Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 30.07.2018

Der wankelmütige Franzose

TRAININGSLAGER IN BAD HÄRING (II): Jean-Philippe Gbamin wollte Ende der vorigen Saison nach England, dann in Mainz bleiben und jetzt doch wieder auf die Insel. Jedenfalls vielleicht. Sandro Schwarz verlöre in diesem Fall seinen zentralen Führungsspieler.
Er geht, er geht nicht, er geht, er weiß es selbst noch nicht: Jean-Philippe Gbamin hat am ersten Abend im österreichischen Trainingslager des FSV Mainz 05 für Unruhe gesorgt.
Er geht, er geht nicht, er geht, er weiß es selbst noch nicht: Jean-Philippe Gbamin hat am ersten Abend im österreichischen Trainingslager des FSV Mainz 05 für Unruhe gesorgt. | Eva Willwacher

Bad Häring. Das war wohl nicht im Sinne der Verantwortlichen: Für den ersten Abend des Trainingslagers in Bad Häring hatte die Pressestelle des FSV Mainz 05 eine Medienrunde mit Jean-Philippe Gbamin angeboten. Der Franzose hätte die Gelegenheit nutzen können und wahrscheinlich auch sollen, seinen Sinneswandel zu erklären, darzulegen, warum er sich doch für einen Verbleib beim Bundesligisten entschieden hatte, nachdem er gegen Ende der vorigen Saison als sicherer England-Wechsler galt.

Doch entweder handelte es sich um ein internes Kommunikationsproblem, obwohl der Verein, anders als beim ersten Trainingscamp in Venlo, diesmal einen Dolmetscher dabei hat, oder aber Gbamin ist wankelmütiger als geglaubt. Jedenfalls gab er kein Bekenntnis zu seinem derzeitigen Arbeitgeber ab, bei dem er einen bis Sommer 2022 laufenden Vertrag besitzt. Auch auf Nachfrage sagte der 23-Jährige lediglich: „Der Transfermarkt ist noch nicht geschlossen.“

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Warten aufs großartige Angebot

Er wisse nicht, was in den kommenden Tagen, bis zum Ende der Transferperiode in England geschehe, sagte Gbamin. „Vielleicht kommt ja noch ein großartiges Angebot, das man nicht ausschlagen kann, dann sieht die Situation ganz anders aus.“ Sein Berater werde sich noch einmal mit Sportvorstand Rouven Schröder zusammensetzen und über die Angelegenheit reden.

Auf stur schalten und einen möglichen Wechsel auf die Insel mit aller Macht durchsetzen will der Defensivspieler allerdings nicht, wie er versicherte – er wäre nicht enttäuscht, sollten sich derlei Pläne in diesem Sommer zerschlagen, sagte Gbamin. Vorausgesetzt, er überlegt es sich nicht noch einmal anders.

Sandro Schwarz träfe ein Verlust Gbamins hart. Zwar stiegen die, den sicher scheinenden Abgang Yoshinori Mutos vorausgesetzt, bereits bei mehr als 50 Millionen Euro liegenden Transfereinnahmen der 05er noch einmal sprunghaft an. Doch der Trainer würde seines Chefs im Mittelfeld, seiner nach dem bisherigen Stand der Dinge wichtigsten Führungsfigur auf dem Platz beraubt. Eine Rolle, für die Gbamin in seiner dritten Mainzer Saison nicht nur prädestiniert war, sondern die er allem Anschein nach auch anzunehmen gedachte.

Verlässliche Größe benötigt

Sollte der Franzose den Bruchweg jetzt doch noch verlassen, wöge dies viel schwerer als Abdou Diallos Abgang zu Borussia Dortmund nach nur einer Spielzeit, der dem Klub die Rekordeinnahme von 28 Millionen Euro eingebracht hat – für einen Spieler, der im vorigen Sommer für fünf Millionen Euro gekommen war. Gbamin ließe sich auch schwerlich durch einen weiteren Nachwuchsspieler mit Entwicklungspotenzial ersetzen, wie er selbst vor zwei Jahren einer war, wie es auch für Diallo oder Muto galt.

Keine vier Wochen vor Saisonbeginn benötigt Schwarz, benötigt die Mannschaft auf dieser zentralen Position eine verlässliche Größe, die es gleichwohl auch erst mal an die Spielweise zu gewöhnen und ins Team zu integrieren gilt. Das wäre ein Rückschlag in der in den vergangenen Wochen so ruhig und reibungslos verlaufenden Vorbereitung der 05er.

 

Siehe auch Rouven Schröders Reaktion: "Er bleibt!"

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