Verbandsliga | Peter H. Eisenhuth | 06.05.2022

Zum Auftakt ein ganz neues Derby

Der eine Klub ist erstmals in der Verbandsliga, der andere erstmals seit 35 Jahre wieder: Am ersten Spieltag der Medenrunde empfängt Aufsteiger DJK TV Mainzer Sand den Absteiger TSC Mainz. Der TC Boehringer Ingelheim hat sich für den angestrebten Aufstieg prominent verstärkt.
Merlin Diersmann trifft im ersten Verbandsligaspiel mit der DJK TV Mainzer Sand...
Merlin Diersmann trifft im ersten Verbandsligaspiel mit der DJK TV Mainzer Sand... | Bernd Eßling
...auf Martin Olszowy und den TSC Mainz.
...auf Martin Olszowy und den TSC Mainz. | Bernd Eßling
Fabian Guzik hat sich nach einem Jahr in der B-Klasse dem TC Boehringer Ingelheim angeschlossen.
Fabian Guzik hat sich nach einem Jahr in der B-Klasse dem TC Boehringer Ingelheim angeschlossen. | Peter H. Eisenhuth

Mombach. Die Tennisspieler der DJK TV Mainzer Sand betreten am Sonntag Neuland. Jedenfalls im übertragenen Sinne. Die Plätze, auf denen sie ihr erstes Saisonspiel bestreiten, sind ihre eigenen – doch die Klasse ist eine andere als gewohnt: Erstmals wird eine Herrenmannschaft des Klubs in der Verbandsliga aufschlagen. „Das wird ein großes Abenteuer“, sagt Kapitän Tim Hippchen. „Wir freuen uns darauf.“

Zur Premiere beschert der Spielplan dem ungeschlagen durch die Rheinhessenliga marschierten Aufsteiger das Stadtduell mit dem TSC Mainz (Beginn: 10 Uhr). Dass sich die Gastgeber in der Außenseiterrolle sehen, versteht sich von selbst. Zwar ist auch der Gegner frisch in die Liga gekommen, allerdings von oben. Es ist mehr als eine gefühlte Ewigkeit her, dass die Erste Mannschaft vom Ebersheimer Weg in der Verbandsliga agiert – zuletzt war dies 1986 der Fall.

In den vergangenen 35 Jahren mischte der TSC mindestens in der Oberliga mit, hinzu kamen Abstecher in die Zweite Bundesliga und die Regionalliga. Dort spielte das Team noch in der vorvergangenen Saison, war ohne Ausländer aber vollkommen chancenlos. Und nachdem sich die Mannschaft daraufhin auflöste – Joel und Niko Rizzi sowie Markus Scherer spielten nur noch Herren 30, Fabian Guzik legte quasi ein Sabbatjahr bei seinem Heimatklub, dem TV Grün-Weiß Mainz ein, Kai Lemke verabschiedete sich aus Mainz – wurde selbst die Oberliga eine Nummer zu groß.

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Solide Truppe

„Das war kein schönes Jahr“, kommentiert Martin Olszowy den historischen Tiefpunkt des Klubs, der obendrein mit dem sportlichen Abstieg der Zweiten Mannschaft in die Rheinhessenliga einherging. Ob es sich um einen Betriebsunfall handelte, der sich in der neuen Spielzeit korrigieren lässt, vermag der TSC-Kapitän nicht zu sagen. „Wir haben eine solide Truppe, aber ob der Aufstieg drin ist, weiß ich nicht.“

An der Formation hat sich im Wesentlichen nichts geändert: Steffen Hillenmeier, Olszowy, Christoph Süpke, Jerome Rup, Felix Tripp und Leonard Stolz bilden den Stamm, aber auch die Jugendlichen Daniel Kircher und Paul Vest sollen Einsätze bekommen. Grundsätzlich klingt das für die Verbandsliga mehr als solide – „aber es gibt ja immer ein, zwei Vereine, die unbedingt nach oben wollen und deshalb selbst in der Verbandsliga auf den vorderen Positionen mit Ausländern antreten“, schränkt Olszowy ein.

