Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 31.07.16 Wir brauchen Eier AUS DEM TRAININGSLAGER (II): Von kleinen Hubschraubern, Italien-Fan Kuhnert, enttäuschten Bläsern und einem nicht ganz perfekten Frühstücksbüffet. Saint-Vincent. Sssssssssssss… Ein leises Summen kommt näher, während ich vor meinem Hotel im Zentrum von Saint-Vincent sitze und diese Zeilen schreibe. Sssssssssssss… Klingt nach Wespenalarm, ist aber ein kleiner, ferngesteuerter Hubschrauber, der über meinem Kopf kreist. Keine Frage, sie haben sich etwas einfallen lassen, die Bürger des Örtchens im Aostatal, in dem die Profis des FSV Mainz 05 seit Samstag ihr Trainingslager absolvieren. Möglichst angenehm und abwechslungsreich möchten die Einheimischen ihren Gästen den Aufenthalt gestalte, das bunte Unterhaltungsprogramm auf der Piazza vor dem Hotel „Bijou“ ist ein Teil davon. Am Samstagnachmittag enterten Musikanten und ein „Master of Magic“ die Bühne, der am Mittag schon in einem Café mit seinen Fertigkeiten begeistert hatte, sich dann aber als Hochstapler entpuppte, als er unsere leeren Gläser mit Hilfe eines Zauberspruchs füllen sollte. Und am Sonntagmorgen bauten Bastler eine Modellflugzeugausstellung auf. Live-Show inklusive. Sssssssssssss… Kein Ständchen für Rehberg Der einzige aus dem Tross des Bundesligisten, der bislang etwas von diesem Treiben im Ort mitbekommen hat, ist Stephan Kuhnert. Der Torwarttrainer nutzte die freie Zeit zwischen der Einheit auf dem Platz und dem Abendessen zu einer Tour durch die Fußgängerzone. Dass er dafür das Fahrrad benutzte, hätte ihm zu Hause einen Rüffel der Ordnungshüter und gegebenenfalls eine Geldbuße eingebracht, in Saint-Vincent musste Italien-Fan Kuhnert nichts dergleichen befürchten. Die einzige drohende Gefahr ist, hier von einem Auto überrollt zu werden – eine Piazza weiter sind gerade „American Dream Cars“ zu sehen. Von wegen „Sssssssssssss…“ Komplettiert ist inzwischen die Schar der Mainzer Journalisten. Nicht alle hatten eine so reibungslose Anreise wie der Kollege Rehling und ich, allerdings fordert die frühe Abfahrtzeit (Samstag, 3 Uhr) noch immer ihren Tribut in Form heftiger Müdigkeitsattacken. Dafür blieben uns jegliche Andeutungen von Ferienverkehr erspart. Im schweizerischen Lessen auf der Anfahrt zum St.-Bernhard-Tunnel hatte sich sogar eine Blaskapelle am Wegesrand aufgebaut, die vermutlich dem Kollegen Rehberg auf seinem Weg nach oben ein Geburtstagsständchen darbringen wollte. Allerdings hatten der und Kollege Schneider ihre Abfahrtzeit kurzfristig um eine Stunde auf 4 Uhr verschoben – und die des Warten überdrüssigen Bläser zogen, die schmucken blauen Uniformjacken über den Armen baumelnd, enttäuscht ab. „Ich, Georg vom Kicker…“ Anderen erging es noch viel schlechter. „Ich, Georg vom Kicker…“ zum Beispiel, wie sich abends ein Nachzügler in der What’s-app-Gruppe meldete. „Ich, Georg vom Kicker“, das klingt nach verarmtem Landadel, ist aber der Mitarbeiter des Fachmagazins, der frisch vom Trainingslager des SC Freiburg aus Schrunz im Vorarlberg kam, über Liechtenstein, die Schweiz und Mailand ins Aostatal fuhr, dabei aber offenbar die Reihenfolge verwechselte und mit mehr als drei Stunden Verspätung eintraf. Oliver Kahn würde sich in Saint-Vincent im Übrigen nicht wohlfühlen, zumindest nicht im Hotel Bijou. Eine Sache nämlich fehlt auf dem für italienische Verhältnisse ansonsten überraschend reichhaltigen Frühstücksbüffet, die der Titan vermutlich umgehend monieren würde: „Eier. Wir brauchen Eier.“ Alle Artikel von Fußball (Bundesliga)