Oberliga | Peter H. Eisenhuth | 05.07.2020

Überraschender Sieg in der Niederlage

Beim 4:17 des TSV Schott Mainz gegen den BASF TC Ludwigshafen 2 gelingt Felipe Damke ein unerwarteter Erfolg gegen den lustlos auftretenden Zweitligaspieler Vincent Schneider. Die Mannschaft gibt auch das Heimspiel gegen die SG WMA Nordsaar ab.
Felipe Damke nutzte im Spiel des TSV Schott gegen den BASF TC Ludwigshafen...
Felipe Damke nutzte im Spiel des TSV Schott gegen den BASF TC Ludwigshafen... | Bernd Eßling
...die sichtliche Lustlosigkeit von Vincent Schneider aus und war auf dem Weg zu einem Zweisatzsieg, als der Gegner aufgab.
...die sichtliche Lustlosigkeit von Vincent Schneider aus und war auf dem Weg zu einem Zweisatzsieg, als der Gegner aufgab. | Bernd Eßling
Mats Weber, der tags zuvor gegen die SG WMA Nordsaar sein viertes Einzel in dieser Medenrunde gewonnen hatte, musste gegen Jannik Gieße seine erste Saisonniederlage hinnehmen...
Mats Weber, der tags zuvor gegen die SG WMA Nordsaar sein viertes Einzel in dieser Medenrunde gewonnen hatte, musste gegen Jannik Gieße seine erste Saisonniederlage hinnehmen... | Bernd Eßling
...das konnte auch Robert Kovács (l.) mit seinen Tipps nicht ändern.
...das konnte auch Robert Kovács (l.) mit seinen Tipps nicht ändern. | Bernd Eßling

Mainz. Schon nach vier von sieben Spieltagen hatte sich abgezeichnet, dass der TSV Schott Mainz die Saison in der Tennis-Oberliga mit einer negativen Bilanz abschließen würde. Am Sonntag wurde diese Ahnung zur Gewissheit, bevor an der Erzberger Straße gegen den BASF TC Ludwigshafen 2 der erste Ball übers Netz flog. „Es war klar, dass es kaum möglich sein würde, diese Mannschaft zu schlagen“, sagte Schott-Kapitän Steffen Hillenmeier angesichts von vier Zweitligaspielern, mit denen die Gäste angereist waren.

So kam es, die Mainzer waren beim 4:17 letztlich chancenlos, auch wenn es in den einzelnen Matches, die sie abgaben, etwas besser hätte laufen können. Mats Weber zum Beispiel lieferte Jannik Gieße an Position fünf einen harten Fight, spielte auch gut und hätte sich einen Matchtiebreak verdient gehabt, musste aber anerkennen, dass der Ludwigshafener weniger Fehler machte.

Sven König gegen Dominik Bartels und Promise Iwere gegen Christian Hirschmüller konnten an ihren Rollen als krasse Außenseiter nicht kratzen. König nutzte es auch nichts, dass er seine Bälle mit guten Längen in die Ecken platzierte – die Nummer eins der Pfälzer brachte sie dennoch zurück. „Ich hätte machen können, was ich wollte, es hätte nichts geändert“, erkannte der mit 0:6, 0:6 unterlegene Mainzer an. Robert Kovács erging es gegen Jakob Cadonau ähnlich.

Kritik am Auftreten

Nicht auf der Rechnung haben konnten die Gastgeber den Sieg an Position drei: Dass Felipe Damke sich gegen Vincent Schneider, in normalen Jahren auch für das Ludwigshafener Zweitligateam im Einsatz, durchsetzen würde, stand nicht zu erwarten. Und es schmälerte den Erfolg des Neuzugangs nicht, dass er letztlich durch Aufgabe seines Gegners zustande kam – Damke führte 7:6, 5:3, 30:15, als Schneider das Handtuch warf. Just in dem Moment, als auf dem Nachbarplatz sein Mannschaftskollege Jannik Gieße in zwei Sätzen gegen Mats Weber und damit das vierte Einzel für die Gäste gewonnen hatte.

