Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 23.07.25

Wie wieder Kind

NEUES AUS HOPFGARTEN (2) | Der FSV Mainz 05 steigt locker ins Tiroler Trainingslager ein. Auch Bo Henriksen hat seinen Spaß, aber gleichzeitig eine klare Vorstellung, was passieren muss, sollte Andreas Hanche-Olsen nicht rechtzeitig fit werden.
Bo Henriksen mischte am Mittwoch munter mit.
Bo Henriksen mischte am Mittwoch munter mit. | Peter H. Eisenhuth

Aus dem Trainingslager des FSV Mainz 05 berichtet Peter H. Eisenhuth.

 

Hopfgarten. Ozzy Osborne ist tot, Thin Lizzy lebt – „The Boys are back in town“, einer der Hits der irischen Rocker, jagte das „Hohe Salve Sportresort“ in Hopfgarten am Mittwochmittag durch die Lautsprecher. Anlass war die Rückkehr des Bundesligakaders des FSV Mainz 05 nach ziemlich genau einem Jahr in den Ort im Brixental, um sich dort und im nahegelegenen Stadion des SV Wörgl auf Bundesliga, DFB-Pokal und Conference League vorzubereiten.

So begann ein von viel Spaß geprägter erster Tag in Tirol, der seine Fortsetzung in der lockeren Trainingseinheit fand. 30 Spieler umfasst die Gruppe, mit der die Rheinhessen nach Österreich gekommen sind, unter ihnen befinden sich als vierter Torwart der U-23-Keeper Maximilian Kinzig, sowie der gerade vorzeitig in die U19 hochgezogenen Innenverteidiger Kacper Potulski, der in den vergangenen Wochen einen sehr guten Eindruck hinterlassen hatte.

Nicht dabei sind Kreuzbandpatient Maximilian Dal und Niklas Tauer, der im Aufbau intensiv individuell belastet werden muss – „das geht zu Hause besser“, erläuterte Pressesprecherin Silke Bannick. Nicolas Veratschnig arbeitete am Mittwoch ebenfalls individuell, allerdings im Dunstkreis der Kollegen.

 

                                „Heute ging es nach der Reise

                                        nur um Regeneration.

                                   Der Ernst beginnt morgen“

 

Mittendrin statt nur dabei agierten Trainer Bo Henriksen und ein Teil seines Trainerstabs beim Fünf-gegen-zwei, und man konnte nicht behaupten, dass der Däne mit weniger Begeisterung bei der Sache war als seine Profis. Dass er des Öfteren nach Ballverlusten ins Innere des Kreises musste – wo er vorbildlich gegen den Ball arbeitete – störte ihn nicht.

„Das ist nur Spaß, das mache ich auch an den Tagen vor den Spielen immer“, erzählte er. „Das ist, wie wieder Kind zu werden, eine perfekte Übung.“

Dabei wird es freilich nicht bleiben, ein Trainingslager ist schließlich kein Vergnügungspark. „Heute ging es nach der Reise nur um Regeneration. Der Ernst beginnt morgen.“ Dann stehen zwei Einheiten auf dem Programm; vormittags ab 10.45 Uhr auf dem Platz, nachmittags im Fitnessraum.

Routinen und ein Plan B

Inhaltlich wird es fortan um taktische Dinge gehen, zunächst offensiver Natur, weil Henriksen am Freitagnachmittag im Test gegen den österreichischen Drittligisten SV Seekirchen einiges ausprobieren will. Die Defensive steht spätestens am Montag im Fokus, weil es am Dienstag gegen den Premier-League-Klub Crystal Palace stärker gefordert sein dürfte. „Den ersten Pass, Gegenpressing und auch ein bisschen mehr Boxbeteiligung“, nannte er als Themen.

Grundsätzlich gehe es zum einen darum, Routinen aufzubauen. „Wir wissen, was wir wollen, aber vier, fünf Sachen müssen wir verfestigen.“ Die Arbeit im Halbraum gehöre dazu. Obendrein müsse das Spiel mit und ohne Ball noch besser werden, als es in der vorigen Saison war.

„Alle Gegner wissen, was wir machen, und wir brauchen einen Plan B für den Fall, dass die anderen nur lange Bälle spielen“, sagte Henriksen. Damit bereiteten in der zurückliegenden Spielzeit vor allem Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte den 05ern Probleme, aber auch die Frankfurter Eintracht praktizierte dies.

Über neuen Innenverteidiger nachdenken

Sorgen bereitet dem Trainer derzeit noch Andreas Hanche-Olsen. Der Norweger hatte sich in der Sommerpause einem Eingriff im Knie unterzogen, in Hopfgarten beteiligte er sich an den Passübungen, stieg aber aus, als die Einheit intensiver wurde.

„Er wird noch ein paar Wochen brauchen“, sagte der Trainer, dessen Hoffnung, der Innenverteidiger könne bis Saisonbeginn einsatzfähig sein, eher vage klang. „Möglicherweise kommt er fürs erste Spiel zurück, möglicherweise nicht.“

Zeichne sich ab, dass Hanche-Olsens Comeback mehr Zeit brauchen werde, müsse der Verein über die Verpflichtung eines weiteren Innenverteidigers nachdenken. Dem jungen Neuzugang Konstantin Schopp und dem noch jüngeren Potulski prognostiziert der Trainer zwar eine große Zukunft – „aber vielleicht noch nicht in den ersten fünf Spielen, die wir innerhalb von 13 Tagen haben.“

Nicht ein zweifaches Scheitern riskieren

Das Risiko, mit einer dünn besetzten Dreierkette loszulegen („Wir haben eine gute Mannschaft, aber wenn Hanche noch nicht fit ist und ein, zwei weitere Leute ausfallen…“), möchte Bo Henriksen offenbar nicht eingehen. Denn zu besagten fünf Begegnungen gehören das DFB-Pokalspiel in Dresden sowie die Play-off-Partien zur Conference League. „Wenn wir diese drei Spiele verlieren, haben wir nur noch die Bundesliga.“

Und einfach werde es sicher nicht, sich für den internationalen Wettbewerb zu qualifizieren. „Mainz 05 war zweimal in der Qualifikation und ist zweimal ausgeschieden“ – gegen wenig namhafte Gegner wie Gaz Methan Medias und Asteras Tripolis. „Bescheidenheit ist wichtig“, betont Henriksen. Und vielleicht noch der eine oder andere Zugang.

Am Fuße der Berge trainierten die Mainzer am Mittwoch noch im Trockenen. Zu Regnen begann es erst später.
Am Fuße der Berge trainierten die Mainzer am Mittwoch noch im Trockenen. Zu Regnen begann es erst später. | Peter H. Eisenhuth
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