonberg, bewies gegen die Spanierin Leyre Romero Gormaz allerdings, dass sie nicht nur glatt gewinnen, sondern auch Widerstände überwinden kann. Nach 6:7 im ersten holte sie sich den zweiten Satz mit 6:1 und behielt im Matchtiebreak mit 10:6 die Oberhand.

Einen sehr ähnlichen Verlauf nahm das Duell zwischen Lucija Ciric Bagaric und Claudia Hoste Ferrer. Die Kroatin in Ingelheimer Diensten sicherte sich ebenfalls mit einem 6:1 im zweiten Durchgang den Matchtiebreak, den sie mit 10:5 gewann. Tags zuvor hatte sie gegen Caroline Romeo lediglich drei Spiele abgegeben.

Starke Nachwuchstruppe

„Mit Lucija haben wir eine weitere junge Spielerin, die das ganz fantastisch macht“, schwärmte Häfner von der 18-Jährigen, die voriges Jahr im Juniorinnenwettbewerb der US Open in der zweiten Runde stand. Beim TC Boehringer bildet sie mit Brugnone (19), Martina Markov (18), die in Leonberg erstmals mitwirkende Sofia Markova (20) und der am ersten Spieltag eingesetzten Polin Nadia Kulbiej (15) eine Art Nachwuchsgruppe. Emmanuelle Girard ist 22. Und Diana Marcinkevica „witzelt, dass sie mit ihren 29 Jahren die Oma des Teams ist“.

Anders als in Leonberg, wo die Partien an den hinteren drei Positionen klar an die Gäste gingen, sahen sich Girard und Markov in Karlsruhe mit schwierigeren Aufgaben konfrontiert. „Emmanuelles Match war sehr hart umkämpft“, sagte Mark Markov. Gegnerin Ellen Linsenbolz habe ausgesprochen defensiv agiert, aber sehr viele Bälle zurückgebracht. Das änderte freilich nichts daran, dass die Französin auch dort nach zwei Sätzen mit 6:4, 6:4 als Siegerin vom Platz ging.

Fünf von sieben Matchtiebreaks

Martina Markov musste diesmal über die volle Distanz gehen, weil sie gegen Collegespielerin Maja Jekauc nicht gleich ihren Rhythmus fand. „Sie hat ihre Punkte zwar gut vorbereitet, aber im letzten Schlag sind ihr zu viele Fehler unterlaufen“, benannte ihr Vater das Manko im ersten Satz. „Und das reicht gegen eine gute Gegnerin halt nicht.“ Danach aber war seine Tochter im Spiel, und im mit 10:2 gewonnenen dritten Durchgang ließ sie keine Zweifel an ihrem Sieg aufkommen.

Insgesamt gewannen die Ingelheimerinnen an den beiden Tagen fünf von sieben Matchtiebreaks. Lediglich im Doppel mussten sich mal Bagaric/Markova, mal Marcinkevica/Brugnone mit 8:10 geschlagen geben. „Das zeugt von Qualität“, kommentiert der Trainer diese Zwischenbilanz. „Es zeigt, dass unsere Spielerinnen niemals aufgeben und wissen, dass ein Match erst vorbei ist, wenn der letzte Punkt gespielt ist.“

 

Am nächsten Samstag empfängt der TC Boehringer Ingelheim den TC Ludwigshafen-Oppau. Am Sonntag folgt die Partie bei Tennis 65 Eschborn. Beginn ist jeweils um 11 Uhr.

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