Peter H. Eisenhuth | 05.10.2019

8691 steht jetzt im Goldenen Buch

Die Stadt Mainz ehrt Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul vom USC Mainz.
Große Mainzer unter sich: Der Mann des Jahrtausends, Johannes Gutenberg, blickt wohlwollend auf den Zehnkampf-Weltmeister, Nklas Kaul.
Große Mainzer unter sich: Der Mann des Jahrtausends, Johannes Gutenberg, blickt wohlwollend auf den Zehnkampf-Weltmeister, Nklas Kaul. | Peter H. Eisenhuth
Mit zitternder Hand die Feder geführt, aber OB Michael Ebling und USC-Chef Detlev Höhne achten darauf, dass alle Buchstaben am richtigen Platz sind.
Mit zitternder Hand die Feder geführt, aber OB Michael Ebling und USC-Chef Detlev Höhne achten darauf, dass alle Buchstaben am richtigen Platz sind. | Bernd Eßling

Mainz. Es ist ja nicht so, dass Niklas Kaul kein eloquenter Gesprächspartner wäre. Und dass er ein unfassbar cooler Sportler ist, hat auch eine weit über die Leichtathletikgemeinde hinausreichende Weltöffentlichkeit gerade bei der WM in Doha erfahren. Doch so nervenstark und unerschütterlich der 21-Jährige vom USC Mainz sich am Mittwoch und Donnerstag Zehnkampf-Weltmeister geworden ist, so emotional ergriffen zeigte er sich am Samstagabend im Rathaus.

Nun war dies auch eine aus dem sportlichen Rahmen fallende Veranstaltung – die Stadt hatte sich in rekordverdächtiger Geschwindigkeit entschlossen, den erst am Mittag aus Katar zurückgekehrten Athleten zu ehren. Mit einem Eintrag ins Goldene Buch. Doch als Kaul zu Tat schreiben sollte, zeigte er seine rechte Hand. Sie zitterte. Zuvor waren ihm bereits die Tränen gekommen, als er sich in einer kurzen Rede bei der USC-Familie bedankte, die so großen Anteil an seinem sensationellen Titelgewinn habe.

OB erinnert an Tradition

Um seinen Namen im Buch zu verewigen, reichte die Kraft aber noch. Und Kaul versah ihn mit einer Zahl: 8691 – so viele Punkte hatte er bei seinem WM-Debüt erzielt.

Eine Zahl nannte auch Oberbürgermeister Michael Ebling: 79,05 Meter, die Weite, mit der Kaul auch noch einen Speerwurf-Weltrekord innerhalb eines Zehnkampfs aufgestellt hatte. „Für die 79 Meter danke ich – für die 05 ebenso.“ Da passte es ganz gut, dass der ortsansässige Fußballsportverein wenige Stunden zuvor sein Bundesligaspiel in Paderborn gewonnen hatte…

Der OB erinnerte an die USC-Zehnkampftradition mit Athleten wie Guido Kratschmer und Siggi Wentz. Mit Kaul sei diese sei diese Tradition wieder auferstanden.

Höhne platzt vor Stolz

„Wir platzen vor Stolz“, sagte Detlev Höhne. Der Vorsitzende des Traditionsvereins sprach seinen besonderen Respekt und Dank „dem Kernteam hinter Niki“ aus, Stefanie und Michael Kaul, den Eltern und Trainern des Weltmeisters. Und er wies darauf hin, dass der Klub nicht über hauptamtliche Trainer verfüge. „Damit sind wir wohl der einzige leistungsorientierte Leichtathletikverein in Deutschland, der nur auf Ehrenamtlichkeit baut – oder besser: bauen muss.“

„Niki Kaul hat die Stadt Mainz, den USC und den Zehnkampf wieder in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt“, sagte Höhne. „Wenn uns nun die Stadt, der Landessportbund und das Land Rheinland-Pfalz fragen sollten, welche Unterstützung wir in Zukunft brauchen: Wir haben eine Liste vorbereitet…“

 

Siehe auch:

König Kaul – der zweite Tag in Doha.

Beim Weitsprung ist der Puls am höchsten – der erste Tag in Doha.

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