Futsal | David Kulessa | 25.11.2021

Das ist kein Pech

„Uns fehlt die spezifische Abschlussstärke“: Die Futsaler der TSG 1846 Mainz verlieren beim Deutschen Meister von 2020, HOT 05, trotz guter Leistung mit 0:4 (0:2). Überraschender sind allerdings zwei andere Bundesligaergebnisse.
René Hook verletzte sich in Hohenstein und droht gegen seinen Ex-Klub, den TSV Weilimdorf, auszufallen.
René Hook verletzte sich in Hohenstein und droht gegen seinen Ex-Klub, den TSV Weilimdorf, auszufallen. | Archiv/Eßling

Hohenstein. Klar, die Futsaler der TSG 1846 Mainz hätten in Hohenstein gerne etwas Zählbares mitgenommen. Zumindest ein Punkt schien auch lange im Bereich des Möglichen. Aber so richtig viel Ärger oder Enttäuschung kam nach der 0:4 (0:2)-Niederlage nicht auf. Zu utopisch schien schon im Vorhinein ein Erfolgserlebnis gegen den in Bestbesetzung auflaufenden Tabellenzweiten, während bei der TSG neben Fußballer Lukas Manneck und dem lange ausfallenden Kevin Frey auch Timo Ernst, Hassan Ouassini und Sladenko Jankovic verletzt fehlten.

Viel ärgerlicher und vor allem überraschender war es, was in den anderen Futsal-Hallen Republik passierte. Dort nämlich kamen die vermeintlich größten Konkurrenten der Mainzer im Kampf um den Klassenverbleib zu Erfolgserlebnissen. Der FC Penzberg gewann mit 5:4 gegen Fortuna Düsseldorf, die Hamburger Wakka Eagles schlugen den Deutschen Meister aus Weilimdorf mit 6:4

„Für mich waren beide Ergebnisse gar nicht so krass überraschend“, betonte der Mainzer Spielertrainer Christian Wölfelschneider. Gerade die Eagles, die am Wochenende zuvor in Mainz ihren ersten Punkt geholt hatten, seien nicht so schwach, wie es die Tabelle lange vermuten ließ. „Klar ist das ärgerlich für uns, aber ich bin weiterhin optimistisch, weil wir im Team Schritte nach vorne machen.“

TSG mit gutem Pressing

Eben jene waren trotz der am Ende deutlichen Niederlage auch gegen HOT 05 zu erkennen. Zwar hatten die Gastgeber, die zu den großen Favoriten auf die Meisterschaft gehören, die bessere Spielanlage und mehr Ballbesitz, doch der TSG gelang es immer wieder, den Ball durch gutes Pressing in der gegnerischen Hälfte zu gewinnen. Darüber hinaus kamen die Mainzer vor allem nach langen, präzisen Abwürfen ihres Keepers Wölfelschneider zu guten Tormöglichkeiten. In der Anfangsphase scheiterte aber zunächst Jonathan Trost und dann Meikel Melament am Hohensteiner Schlussmann Johan Vavrek.

Auf der anderen Seite verhinderten mehrmals Wölfelschneider und einmal das Lattenkreuz einen Treffer, bevor die Gastgeber ihre Überlegenheit in der zwölften Minute doch in die Führung ummünzten. Nach einem schönen Doppelpass mit Luiz Sampaio Filho erzielte Kennedy Alves Ribeiro sein fünftes Saisontor.

Vavrek herausragend

Wölfelschneider ärgerte sich weniger über das 0:1 als vielmehr darüber, dass seine Vorderleute im Anschluss nicht den Ausgleich erzielten. „Die Abschlussqualität ist unser großes Manko“, sagte er. Insbesondere Emil von Werthern und Shoma Ishitsuka kamen zu sehr guten Chancen; von Werthern scheiterte nach einer Balleroberung Umit Tuncs erst an Vavrek und setzte den Nachschuss knapp am Tor vorbei. Anschließend spielten Jonathan Trost und von Werthern den jungen Japaner Ishitsuka am langen Pfosten gut frei, der den herausragenden Vavrek ebenfalls nicht überwinden konnte.

Für Wölfelschneider, der „sieben bis acht Hundertprozentige“ für sein Team zählte, hat die schwache Chancenverwertung indes nichts mit Pech zu tun. „Uns fehlt die futsalspezifische Abschlussstärke. In der Bundesliga sind nun mal teilweise überragende Keeper im Tor, und du hast nur sehr wenig Zeit auf ganz engem Raum, um zu schießen.“

Um sich in diesem Bereich zu verbessern, werde das Trainerteam in der Winterpause im Training einen Fokus darauf legen, solche Abschlusssituationen zu reproduzieren. Besonders bitter war aus Mainzer Sicht das 0:2 in der letzten Spielminute der ersten Halbzeit. Nach einer großartigen Kombination schob Gabriel de Oliveira Costa den Ball durch Wölfelschneiders Beine ins Tor.

Nungesser scheitert zweimal

Auch die zweite Hälfte war auf beiden Seiten geprägt von guten Chancen und sehr guten Paraden der beiden Torspieler – die besten Mainzer Chancen besaß Kapitän Marcus Nungesser, der allerdings einmal am Keeper und einmal an der Latte scheiterte. „Wir verlieren nie deutlich, schaffen es aber auch nicht, mit Toren im Spiel zu bleiben“, fasste Wölfelschneider das Problem zusammen. Für die Entscheidung sorgte Daniel Klima in der 31. Minute mit einem trockenen Fernschuss ins kurze obere Eck zum 0:3.

„Wir haben bis zum Ende Gas gegeben und uns trotz der schwierigen personellen Lage nicht abgeschenkt“, lobte der Mainzer Spielertrainer den Auftritt seiner Mannschaft nach dem dritten Gegentreffer. Nachdem auch René Hook im Verlauf der zweiten Halbzeit verletzt ausfiel, waren die Rotationsmöglichkeiten endgültig sehr begrenzt. „Es ist klar, dass dann zum Ende ein bisschen die Kraft fehlt.“

De Oliveira Costas zweiter Treffer zum 0:4 war bloß noch Randnotiz. Wichtiger war Wölfelschneider zu erwähnen, dass Ersatzkeeper Patrick Nau in der letzten Spielminute zu seinem Bundesligadebüt kam: „Pattex ist seit dem ersten Tag dabei und hat einen riesigen Leistungssprung gemacht.“ Zudem sei der 32-jährige neben dem Platz gerade in der Organisation ein essenzieller Bestandteil des Teams.

Prekäre Tabellensituation

Den Lohn für ihre gute Leistung holten sich die Mainzer von den rund 200 Zuschauerinnen und Zuschauern in Hohenstein ab, die ihnen nach dem Spiel mit einem ausgiebigen Applaus ihren Tribut zollten. An der prekären Tabellensituation ändert das indes nichts. Penzberg ist an den 46ern vorbeigezogen, die Wakka Eagles auf dem neunten Platz liegen nur noch einen Punkt hinter der TSG.

Dass den Hamburgern ihr erster Saisonsieg ausgerechnet gegen den nächsten Mainzer Gegner gelungen ist, könnte sowohl Vor- als auch Nachteil sein, glaubt Wölfelschneider. Einerseits könne es zu einer extra Motivation der Weilimdorfer führen, andererseits „haben sie vielleicht Angst vor dem nächsten Ausrutscher werden mit jedem verlorenen Zweikampf nervöser“. Vor rund fünf Monaten bei der Deutschen Meisterschaft waren die 46er nach einem sehr guten Spiel unglücklich am späteren Sieger gescheitert.

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