Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 14.07.2022

Auf alles Antworten haben

NEUES AUS GRASSAU (2) | Trainer Bo Svensson will das Spiel des FSV Mainz 05 flexibler gestalten, ohne die eigene Philosophie aufzugeben. Für Nelson Weiper ist das Trainingslager wegen einer Sprunggelenkverletzung bereits beendet.

Aus dem Trainingslager des FSV Mainz 05

berichtet Peter H. Eisenhuth

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Grassau. Am zweiten Tag im Chiemgau hat der FSV Mainz 05 den ersten Ausfall zu beklagen: Nelson Weiper erlitt bereits am Mittwochabend in der ersten Einheit des Trainingslagers bei einem Schlag aufs linke Sprunggelenk eine noch nicht näher definierte Bänderverletzung und wird mehrere Wochen ausfallen.

Die Diagnose bestätigte Bo Svenssons Befürchtung. „Ich hoffe, dass nicht so schlimm ist, aber die Wahrscheinlichkeit, dass er hier weitere Einheiten mitmacht, ist sehr gering“, hatte der Trainer am Donnerstagmittag über den 17-jährigen Stürmer gesagt. „Nelson geht es nicht gut, er hat starke Schmerzen. Es ist das erste Mal in seiner Karriere, dass er sich so verletzt hat.“

Mit dem, was die übrigen Akteure im zweiten Training auf den Rasen gebracht hatten, zeigte sich der Coach nicht zufrieden. In drei Mannschaften aufgeteilt übte jeweils eine Gruppe das Passspiel mit Torabschluss: diagonaler Rückpass, andribbeln und steil an die Strafraumgrenze spielen, direkte Weiterleitung in den Sechzehner, Abschluss. Das funktionierte ordentlich.

Kritik an Passqualität

Die Spielform jedoch, die zwischen Mittelkreis und dem weiter entfernten Tor stattfand, ließ viele Wünsche offen. „Die allerhöchste Qualität von Technik und Genauigkeit war nicht vorhanden“, kritisierte Svensson das, was seine Leute im Bemühen um schnelles Umschaltspiel mit Spielzügen hinter die Abwehrkette boten. „Das muss viel besser sein.“

Er habe die Spieler deshalb daran erinnert, „was es heißt, hier Fußball zu spielen, und was Training heißt. Am Ende haben sie es besser umgesetzt, da war mehr die Haltung drin, die ich sehen wollte. Aber die Qualität war nicht gut“.

Unabhängig von dieser einen Einheit stehe der Wunsch, das eigene Spiel zu verbessern, auf der Mainzer Prioritätenliste, sagte Svensson, erwähnte aber auch die Gefahr, dass, wenn man eine Sache verbessern will, man bei einem anderen Element Qualität verliert. Und den Status, in der Arbeit gegen den Ball sowie in der Umschaltbewegung überdurchschnittlich zu performen, zu den Topmannschaften der Bundesliga zu gehören, will er nicht aufgeben.

Mehr Optionen in der Breite

Das gehe nicht damit einher, das Spiel mit Ball zu vernachlässigen, „weil es auch die anderen Phasen beeinflusst. Wenn wir in der Lage sind, den Ball besser nach vorne zu bringen, können wir näher am gegnerischen Tor ins Gegenpressing gehen. Haben wir den Ball in den eigenen Reihen, haben wir mehr Power für die anderen Aktionen. Das versuchen wir zu verbessern“.

An der grundsätzlichen Herangehensweise werde sich nichts ändern. „Es wird nie unser Spiel sein 65 Prozent Ballbesitz zu haben, aber den nur bei unseren Innenverteidigern“, betonte der Däne. „So sieht unser Spiel nicht aus.“ Aber insgesamt gehe es darum, einen Tick flexibler zu werden, in der Lage zu sein, das eigene Spiel zu verändern, personell in der Breite mehr Optionen zu haben als voriges Jahr. „Wenn der Gegner uns den Ball überlässt, brauchen wir ein paar andere Spielertypen auf dem Platz.“ Die entsprechenden Leute habe der Verein in Aymen Barkok und Angelo Fulgini verpflichtet.

Auch Boëtius konnte ackern

Das wollte Svensson freilich nicht als Kritik am nicht mehr zum Kader gehörenden Jean-Paul Boëtius verstanden wissen. „Den Ballvortrag hatten wir auch mit Djanga, der oft tiefer gekommen ist“, sagte er. Und eine Aufteilung in reine Arbeiter und Kreative könne man sich nicht leisten, „das ist oft Schubladendenken. Djanga konnte auch richtig gegen den Ball ackern, das wollen wir natürlich von Aymen und Angelo ebenfalls sehen. Und genauso wollen wir, dass Leandro Barreiro, Dominik Kohr und Anton Stach“ – die defensiven Mittelfeldspieler – „dem Spiel kreative Impulse geben“.

Wichtig sei es, die Balance zwischen den einzelnen Elementen zu finden, hob Svensson hervor. „Es geht darum, auf alles Antworten zu haben und trotzdem den eigenen Spielstil, die eigene Philosophie zu pflegen.“

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