Den Meldelisten lasse sich jedenfalls kaum entnehmen, wer wann mit welchem Personal antrete, verweist der TSC-Kapitän als Extrembeispiel auf den TC Mülheim-Kärlich. Dort stehen auf den ersten 20 Plätzen ausschließlich ausländische Spieler, Namen aus aller Herren Länder, von Barbados über Portugal, Frankreich, Luxemburg sowie diverse ost- und südosteuropäische Staaten bis nach Ägypten und Indien. „Was das für die einzelnen Spieltage bedeutet? Keine Ahnung.“

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Jeder Spieltag eine Herausforderung

Die DJK TV Mainzer Sand gehört nicht in diese Kategorie. „Wir haben uns auf den hinteren Positionen etwas verstärkt, aber vorne ist uns das leider nicht gelungen“, sagt Tim Hippchen. „Deshalb wird für uns nicht nur der erste Spieltag eine Herausforderung.“

Mit dem Derby einzusteigen, bei voraussichtlich schönem Wetter und zahlreichen Zuschauern auf der eigenen Anlage, gefällt Hippchen, der wie sein an Nummer eins spielender Bruder früher beim TSC aktiv war, einerseits. „Solche Spiele haben immer ein besonderes Flair, das ist eine coole Sache.“ Andererseits hätte er nichts dagegen gehabt, dieses Duell auswärts zu bestreiten – „das wäre zumindest eine kurze Anreise gewesen…“

Beide Teams gut vorbereitet

An mangelndem Training soll es beim Aufsteiger nicht scheitern; bereits im März hat der Verein die Plätze geöffnet, „und wir sind gut vorbereitet“, sagt Tim Hippchen. „Aber ob das reicht, um in der Liga zu bleiben, kann ich nicht vorhersagen. Weder steht schon fest, wie viele Mannschaften absteigen, noch kann ich die Konkurrenz einschätzen. Das müssen wir uns von Spieltag zu Spieltag angucken.“

Und der Kontrahent aus der Oberstadt? „Wir konnten auch schon im Winter regelmäßig spielen und sind gut im Schlag und haben Bock“, sagt Martin Olszowy. Alles andere als ein Auftaktsieg wäre eine Überraschung und stünde dem Ziel entgegen, das er und seine Mitstreiter sich gesetzt haben: „Wir wollen oben mitspielen und erwischen hoffentlich einen Einstieg, der uns beflügelt.“

Guzik neue Nummer eins in Ingelheim

Ganz eindeutig formuliert der dritte heimische Verein seine Ambitionen: „Aufstieg 2022 ist unser ausgelobtes Ziel“, sagt Pascal Häfner, der Manager des in der Parallelgruppe befindlichen TC Boehringer Ingelheim. Zum Sprung in die Oberliga fehlte bereits im vorigen Jahr nicht viel – lediglich ein Sieg gegen den TC Trier am letzten Spieltag.

„Nach der Niederlage waren wir fünf Minuten lang resigniert“, sagt Häfner. „Dann haben wir uns zusammengesetzt und gesagt: ,Nächste Saison kommen wir umso stärker wieder.‘ Das sind wir.“

Verstärkt hat sich der Werksverein mit Fabian Guzik: Der langjährige Regional- und Oberligaspieler des TSV Schott und des TSC Mainz greift nach einer Spielzeit für seinen Heimatverein Grün-Weiß Mainz in der B-Klasse, wo er absurd unterfordert war und in fünf Matches nur zwei Spiele (ganz am Ende, in seinem zehnten Satz) abgab, wieder höherklassig an. Guzik ist die Nummer eins, gefolgt von Altmeister Marco Lauderbach, sofern die Ingelheimer nur mit ihren deutschen Spielern antreten.

Bei Bedarf mit Ausländern

Den Einsatz ausländischer Akteure schließt Häfner nicht aus. „Punktuell kann das vorkommen, aber ich glaube, dass wir auch mit unserer Stammbesetzung stark genug sind“, sagt er vor dem Heimspiel gegen den TC Rot-Weiss Kaiserslautern am Sonntag (Beginn: 10 Uhr). „Aufzusteigen ist natürlich immer auch ein bisschen Glücksache. Das wissen wir spätestens seit 2021.“

Guziks Verpflichtung hat dem Klub im Übrigen auch eine Spielerin beschert: Die von ihm trainierte Elise Barnstedt schlägt bei Grün-Weiß Mainz weiterhin in der U18 aufschlagen, verstärkt in Ingelheim aber die Zweite Mannschaft in der Verbandsliga und gehört dem erweiterten Kreis der Regionalligafrauen an.

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