„Ganz cool, dieses Match geholt zu haben“, kommentierte Damke seinen Sieg, und diesen Umstand schien er auch als angemessene Antwort auf das Verhalten seines Gegenübers zu betrachten. „Er ist ja wirklich ein sehr guter Spieler, aber er ist am Anfang sehr arrogant aufgetreten.“ Es war das erste Mal, dass der bisher für den TFC Palmengarten in der Verbandsliga aufschlagende Schottler mit dem rheinland-pfälzischen Meister des vorigen Jahres zu tun hatte. Insofern konnte er zumindest nicht aus eigener Erfahrung wissen, dass der außerhalb des Platzes sehr umgängliche Schneider auf dem Court nicht nur über eine gewaltige Vorhand inklusive eines Mörderaufschlags, sondern auch über eine spitze Zunge verfügt.

„Psycho-Spielchen“und „Drecksbälle“ 

Damkes Vater sprach hinterher von „Psycho-Spielchen“ des Ludwigshafeners, „wenn er zum Beispiel einen Punkt gemacht, aber Felipe dafür gelobt hat, er sei gut gelaufen“. Einen gewissen Witz konnte man Schneider freilich nicht absprechen. Als er im zweiten Satz vermeintlich gepunktet hatte, Damke ihm aber mit den Worten „Ich habe sechsmal ,Aus‘ gerufen“ vermittelte, dass Schneiders vorletzter Schlag nicht im Feld gelandet war, erwiderte der Ludwigshafener: „Die Häufigkeit und der Zeitpunkt haben nichts miteinander zu tun…“

Der Mainzer wiederum hatte zunächst auch nicht damit gerechnet, das Match für sich zu entscheiden. Im ersten Durchgang lag er rasch 0:4 zurück, „mein Gegner hat losgelegt wie die Feuerwehr“, sagte er beeindruckt. „Aber als die Bälle langsamer wurden, bin ich besser reingekommen.“ So gut, dass er nicht nur auf 4:4 herankam und einen Tiebreak erzwang, sondern diesen auch noch ohne Punktverlust für sich entschied.

„Auf diesem Niveau kann jeder jeden schlagen“, betonte Damke, der sich eingangs des zweiten Durchgangs noch lautstark über „Drecksbälle“ und seine eigene beidhändige Rückhand geärgert hatte, die des Öfteren zu lang geraten war. „Da kann auch die Nummer 100, wenn sie nicht mal nicht aufpasst, gegen die Nummer 300 verlieren.“

Im Doppel nichts mehr gemerkt

Schneider wirkte zudem im zweiten Satz, als sei er nicht im Vollbesitz seiner Kräfte; seine Rückhand kam daher, als wolle er den Ball nur irgendwie im Spiel halten, um den Ballwechsel bei Gelegenheit mit der Vorhand abzuschließen. Es wirkte aber wohl nur so. „Er war nicht verletzt, sondern hatte keinen Bock“, berichtete Schott-Kapitän Steffen Hillenmeier. „Er hat mich ja sogar gefragt, ob er sein Einzel aufgeben und trotzdem Doppel spielen darf.“

Er durfte und tat dies an der Seite von Daniel Baumann – der seinerseits zuvor gegen Hillenmeier das Handtuch geworfen hatte. „Vor dem Spiel hat er mir gesagt, er leide unter Armschmerzen, und die sind anscheinend immer schlimmer geworden“, erzählte der Mainzer Spielführer. Zu Beginn des zweiten Satzes gelang Baumann ein Break, Hillenmeier ließ ein Rebreak und das 2:1 folgen. Dann gab der Ludwigshafener auf. „Im Doppel hat man aber weder ihm noch Schneider etwas angemerkt…“

Besseres Ergebnis verpasst

Gegen die SG WMA Nordsaar war am Vortag ein besseres Ergebnis möglich als die 7:14-Niederlage. Zu den Siegen von Hillenmeier und Weber sowie dem Doppel König/Weber hätte einer von Promise Iwere kommen können – die Nummer zwei scheiterte im Matchtiebrak an Tim Beckstein, das aber mit 1:10 extrem deutlich. Felipe Damke ärgerte sich, nicht wenigstens den entscheidenden Durchgang erreicht zu haben, auch Robert Kovács war von einem Satzgewinn nicht weit entfernt.

Im Doppel holten die Schottler unter den gegebenen Bedingungen das Optimum heraus. Mehr als ein Erfolg war hier nicht möglich, Hillenmeier musste berufsbedingt nach den Einzeln aussteigen.

 

Am nächsten Wochenende stehen die beiden letzten Spieltage an. Der TSV Schott spielt am Samstag beim TZ DJK Sulzbachtal und empfängt am Sonntag den noch sieglosen TC SW Landau. Beginn ist jeweils um 10 Uhr.

 

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