Christian Karn | 26.04.2020

Wegrennen und querspielen

Das 05-Kalenderblatt* für den 26. und 27. April.
Von seinen Gegenspielern schwer zu halten war Marco Grevelhörster. Die Torquote des Stürmers war jedoch nur selten zufriedenstellend.
Von seinen Gegenspielern schwer zu halten war Marco Grevelhörster. Die Torquote des Stürmers war jedoch nur selten zufriedenstellend. | Bernd Eßling

Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es unter anderem um einen schnellen Stürmer, ein verliehenes Innenverteidigertalent und zwei Spieler, die Ärger mit der Polizei hatten.

 

26. April  

Marco Grevelhörster wird am Sonntag 50 Jahre alt. Der Stürmer war in den 1990er Jahren ein 05er. An den Bruchweg kam er 1995, nachdem er mit dem FSV Frankfurt aus der Zweiten Liga abgestiegen war; beim Mainzer 4:1-Sieg am Bornheimer Hang (dreimal Thomas Ziemer, einmal Zeljko Buvac) hatte er den Ausgleich geschossen – und wegen Beleidigung des Linienrichters Rot gesehen.

Die 05er wurden mit Grevelhörster nie so ganz glücklich. Sie hatten einen ausdauernd schnellen Sprinter gefunden, der in die Tiefe starten und seine Gegenspieler abhängen konnte, aber nur wenig Torgefahr ausstrahlte. Sechs Treffer in der Hinrunde 1996/97 und drei in den ersten beiden Spielen der folgenden Saison waren Ausnahmephasen.

So könnte der 15. Mai 1998 der Karrierehöhepunkt von „Kontermarco“ gewesen sein: Mit 5:0 schlugen die Mainzer den FC Carl Zeiss Jena, Sven Demandt erzielte seinen einzigen Hattrick im 05-Trikot und dabei sein 100. Zweitligator. Drei Treffer fielen nach dem gleichen Muster: Langer Ball aus der Abwehr auf die rechte Seite, Grevelhörster rannte seinem Verteidiger weg, spielte quer und bereitete Jürgen Kramnys 1:0 sowie das 2:0 und 4:0 von Demandt direkt vor.

1999 wechselte der Stürmer zu den Offenbacher Kickers, wegen Verletzungsproblemen musste er seine Karriere aber bald beenden.

 

27 Jahre alt wird Jan-Lucas Dorow. Der beim 1. FC Kaiserslautern ausgebildete Südpfälzer kam im Winter 2014/15 auf Leihbasis in die Mainzer Drittligamannschaft, musste aber mit acht Einwechslungen vorliebnehmen. Ein Tor in eine Mainzer Spiel schoss er erst später, als er mit Wormatia Worms gegen die U23 der 05er antrat: 2017/18 bei der Wormser 1:4-Heimniederlage. Inzwischen spielt Dorow für Rot-Weiss Essen.

 

21 Jahre alt wird schließlich ein 05er, der, wenn denn derzeit Fußball gespielt werden dürfte, dies in Österreich täte: der an den dortigen Zweitligisten FC Liefering ausgeliehene Ahmet Gürleyen. Den Berliner holten die Verantwortlichen des Nachwuchsleistungszentrums Winter 2015/16 für ihre wegen Verletzungen nicht gut aufgestellte U17.

Der Innenverteidiger, eine körperlich beeindruckende Erscheinung, aber ohne Feinschliff in der Ausbildung, war zuvor schon Bundesliga-Stammspieler der B-Junioren von Tennis Borussia. Wie der im selben Winter verpflichtete Vitus Scheithauer wurde Gürleyen auch am Bruchweg sofort zum Leistungsträger, auch in seinen zwei U-19-Jahren fehlte er nur dann, wenn er verletzt oder gesperrt war.

Der Übergang in den Männerfußball hielt für den inzwischen mit einem Profivertrag ausgestatteten Abwehrspieler zwar schon am dritten Spieltag der vorigen Saison das Bundesligadebüt bereit; beim 2:1-Heimsieg gegen den FC Augsburg ersetzte er von der 78. Minute an Niko Bungert. Ansonsten aber war er ausschließlich in der Regionalliga zu sehen und dort ein wichtiger Faktor im Team von Bartosch Gaul.

Das bis Saisonende befristete Leihgeschäft mit Liefering erfolgte, weil Gürleyen höherklassige Spielpraxis sammeln sollte. Trainer des Farmteams von RB Salzburg ist zudem der ehemalige 05-Profi Bo Svensson, einst Gürleyens U-19-Trainer.

 

27. April

Am Montag ist es neun Jahre her, dass Marco Rose und Dimo Wache Ärger mit der Osnabrücker Polizei hatten. Der verletzte Torwart und der gesperrte Linksverteidiger standen beim Auswärtsspiel der 05er gegen den VfL zunächst hinter Daniel Ischdonats Tor, regten sich aber nach einer guten halben Stunde dermaßen über den fragwürdigen Elfmeter zur Osnabrücker Führung auf, dass die Polizisten sie aus dem Innenraum warfen.

„Ein Wort ergab das andere und wir mussten auf die Tribüne“, berichtete Rose. Dort brachten sie ihren Kollegen mehr Glück: Noch in der ersten Hälfte trafen Neven Subotic (Oder Nikolce Noveski? Oder beide? Es war nicht zu erkennen) und Félix Borja zum 2:1-Sieg.

*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).

 

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