Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 26.04.2019

Gelassen den zehnten Platz anvisieren

Mit Lust auf Fußball die wieder erarbeitete Stärke demonstrieren: Der FSV Mainz 05 will am Samstag ab 15.30 Uhr bei Hannover 96 zeigen, dass er trotz des erreichten Klassenverbleibs noch nicht satt ist. Danny Latza darf zu Hause bleiben.
Egal, wie viele Tore Karim Onisiwo am Samstag schießt: Danny Latza wird ihm nicht um den Hals fallen.
Egal, wie viele Tore Karim Onisiwo am Samstag schießt: Danny Latza wird ihm nicht um den Hals fallen. | Eva Willwacher

Mainz. Sagen wir mal so: Wenn die Profis des FSV Mainz 05 am Samstagnachmittag ähnlich kraftvoll auftreten, wie ihr Trainer das neue Saisonziel propagiert, wird Hannover 96 nach dem 31. Spieltag der Fußball-Bundesliga dem Abstieg einen weiteren Schritt nähergekommen sein. Nicht, dass es Sandro Schwarz einen Lustgewinn verschaffen würde, sollte seine Mannschaft einen Beitrag dazu leisten, die Niedersachsen in die Zweite Liga zu befördern. Ihm geht es ausschließlich darum, mit seinen Leuten das Bestmögliche aus der Saison herauszuholen. Und das ist bei vier noch ausstehenden Partien der zehnte Tabellenplatz.

„Ein sehr anspruchsvolles Ziel“, wie er selbst einräumt. Immerhin bekommen es die 05er nach dem ums Überleben kämpfenden Tabellenletzten noch mit den Champions-League-Kandidaten RB Leipzig, Eintracht Frankfurt und TSG Hoffenheim zu tun. Doch Schwarz empfindet diesen Anspruch als angemessen, und er ist überzeugt, dass die Mannschaft seine Einstellung teilt. Schon deshalb, weil in der Phase mit sieben Niederlagen aus acht Spielen alle gemerkt hätten, „dass es sich beschissen anfühlt, Spiele zu verlieren“.

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Schwarz erwartet aggressive 96er

In den gewonnenen Heimspielen gegen den SC Freiburg (5:0) und Fortuna Düsseldorf (3:1) und auch in der zweiten Halbzeit bei der 1:2-Niederlage in Dortmund habe die Mannschaft „wieder Stärke aufgebaut“, sagt Schwarz, „und es wäre cool, wenn wir sie beibehielten“. Nach dem jüngsten Heimsieg hätten Spieler, Verantwortliche und Fans zu Recht den Klassenverbleib gefeiert. „Weil wir bescheiden genug sein müssen, um so etwas zu feiern. Aber jetzt wollen wir auch die Euphorie mitnehmen.“

Der Mainzer Trainer geht nicht unbedingt davon aus, dass die Aufgabe am Samstag die einfachste des Restprogramms werden wird. Bei Hannover 96 handele es sich ungeachtet des Tabellenplatzes um eine gute Mannschaft, die nach wie vor die Chance habe, die Klasse zu halten; sechs Punkte Rückstand auf den Relegationsplatzinhaber VfB Stuttgart lassen sich noch aufholen.

Klar ist aber auch, dass die 96er unter Druck stehen. „Sie müssen gewinnen, wir wollen gewinnen“, benennt Schwarz den grundlegenden Unterschied in der Ausgangslage. Auf wessen Performance sich das besser auswirken wird, bleibt abzuwarten. „Ich kann mir vorstellen, dass sie das Spiel als Endspiel betrachten, dass sie sehr aggressiv auftreten werden“, sagt Schwarz. Sollte eine solche Herangehensweise mit einem hohen Anlaufverhalten einhergehen, dürften sich den Mainzern Räume für schnelle Gegenstöße bieten.

Latza muss nicht im Bus schlafen

Schwarz‘ Eindrücke aus den Trainingseinheiten dieser Woche scheinen rundum positiv. Kein Akteur habe in der Intensität nachgelassen, und gleichzeitig sei bei Freilaufverhalten, Passspiel, dem Kicken auf engen Räumen eine gewisse Leichtigkeit auszumachen. „Dieser Schuss Gelassenheit tut uns gut“, sagt er. Solange die einzelnen Spieler die Grundprinzipien nicht vernachlässigen, solange die Gelassenheit nicht in Lässigkeit umschlägt, sondern eine Kombination mit der vom Coach ausgemachten „Lust auf Fußball“ bildet, ist dies die Basis für weitere Erfolgserlebnisse.

In der Tat fällt es nach den zurückliegenden Auftritten, insbesondere den beiden Heimspielen mit acht Toren, schwer, sich vorzustellen, die 05er könnten die Saison einfach austrudeln lassen. Nicht nur der in der Rückrunde so stark wie nie zuvor aufspielende Karim Onisiwo oder 12-Tore-Mann Jean-Philippe Mateta, dem nur noch drei Treffer zu Shinji Okazakis Rekordausbeute in einer Spielzeit erwecken den Eindruck, mehr zu wollen, noch nicht satt zu sein.

Ausdruck der neuen Gelassenheit ist aber auch das freie Wochenende für Danny Latza. Der Mittelfeldspieler ist am Mittwoch erstmals Vater geworden, „soll die Tage genießen und den Schlaf nehmen, den er jetzt noch kriegen kann“, sagt sein Trainer. Ginge es für die Mainzer noch um Punkte für den Klassenverbleib, müsste Latza den Schlaf im Mannschaftsbus nach Hannover suchen.

 

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