Detlef Rehling | 03.09.2017

Ikonen an der Seitenlinie

Jürgen Klopp und Thomas Tuchel coachten die Teams beim Abschiedsspiel für Nikolce Noveski.
Trainerlegenden: Thomas Tuchel, Jürgen Klopp, Stephan Kuhnert.
Trainerlegenden: Thomas Tuchel, Jürgen Klopp, Stephan Kuhnert. | Thomas Dang

Mainz. Kein Stress, nur die pure Lust. Jürgen Klopp und Thomas Tuchel kehrten zu Ehren von Ehrenspielführer Nikolce Noveski noch einmal auf die Trainerbänke in der Heimstätte des FSV Mainz 05 zurück. Klopp siegte, Tuchel war der faire „Verlierer“ des Abschiedsspiels, und alle hatten bei der dritten Halbzeit in den Vip-Räumen der Arena ihren Spaß.

Klopp, mittlerweile ein Fünfziger, tauchte beim kurzweiligen Legendentreffen vor knapp 14.000 Zuschauern tief in die eigene Geschichte ein. Die 18 Mainzer Jahre als Spieler und Trainer zwischen 1990 und 2008 haben sich beim Coach des ruhmreichen FC Liverpool tief eingebrannt. „Ich fühle mich der Geschichte sehr zugehörig“, sagte der Startrainer. Er herzte jeden und alles. „Ich bin immer wieder erstaunt, welch geile Fußballer Mainz 05 gehabt hat“; sich selbst zählt er auch dazu.

Gut gelaunter Tuchel

Auch für Thomas Tuchel war es ein besonderer Tag an alter Wirkungsstätte. Erstmals seit seinem Rausschmiss Ende Mai bei Borussia Dortmund saß der 44-Jährige mal wieder auf einer Trainerbank, seinen langjährigen Kotrainer Arno Michels im Schlepptau.

Gut gelaunt und gebräunt nach langem Urlaub kam Tuchel nach Mainz. Die Ovationen der Zuschauer gehörten mehr Klopp, doch das störte Tuchel nicht. Er genieße die freie Zeit, auch „wenn mir alle unterstellen wollen, dass mir das nicht gelingt“. Er habe Abstand vom Fußball gewonnen und seinen Abgang vom BVB verarbeitet. Nach der Rückkehr nach Deutschland sei er wieder näher dran am Fußball. Die Kinder zur Schule zu fahren und wieder abzuholen, sei schön, aber nicht erfüllend. „Ich schaue mir wieder Spiele an.“

Vertrauen aufs Bauchgefühl

Tuchel will auf den nächsten Job warten und vertraut auf sein Bauchgefühl. „Wenn man sich zu viele Gedanken macht, schränkt man sich auch zu sehr ein“, erklärte er. Er stehe in der Verantwortung für seine Familie und sein Trainerteam, das weiter nur mit ihm arbeiten will. „Wenn es uns packt, merken wir das sehr schnell.“

Deshalb will er sich „gar nicht reinhängen, indem ich sage, das und das brauche ich.“ Ein Klub aus der Champions League sei erstrebenswert, „aber eine Liste habe ich nicht angelegt“. Ob es ihn wie seinen Mainzer Vor-Vorgänger Klopp auch nach England ziehe? „Ich erlaube mir jetzt, darauf nicht zu antworten“, sagte der 44-Jährige und löst damit neue Spekulationen aus. Zuletzt war Tuchel mit dem FC Chelsea in Verbindung gebracht worden.

Liverpool? Noveski!

Einen Seitenhieb auf seinen Ex-Verein in Sachen Ousmane Dembelé, der für 105 Millionen Euro zum FC Barcelona wechselte, konnte sich Tuchel nicht verkneifen. „Ousmane hat in den ersten Gesprächen, die wir geführt haben, immer den Wunsch geäußert, dass es sein großes Ziel und sein Traum ist, nach Barcelona zu gehen“, erzählte Tuchel. Dass der Franzose mit seinem eigenmächtigen Fernbleiben vom Training den Transfer anschob, kommentierte der Trainer nicht. „Ich war in den Abläufen nicht drin und weiß nicht, wie und wieso er es gemacht hat. Aber man muss aufpassen, dass es nicht zu moralisch wird.“

Mit dem FC Barcelona musste sich Klopp intensiv beschäftigen, denn die Katalanen wollten nach dem Abgang von Neymar unbedingt dessen brasilianischen Landsmann Philippe Coutinho vom FC Liverpool loseisen. Der Spieler wollte, der Verein nicht. „Ich bin froh, dass ich weiter einen richtig guten Fußballspieler habe“, sagte Klopp und beendete das Gespräch. „Weil ich nicht über Liverpool spreche, sondern wegen Nikolce in Mainz bin.“

 

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