Verbandsliga | Peter H. Eisenhuth | 01.09.2020

Comebacker mit Ambitionen

Leo Stolz trägt mit Siegen in Einzel und Doppel zum 17:4 des TSC Mainz 2 gegen Verbandsligameister SG Oberwerth Koblenz/Höhr-Grenzhausen bei und verschafft sich eine positive Bilanz. Nach drei Jahren ohne Matchpraxis und Training will der 23-Jährige am Neuaufbau des Oberligateams mitwirken.
Leo Stolz (l.) hatte allen Grund zur Freude: Der Zweisatzsieg gegen Jonas Zabel war sein zweiter Erfolg im dritten Saisonspiel.
Leo Stolz (l.) hatte allen Grund zur Freude: Der Zweisatzsieg gegen Jonas Zabel war sein zweiter Erfolg im dritten Saisonspiel. | Peter H. Eisenhuth
Christian Süpke brach den Widerstand seines Kontrahenten im zweiten Satz rasch.
Christian Süpke brach den Widerstand seines Kontrahenten im zweiten Satz rasch. | Peter H. Eisenhuth
Moritz Huber beendete die Saison bei vier Einsätzen im Einzel ungeschlagen.
Moritz Huber beendete die Saison bei vier Einsätzen im Einzel ungeschlagen. | Peter H. Eisenhuth
Die Tafel im Hintergrund deutet es an: Jerome Rup wird sein Match verlieren.
Die Tafel im Hintergrund deutet es an: Jerome Rup wird sein Match verlieren. | Peter H. Eisenhuth
Druckvoll zum Sieg: Felix Tripp.
Druckvoll zum Sieg: Felix Tripp. | Peter H. Eisenhuth

Mainz. Auch wenn es sich nur um eine „Übergangssaison“ handelte: Für die Tennisspieler des TSC Mainz 2 war die Spielzeit in der Verbandsliga eine runde Sache. Nicht nur, weil sie nach der 3:18-Auftaktklatsche gegen den TC Trier II alle weiteren vier Begegnungen für sich entschieden, zum Abschluss auch die – SG Oberwerth Koblenz/Höhr-Grenzhausen mit 17:4 bezwangen und dadurch mit dem Tabellenführer und Meister nach Siegen gleichzogen. Sondern auch, weil Nachwuchskräfte wie Moritz Huber und Paul Vest sich im Team etablieren beziehungsweise erste Erfahrungen auf diesem Niveau sammelten und sich mehr als achtbar schlugen; Huber beispielsweise gewann alle vier Einzel, die er bestritt.

Und dann war da ja auch noch Leo Stolz, vor vier Jahren selbst noch ein solches aufstrebendes Talent und sogar die Nummer zwei der Oberligamannschaft. Drei Jahre, 2017 bis 2019 hatte er nur noch in seiner Eigenschaft als Trainer auf dem Platz gestanden, aber keine eigenen Matches mehr bestritten. Auf der Spielerliste des TSC wurde er zwar stets aus der Hoffnung auf ein Comeback heraus geführt, doch bei der Hoffnung blieb es auch.

Optimale Situation für Wiedereinstieg

Er selbst habe zwar immer mal an einen Wiedereinstieg gedacht, die Gedanken aber verworfen. „Ohne vernünftige Vorbereitung ist die Verletzungsgefahr zu groß, und ich wollte auch niemandem den Platz in der Mannschaft wegnehmen, der dafür ernsthaft gearbeitet hat“, erzählt er. Um ein Haar wäre es bei den Mainz Open im vorigen Jahr zu Stolz‘ Comeback gekommen, um dort eine ordentliche Rolle zu spielen, hatte er sechs Wochen vorher die Vorbereitung aufgenommen, sich auch in einem Fitnessstudio angemeldet. Wegen einer Erkältung musste er das Turnier jedoch sausen lassen.

Zwei Dinge gaben den Ausschlag dafür, dass Leo Stolz in den vergangenen Wochen für die TSC-Zweite zum Schläger griff: Corona und der anstehende Neuaufbau der Ersten Mannschaft, aus der sich ältere Spieler wie Joel und Niko Rizzi zurückgezogen haben, um sich künftig auf die Herren 30 zu konzentrieren. „Für mich war das eine optimale Situation, um wieder loszulegen“, sagt Stolz. „Ich würde gerne helfen, ein gutes neues Team zusammenzustellen, und weil es in dieser Saison keine Absteiger gibt, konnte ich mich ganz ohne Druck wieder herantasten.“

Bei den Kollegen und bei Babak Momeni traf er auf offene Ohren – allerdings mit einer klaren Ansage des Cheftrainers: „Babak hat sich gefreut, aber mir auch gesagt, dass es ohne Training nicht geht. Deshalb habe ich sowohl mit der Mannschaft als auch für mich persönlich gearbeitet und außerdem eine Diät gemacht, um ein paar Kilo runterzukriegen.“

Wichtig für den Kopf

Was dann noch fehlte, was die Matchpraxis. Ein Grund dafür, dass Stolz erstes Medenrundenspiel nach vier Jahren Anfang Juli gegen den Bad Neuenahrer Tim Wendling mit einer Zweisatzniederlage endete. „In Unterbewusstsein glaubt man, noch alles zu können, aber in der Praxis sieht das leider anders aus“, sagt er. „Auf die Intuition war kein Verlass mehr.“ Bei den Mainz Open vor zweieinhalb Wochen stand er dank einer Wildcard im Hauptfeld, verlor aber in der ersten Runde mit 3:6, 0:6 gegen den Augsburger Dominique Graf, die Nummer 148 der deutschen Rangliste. „Er war sehr clever und hat mich nicht in einen Rhythmus kommen lassen“, sagt er.

Zwei Tage später jedoch machte es klick: Im Verbandsligaspiel beim TC Boehringer Ingelheim hatte der 23-Jährige den ersten Satz gegen Sebastian Winck mit 6:1 gewonnen, im zweiten lag er 4:5 zurück. „Diesen Satz noch mit 5:4 zu gewinnen, war wichtig, vor allem für den Kopf, um zu wissen, dass ich es noch kann.“ Mit dem Zweisatzsieg im letzten Saisonspiel gegen Jonas Zabel verschaffte sich der Comebacker eine positive Medenrundenbilanz. Und jetzt heißt es dranbleiben: „Wenn ich im nächsten Jahr Oberliga spielen will, muss ich im Winter Gas geben.“

Knappe Doppel

Richtig spannend wurde es beim Mainzer Heimsieg erst in den Doppeln, die Einzel waren mit Ausnahme von Moritz Hubers 7:5, 6:4 gegen Dennis Berleth relativ klar über die Bühne gegangen. Christian Süpke an Position eins hatte gegen Simon Hüttner im ersten Satz leichte Probleme mit seinem Aufschlagsspiel, brach den Widerstand seines Kontrahenten im zweiten Durchgang aber rasch.

Jerome Rup verpennte nach eigener Aussage den ersten Satz, kam danach besser in Tritt, erkannte aber die Überlegenheit des Bulgaren Vilislav Bonev an. Felix Tripp zwang David Braun immer wieder in die Defensive und hätte sich nur selbst schlagen können. Und Youngster Paul Vest mochte sich an Position sechs noch so reinhängen: Gegen den erfahrenen Chilenen Pablo Salamanca war er letztlich chancenlos.

Ein Doppel benötigten die Gastgeber noch für den Mannschaftserfolg, alle drei gewannen sie, wenn auch knapp: Süpke/Stolz und Rup/Huber gingen über den Matchtiebreak, Tripp/Vest setzten sich mit 7:6, 6:4 durch.

 

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