Christian Karn / Peter H. Eisenhuth | 29.04.2020

Zweitligadebüt mit 18

Das 05-Kalenderblatt* für den 29. April:
Nach seinem Rückzug aus dem Profifußball spielte Markus Kreuz noch zweieinhalb Jahre lang für den TSV Schott in Verbands- und Oberliga.
Nach seinem Rückzug aus dem Profifußball spielte Markus Kreuz noch zweieinhalb Jahre lang für den TSV Schott in Verbands- und Oberliga. | Archiv

Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es unter anderem um einen Mittelfeldspieler aus Frei-Weinheim, einen Außenverteidiger aus Ungarn, zwei Brüder aus Mannheim und drei nicht für möglich gehaltene Punkte gegen RB Leipzig.

 

29. April

Heute wird Markus Kreuz 43 Jahre alt. Der Offensivmann war in den 1990er Jahren eines der wenigen Mainzer Talente, die in der Bundesliga Karriere machten. Der gebürtige Ingelheimer, als 14-Jähriger vom VfL Frei-Weinheim in die 05-Jugend gewechselt, spielte im Oktober 1995 mit 18 Jahren erstmals in der Zweiten Bundesliga – und verlor in Jena 1:6.

In drei Jahren kam Kreuz nur auf zwölf Zweitligaspiele. Vollwertiger Profi wurde der Mittelfeldspieler von 1997 bis 2000 bei Hannover 96 (mit den Niedersachsen stieg er in die Zweite Liga auf), anschließend spielte er für den 1. FC Köln (mit dem der Aufstieg in die Erste Liga gelang) und Eintracht Frankfurt vier Jahre lang im Oberhaus. Über Rot-Weiß Erfurt, Real Murcia, die Offenbacher Kickers und den FSV Frankfurt sowie den damaligen österreichischen Zweitligisten Wolfsberger AC/St. Andrä fuhr Kreuz ab 2004 seine Karriere zurück.

Nach unter anderem 82 Erst-, 166 Zweit- und 51 Regionalligaspielen war der ehemalige U-21- und A-2-Nationalspieler von 2012 bis 2014 in Verbands- und Oberliga für den TSV Schott aktiv. Nach zweieinhalb Jahren zog es ihn wieder zu seinem Stammverein nach Frei-Weinheim.

 

Zwei Jahre jünger ist Zsolt Löw. Der ungarische Linksverteidiger wechselte 2002 vom Újpest FC zu Energie Cottbus und kam über Hansa Rostock und die TSG Hoffenheim im Winter 2008/09 an den Bruchweg – gerade rechtzeitig, um Stammspieler Peter Van der Heyden zu vertreten, der sich kurz darauf verletzte.

Löw war ein integrativer Typ, der immer in Mannschaftsdimensionen dachte, der seine Position taktisch sehr gut kannte, der gut verteidigte, ohne grätschen zu müssen, im Mittelfeld ein zweckmäßiges Passspiel hatte, am Strafraum gute kurze Flanken schlug und immer wusste, was notwendig war und was nichts brachte: ein vollwertiger Bundesligaspieler, wenn auch in Mainz vielleicht schon ein bisschen über seinen Zenit hinaus.

Ein Jahr lang war der Ungar in Mainz gesetzt, dann verletzte auch er sich, was erneut einem Winter-Neuzugang sofort einen Stammplatz bescherte: Ex-Nationalspieler Malik Fathi. Nach seinem Karriereende 2011 begann der der 25-malige ungarische Nationalspieler eine (Ko-)Trainerkarriere. Zunächst in Österreich beim FC Lieferung und bei RB Salzburg, von 2015 bis 2018 bei RB Leipzig, und seit 2018 gehört er zum Trainerstab von Thomas Tuchel bei Paris St. Germain.

Zu seinen Erfolgen als Profi zählen drei Aufstiege hintereinander: mit den Hoffenheimern 2007 in die Zweite und ein Jahr später in die Erste Liga, mit den Mainzern 2009 erneut in die höchste Spielklasse.

 

Apropos Hoffenheim: Von dort wechselten 2011 zwei A-Jugendliche nach Mainz, die beide heute 26 Jahre alt werden – was insofern nicht erstaunt, als es sich um Zwillinge handelt: die aus Mannheim stammenden Marcel und Nico Seegert.

Marcel, der Innenverteidiger, war Leistungsträger im zweiten U-19-Jahr, schaffte es anschließend in der U23 aber nicht zur Stammkraft. Von 2014 bis 2017 war er beim damaligen Regionalligisten Waldhof Mannheim nicht nur gesetzt, sondern erzielte auch 13 Tore, was ihm einen zweijährigen Aufenthalt beim SV Sandhausen in der Zweiten Liga einbrachte, wo er jedoch nur sporadisch zum Einsatz kam. Seegert kehrte zur vorigen Saison in seine Heimatstadt zurück, stieg mit Waldhof in die Dritte Liga auf, war dort bis zur Coronapause wieder Stammspieler und darf als Tabellendritter auf den Aufstieg hoffen.

Sein Bruder Nico, der Mittelfeldspieler, wurde schon zu seiner Mainzer Zeit von zahlreichen Verletzungen zurückgeworfen. Das änderte sich auch in den drei sich anschließenden Jahren in Mannheim nicht. 2017/18 kam er für den FSV Frankfurt in der Regionalliga immerhin auf 23 Einsätze, danach wechselte er zum Ligakonkurrenten Hessen Dreieich, inzwischen spielt er für die SGV Freiberg in der Oberliga Baden-Württemberg.

24 Jahre alt wird Maurice Neubauer, im Sommer 2016 einer von vier Neuzugängen der U23, die in der Jugend mit ihren Klubs Deutscher Meister geworden waren. In der Drittligasaison stand der Ex-Schalker vom zweiten bis zum elften Spieltag in der Startelf, danach folgten keine Einsätze mehr. Nach dem Abstieg war der Linksverteidiger in der Regionalliga 30-mal dabei, fast immer von Beginn an. Im Sommer 2018 schloss Neubauer sich dem Ligakonkurrenten FC Homburg an.

 

Heute vor zwei Jahren gelang den abstiegsbedrohten 05ern ein so unerwarteter wie kapitaler Sieg gegen RB Leipzig: Pablo De Blasis mit einem zu Unrecht gegebenen Elfmeter (29.), Alexandru Maxim kurz nach seiner Einwechslung (85.) und Bundesligadebütant Ridle Baku in der Nachspielzeit schossen einen 3:0-Erfolg heraus, den vor dem Anpfiff wohl nur wenige, 20 Minuten später aber gar niemand mehr für möglich gehalten hatte. So lange nämlich waren die Gastgeber nur ein überforderter Sparringspartner, der den Gegner mehrmals zum Toreschießen einlud.

Weil die Sachsen die Geschenke nicht annahmen beziehungsweise Alexander Hack einen scheinbar sicheren Treffer verhinderte und die 05er sich in der Folgezeit gewaltig steigerten – exemplarisch dafür stand der junge Baku –, versetzte sich Sandro Schwarz‘ Mannschaft in die Lage, eine Woche später den Klassenverbleib klarzumachen. Alles, was sie dafür brauchten, war ein Sieg am vorletzten Spieltag bei Borussia Dortmund. Der gelang mit 2:1.

*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).

 

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