Futsal | David Kulessa | 16.02.2022

Ein Spiegelbild der Saison

Den Beginn verschlafen, und die Chancen nicht genutzt: Futsal-Bundesligist TSG 1846 Mainz unterliegt Fortuna Düsseldorf mit 0:2 (0:2). Leistungsträger Jonathan Trost sieht trotzdem Fortschritte. Der ehemalige WM-Teilnehmer Aziz Derrou gibt ein überzeugendes Debüt.
Jonathan Trost (M.) wünscht sich in Spielen der TSG-Futsaler eine ähnliche Torquote wie im Training.
Jonathan Trost (M.) wünscht sich in Spielen der TSG-Futsaler eine ähnliche Torquote wie im Training. | Archiv/Eßling

Bretzenheim. Eigentlich braucht es nicht viel mehr als diese 40 Spielminuten, um die bisherige Bundesligasaison der TSG 1846 Mainz zusammenzufassen. Ein schwacher Beginn, anschließend viele gute Szenen und trotz allem keine Punkte.

„Wir sind mal wieder an uns selbst gescheitert“, sagte Pivot Jonathan Trost nach der 0:2-Niederlage gegen Fortuna Düsseldorf. „Das tut schon richtig weh.“ Der 26-jährige selbst hatte in der elften Minute die beste Chance der Mainzer Futsaler vergeben. Nach guter Vorarbeit des Debütanten Aziz Derrou kam er am langen Pfosten freistehend zum Abschluss, brachte den Ball aber nicht aufs Tor.

Ein erfolgreicher Abschluss hätte den Anschlusstreffer zum 1:2 bedeutet. Die beiden letztlich entscheidenden Gegentore waren bereits in der zweiten und sechsten Spielminute gefallen. Ausgangspunkt war jeweils ein guter Diagonalpass der Gäste aus der eigenen Hälfte. Den ersten verwertete Michel Schnitzerling per sehenswerter Direktabnahme, rund vier Minuten später leitete Mohamed Tahiri den hohen Ball mit dem ersten Kontakt auf Wael Riani weiter, der zum 0:2 traf.

Derrou hinterlässt guten Eindruck

„Wir hätten beide Tore verhindern können, wenn wir klar und deutlich miteinander gesprochen hätten“, nannte Trost die fehlenden Kommandos als Manko. In beiden Fällen war es nicht gelungen, die in die Tiefe startenden Gegenspieler zu übergeben. Im weiteren Verlauf habe die Kommunikation zwar gut funktioniert, aber auf diesem Level rächen sich eben auch kurze Unaufmerksamkeiten.

Das gilt erst angesichts der schwachen Chancenverwertung, die sich wie die Anfangsschwierigkeiten durch die Mainzer Saison ziehen. Wenige Augenblicke nach Trost vergab auch Hassan Ouassini eine Großchance. Erneut hatte Derrou den Angriff eingeleitet, der 35-jährige Winterneuzugang, der bei der Futsal-WM 2012 für Marokko im Einsatz war und im Mainzer Trikot auf Anhieb überzeugte.

„Aziz bringt sehr viel Ruhe mit, und das tut unserem Spiel im eigenen Ballbesitz sehr gut“, sagte Trost. „Er spielt Futsal auf dem höchsten Level, das merkt man auch im Training, und es bringt vielen von uns weiter, sich regelmäßig mit ihm zu messen.“

Zumindest im Training fallen Tore

Verlief das Spiel in der ersten Halbzeit noch recht ausgeglichen, waren die Mainzer nach der Pause klar überlegen. Das eigene Tor geriet kaum noch in Gefahr, während sie sich vorne Chance um Chance herausspielten. „Wir machen definitiv Fortschritte“, betonte Trost trotz der schwachen Verwertung. Sinnbildlich dafür standen zwei Möglichkeiten in der 24. Minute, die Protagonisten waren jeweils waren Marcus Nungesser und Philip Leonhard. Erst tauchte Leonhard nach einem cleveren Doppelpass frei vor dem Gästetor auf, traf den Ball aber nicht. Dann spielte Nungesser einen hervorragenden Pass mit der Hacke, dessen Abnehmer wiederum Leonhard war, aber am Tor vorbeischoss.

Es folgten weitere gut herausgespielte Gelegenheiten, die allesamt nicht in dem hochverdienten Anschlusstreffer mündeten. Mal stand – wie bei einem Volley von Lukas Manneck – der eigene Mann im Weg (28.) und mal der Pfosten, wie beim Abschluss von Kapitän Timo Ernst in der 33. Minute. „Im Training machen wir echt viele Tore“, versicherte Trost. „Aber natürlich sind im Spiel zum einen Zeit- und Gegnerdruck deutlich höher als im Training, und zum anderen fehlt vielleicht auch ein bisschen das Selbstvertrauen.“

Tolle Unterstützung von den Rängen

Gegen die Fortuna war den 46ern in der Hinrunde ihr bis heute einziger Bundesligasieg gelungen. Einen weiteren Punkt holten sie gegen den FC Penzberg, dem sie im zweiten Aufeinandertreffen vor der Länderspielpause aber ebenfalls unterlagen. In der Tabelle verharrt die TSG auf dem neunten Tabellenplatz.

Erhöht das den Druck auf die Heimspiele gegen die Spitzenteams aus Stuttgart am nächsten Samstag und Hamburg eine Woche später? Mit Blick auf die Partie gegen den Stuttgarter Futsal-Club sagt Jonathan Trost: „Schon in der Hinrunde wussten wir, dass wir für einen Sieg das Spiel unseres Lebens machen müssen, deswegen ist der Druck eher geringer. Niemand erwartet von uns, dass wir punkten.“ Vielmehr sei es ein besonderer Ansporn, den Tabellenzweiten zu empfangen, zumal die TSG bei der 1:3-Niederlage im Herbst keineswegs chancenlos war.

Ganz besonders freut sich die Mannschaft darüber, dass auch am Samstag wieder Zuschauerinnen und Zuschauer in die Halle in der Mainzer Oberstadt dürfen; gegen Düsseldorf wurde die erlaubte Kapazität von 200 Besuchern nahezu ausgeschöpft. „Wieder vor den eigenen Fans zu spielen, war super. Nach dem Spiel wurden wir noch lange beklatscht, das war ein echt cooles Gefühl“, berichtet Trost. „Wir haben die Unterstützung gespürt. Die Fans hätten es verdient gehabt, mit drei Punkten nach Hause zu gehen.“

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