Detlef Rehling | 03.09.2017

Würdiger Abschied

Spaß, Emotionen und viele Tore bei Nikolce Noveskis letztem Spiel.
Um 19.05 Uhr war Schluss und Nikolce Noveskis Karriere offiziell beendet.
Um 19.05 Uhr war Schluss und Nikolce Noveskis Karriere offiziell beendet. | Thomas Dang

Mainz. Das Warten hat sich gelohnt. Mehr als zwei Jahre nach dem Ende der Karriere nahm Nikolce Noveski am Abschied von der großen Fußballbühne. Knapp 14.000 Zuschauer hatten beim Klassentreffen einstiger und heutiger Profis ihren Spaß, auch die Auswahltrainer Jürgen Klopp (Team Mainz 05) und Thomas Tuchel (Team Nikolce). 16 Treffer gab es zu sehen, zehn für Klopp, sechs für Tuchel.

Die Moderatoren des Jux-Spiels, Klaus Hafner und Sven Hieronymus, berichteten live aus den Mannschaftskabinen. Klopp blieb kurz und prägnant, wie es seine Art ist: „Reißt euch zusammen. Alle, die noch laufen können, raus jetzt.“ Torwart Dimo Wache, mit der Nummer 374 für die Anzahl seiner Einsätze im 05-Trikot auf dem breiten Rücken, habe bereits dem Bier zugesprochen, war zu vernehmen. Kein gewöhnliches Spiel also.

Noveski, der Mann des Abends, ließ auf sich warten. Um 17.15 Uhr erhoben sich die Zuschauer zu seinen Ehren.

Soto mit Familie eingeflogen

Die noch aktiven Stefan Bell, Lewis Holtby (Hamburger SV), Eugen Polanski (Hoffenheim), Sami Allagui (St. Pauli) und Loris Karius (Liverpool) strotzten vor Ehrgeiz unter den Ehemaligen, zu denen sich Publikumsliebling Elkin Soto auch noch nicht zählt. Der Kolumbianer kickt weiterhin für seinen alten Verein Once Caldes und hat bereits ein Angebot für eine weitere Saison vorliegen. „Ich habe vielleicht eine Minute überlegt, als ich die Einladung zu Nikolces Abschiedsspiel bekam“, erzählte er. „Ich habe mit meinem Trainer gesprochen, und der hat gesagt, ,Da musst Du hin‘. Ich habe es richtig genossen“, sagte Soto, der mit der gesamten Familie aus dem fernen Südamerika angereist war. „Das erste Mal seit meinem Abschied.“

Die jungen und alten Herren mussten sich ein wenig warmlaufen. Erst nach 13 Minuten klingelte es zum ersten Mal, nach einem Traumpass von Soto erzielte Allagui das 1:0 für das Team Nikol?e. Zehn Minuten später sah es so aus, als würde die von Tuchel gecoachte Elf davonziehen – Petr Ruman schob zum 2:0 ein. Doch spätestens nach Michael Thurks Anschlusstreffer zum 1:2 waren beide Mannschaften in Torlaune. Ivan Klasnic erhöhte zum Pausenstand von 3:1.

Klopp erinnert an die dunkle Seite

Noveski, fit und ehrgeizig wie eh und je, hatte den Laden zusammengehalten, wechselte zur zweiten Halbzeit jedoch ins Klopp-Team. Beim Liverpool-Coach kamen Erinnerungen an eine dunkle Seite des langjährigen Kapitäns und Rekordspielers mit 255 Bundesligaeinsätzen hoch: „Hoffen wir mal, dass er jetzt nicht die Teams verwechselt – das ist ihm ja schon mal passiert.“ Noveskis zwei Eigentore innerhalb von 132 Sekunden im November 2005 beim 2:2 gegen Eintracht Frankfurt stehen schließlich in den Annalen der Bundesliga.

Beim großen Wiedersehen jubelte nach dem Wechsel der aus Ägypten angereiste Mohamed Zidan, der wie Benjamin Auer und Michael Thurk vor Spielfreude  sprühte – so viel Torgier wünscht sich so mancher Fan von den aktuellen Stürmern der 05er…

Zidans Tor bildete den Auftakt zu einer rasanten zweiten Halbzeit. Daniel Gunkel sorgte für die erste Führung der „Klopper“, Auer erhöhte, Klopps harte Ansprache in der Pause fruchtete. „Vorher hatte ich mir große Sorgen gemacht. Der dicke Antonio da Silva, mehrere mit künstlichen Gelenken. Da hab ich verordnet, Bier auszuschenken“, ulkte der 50-Jährige.

Doch Tuchels Leute schlugen zurück: Unnachahmlich drosch Soto die Kugel ins Netz, auf der Gegenseite allerdings war erneut Zidan nicht zu stoppen. Dann entdeckte auch Noveski seinen Torriecher; unbemerkt hatte sich der Mazedonier nach vorn geschlichen und erhöhte. A

Als auf der Gegenseite der auch ohne Videobeweis stets auf Augenhöhe agierende Jochen Drees nach einem „üblen“ Foul an Klasnic auf den Punkt zeigte, war wieder Noveski gefragt – schnell das Trikot getauscht und dann den guten Christian „Wetti“ Wetklo verladen. Den Endstand zum 10:6 erzielte Soto ebenso per Strafstoß.

Bodog muss nicht mehr eingreifen

Punkt 19.05 Uhr, wie konnte es auch anders sein, endete das Abschiedsspiel für Noveski und seine Mitstreiter. Tamas Bodog, einst vom Mazedonier aus der Mainzer Startelf gefoult, sollte ihn ersetzen. Spielen musste der Ungar nicht mehr, der Rest ging im Jubel, der Ehrenrunde und der letzten Humba auf dem Zaun unter. Noveski herzte seinen Bruder und den Neffen Alexander und gab zu, dass da schon ein paar Tränen geflossen seien. „Es war ein gelungenes Spiel, ein schöner Tag. Es ist eine große Ehre für mich und den Verein, dass so viele gekommen sind. Das beweist, wie groß der Zusammenhalt ist.“

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