Futsal | David Kulessa | 23.03.2022

Selbstbewusst in die Relegation

Ihr letztes Spiel in der ersten Bundesligasaison verlieren die Futsaler der TSG 1846 Mainz gegen den TSV Weilimdorf mit 1:8. Im April und Mai können sie sich in einer Runde mit zwei Regionalligisten erneut qualifizieren. Kapitän Timo Ernst und Organisationsleiter Mats Zoltner erklären, warum die Mannschaft ein weiteres Jahr im Oberhaus verdient hätte.
Erzielte am letzten Spieltag sein erstes Bundesligator: Meikel Melament.
Erzielte am letzten Spieltag sein erstes Bundesligator: Meikel Melament. | Archiv/Bernd Eßling

Mainz. Direkt nach dem vorerst letzten Bundesligaspiel der Mainzer Futsaler richtete Timo Ernst das Wort an die rund 100 Zuschauerinnen und Zuschauer in der Oberstadt-Sporthalle: „Wir haben in dieser Saison sehr viel Werbung für den Futsal betrieben“, sagte der Kapitän.

Ernst verwies nicht nur auf die Punktgewinne gegen die Wakka Eagles und den FC Penzberg in der Hinrunde, sondern auch auf die guten, wenngleich verlorenen Heimspiele gegen Fortuna Düsseldorf, den FC Stuttgart und MCH Sennestadt in der zweiten Saisonhälfte. „In diesen Spielen haben wir gezeigt, dass wir trotz unser sehr geringen Mittel in die Bundesliga gehören und über weite Strecke mithalten können.“

Ähnlich blickt Mathias Zoltner auf die Saison zurück: „In ganz vielen Spielen hat es sich so angefühlt, als hätten nur Kleinigkeiten zu einem besseren Ergebnis gefehlt.“ Zoltner ist bei der TSG offiziell der Organisationsleiter und eigentlich die wohl wichtigste Person, die nicht selbst auf der Platte steht.

Damit Futsal auf Spitzenniveau stattfinden kann

Was vor etwa einem Jahr als dreimonatiges Berufspraktikum im Zuge seines Sportwissenschaftsstudiums begann, hat sich für ihn inzwischen zu einem zeitaufwendigen Ehrenamt entwickelt. „Der Spieltag ist schon in erster Linie Spieltag“, erzählt der 29-jährige. „Da brauche ich mir nichts anderes vorzunehmen.“

Für gewöhnlich ist er etwa fünf Stunden vor Spielbeginn in der Halle und sorgt mit einem Team aus wechselnden Freiwilligen vom Tribünenaufbau über das Aufhängen der Werbebanner bis hin zur Vorbereitung des Verkaufs dafür, dass in Mainz Futsal auf Spitzenniveau stattfinden kann. „Die Bundesliga ist scheißteuer“, erklärt Zoltner, warum er und alle anderen 46er – egal ob auf oder neben dem Platz – ohne Bezahlung arbeiten. „So eine Saison kostet dich selbst ohne Spielergehälter zwischen 30.000 und 35.000 Euro.“

Entsprechend groß war die Herausforderung für das Team hinter dem Team vor der Saison. „Wenn du keine zahlungskräftigen Personen im Verein hast, musst du das Geld über Sponsoren reinholen“, sagt Zoltner. „Das haben wir durch einen großartigen Teameinsatz geschafft.“ Für Gehaltszahlungen oder Aufwandsentschädigungen aber habe das Budget letztlich nicht gereicht.

Hohe Intensität und Geschwindigkeit

Vom Basketball kommend, hatte Zoltner bis auf einige Regionalligaspiele, bei denen er als Zuschauer dabei war, bis zu seinem Engagement bei der TSG wenig Berührungspunkte mit Futsal. Der Sport, insbesondere wenn er auf Spitzenniveau ausgeübt wird, habe es ihm aber früh angetan. „Die Intensität und die Geschwindigkeit fand ich vor allem bei der Deutschen Meisterschaft in Duisburg sehr beeindruckend.“

Das decke sich mit den Rückmeldungen der Besucher. „Die sagen oft, sie hätten das Gefühl, das Spiel gehe so schnell vorbei. Dabei liegt zwischen Anpfiff und Spielende etwa so viel Zeit wie bei einem Fußballspiel.“

Auch das 1:8 gegen den Deutschen Meister TSV Weilimdorf am letzten Bundesligaspieltag gestaltete sich recht kurzweilig. Zum einen, weil die Gäste unterstrichen, dass sie gemeinsam mit dem FC Stuttgart und Hot 05 zu den klaren Favoriten auf den Titelgewinn gehören. Und zum anderen, weil die Mainzer sich trotz ihrer Außenseiterrolle wieder einmal gut verkauften. Insbesondere zum Ende beider Hälften hin bewegte sich die TSG auf Augenhöhe und belohnte sich zwei Minuten vor Schluss mit dem Treffer zum Endstand.

Melaments erstes Bundesligator

Wie Meikel Melament erstes Bundesligator auf und neben dem Platz bejubelt wurde, spricht für die immer wieder betonte Besonderheit des Mainzer Projekts, das ein weiteres Jahr in Ersten Liga verdient hat. „Was wir hier auf die Beine gestellt haben, ist nur durch Willenskraft, Leidenschaft und Freundschaft gelungen“, betonte Timo Ernst in seiner Abschlussrede. „Und jetzt haben wir trotz einer punktemäßig verkorksten Saison den Klassenerhalt in der eigenen Hand.“ In der Relegation werden die Mainzer aller Voraussicht nach auf den FC St. Pauli und den Futsal Nova Club aus Karlsruhe treffen.

„Wir sollten sehr selbstbewusst in die Relegation gehen“, findet Mats Zoltner. „Wir haben ein Jahr lang Erfahrungen auf allerhöchstem Niveau gesammelt und das haben wir den Regionalligameistern voraus.“

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