Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 20.04.2019

Nur Klassenverbleib – aber egal

Der Mainzer Traum lebt weiter: Mit einem 3:1 (1:1) gegen Fortuna Düsseldorf sichern sich die 05er ein weiteres Erstligajahr. Es wird das elfte hintereinander sein. Jean-Philippe Mateta und Karim Onisiwo schießen die Tore, die Gäste verschießen bei Gleichstand einen Elfmeter.
Jean-Philippe Mateta wusste: Das war's. Nach seinem Treffer zum 3:1 war dem FSV Mainz 05 der vorzeitige Klassenverbleib nicht mehr zu nehmen.
Jean-Philippe Mateta wusste: Das war's. Nach seinem Treffer zum 3:1 war dem FSV Mainz 05 der vorzeitige Klassenverbleib nicht mehr zu nehmen. | Eva Willwacher

Mainz. Die T-Shirts waren rasch verteilt und übergestreift: „Wieder nur Klassenerhalt?“, war darauf in Fortführung der im vorigen Sommer aufgelegten Werbekampagne zu lesen. Und: „Egal. Unser Traum lebt.“ In der Tat: Die kommende Bundesligasaison wird für den FSV Mainz 05 die elfte hintereinander sein. Dafür mussten die Rheinhessen diesmal nicht bis zum letzten oder vorletzten Spieltag kämpfen, wie es in den vergangenen Jahren der Fall war. „Es fühlt sich gut an, das schon am fünftletzten Spieltag geschafft zu haben“, sagte Trainer Sandro Schwarz am Samstagabend.

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Rund 45 Minuten zuvor hatte Jean-Philippe Mateta die letzten leichten Zweifel daran zerstreut, dass der Nachmittag dieses Glücksmoment bereithalten würde: Mit seinem Treffer zum 3:1 entschied der Stürmer die Partie gegen Fortuna Düsseldorf – und weil parallel der VfB Stuttgart in Augsburg mit 0:6 unterging, hatten sich auch alle theoretischen Überlegungen erledigt, die 05er könnten noch auf den Relegationsplatz abrutschen. „Es war schön, im Stadion so viele glückliche Gesichter zu sehen“, sagte Schwarz.

Schlüsselmoment war der Elfmeter von Dodi Lukebakio in der 55. Minute. Der harte Schuss klatschte unten rechts an den Pfosten. „Andernfalls hätte Florian Müller ihn gehalten“, kommentierte Schwarz die Situation; es wäre eine Glanztat des 05-Torwarts gewesen, der aber tatsächlich in die Ecke gesprungen war. „Wir hatten schon in der ersten Halbzeit einige schwierige Momente zu überstehen“, sagte Schwarz. „Aber aus dieser Situation haben wir Energie geschöpft.“

Schiedsrichter Markus Schmidt hatte den Elfmeter erst nach Eingreifen des Videoassistenten verhängt; nach einem Blick auf seinen Monitor war er zu der Überzeugung gelangt, dass Alexander Hack beim vorangegangenen Düsseldorfer Angriff ein zu ahndendes Handspiel begangen hatte. Das Ganze passte insofern, als Hack während der gesamten knappen Stunde, die er auf dem Feld stand, reihenweise unglückliche Szenen produziert hatte. Nicht zuletzt beim 1:1 durch Lukebakio, als der Innenverteidiger zu spät beim Fortuna-Torjäger auftauchte, um ihn noch am Abschluss zu hindern. Hack war allerdings nicht der Alleinschuldige; schon in der Vorbereitung durch Benito Raman hatten es mehrere Mainzer an beherztem Widerstand mangeln lassen.

Und damit war in der 19. Minute erst einmal der Schwung dahin, mit dem die Gastgeber in die Partie eingestiegen waren. Sandro Schwarz hatte vorab eine „Entscheidungswoche“ ausgerufen, und seine Spieler traten von Beginn an so dominant auf, wie am vorigen Samstag in der zweiten Halbzeit bei Borussia Dortmund.

Mit durchschlagendem Erfolg: Nach nur 36 Sekunden erzielte Mateta das 1:0. Vorbereitet über die rechte Seite mit einem Pass an der Außenlinie entlang von Jean-Paul Boëtius auf Karim Onisiwo, der zunächst davon profitierte, dass Marcin Kaminski den Ball über den Fuß rutschen ließ, dann aber blitzschnell schaltete, zum Strafraum zog und seinen Sturmkollegen passgenau bediente.

So hätte es weitergehen können: Wieder setzte sich Onisiwo gegen Kaminski durch, die Flanke erwischte Mateta mit der Stirn, brachte den Ball aber nicht aufs Tor (6.). Keine zwei Minuten später verhinderte Fortuna-Schlussmann Michael Rensing nach einem Durchstecker von Mateta auf Robin Quaison das 2:0.

Warum danach passierte, was Schwarz mit den Worten „Wir sind rausgeflogen“ umschrieb? Schwer zu sagen. Jedenfalls fehlten zum einen einigen Mainzern die nötige Körperspannung, der Biss in den Zweikämpfen und die Genauigkeit im Spiel nach vorne. Zum anderen zeigten die Gäste, dass sie nicht von ungefähr schon 37 Punkte geholt und den Klassenverbleib bereits vor dem Anpfiff in der Tasche hatten. Eine Großchance von Raman – vorbereitet hatte der Hack auf der rechten Seite enteilte Lukebakio – vereitelte Florian Müller noch mit dem Fuß (14.). Vier Minuten später war er machtlos.

Spätestens mit dem Elfmeter hätte die Begegnung zugunsten der Fortuna kippen können, danach wehrte Giulio Donati mit dem Hinterkopf noch einen Kopfball von André Hoffmann ab. Längst war klar, dass der Klassenverbleib nur durch eigenes Verschulden auf die längere Bank geschoben werden konnte. In Augsburg nämlich stand es zu diesem Zeitpunkt bereits 5:0, der ehemalige Mainzer Trainer Martin Schmidt war auf dem Weg zu seinem höchsten Bundesligaerfolg.

Und dann leitete in der Arena am Europakreisel der eingewechselte Alexandru Maxim einen Konter ein, Linksverteidiger Aarón verzichtete im Strafraum darauf, Matthias Zimmermanns langes Bein als Einladung anzunehmen, sondern spielte einen leichten Rückpass. Onisiwo legte sich den Ball am zweiten Pfosten zurecht und schoss zum 2:1 ins kurze Eck (67.).

Fortan waren die Gastgeber wieder am Drücker. Mateta hatte Pech mit einem Lupfer aus spitzem Winkel über Rensing hinweg (70.). Mit seiner letzten Aktion aber machte er den Deckel drauf: Der Franzose veredelte einen Traumpass von Boëtius, indem er Rensing umdribbelte und zum 3:1 einschob (86.). Zeugwart Walter Notter konnte die T-Shirts auspacken.

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