Oberliga Damen | Peter H. Eisenhuth | 31.05.2019

Manchmal hilft ein Kackball

Auch nach fünf Spieltagen sind die TSC-Frauen in der Oberliga ungeschlagen. Auf das 14:7 gegen den TuS Neunkirchen folgt das Derby beim TC Boehringer Ingelheim.
Ira Schmid war mit ihrem Spiel unzufrieden, setzte sich aber im Matchtiebreak durch.
Ira Schmid war mit ihrem Spiel unzufrieden, setzte sich aber im Matchtiebreak durch. | Peter H. Eisenhuth
Livia Kraus kam bei ihrem Zweisatzsieg an Position zwei kaum ins Schwitzen.
Livia Kraus kam bei ihrem Zweisatzsieg an Position zwei kaum ins Schwitzen. | Peter H. Eisenhuth
Charlotte Jacob sucht noch die richtige Mischung aus Anspannung und Lockerheit.
Charlotte Jacob sucht noch die richtige Mischung aus Anspannung und Lockerheit. | Peter H. Eisenhuth

Mainz. Sofie Schwenkreis konnte einem leidtun. So sehr sich die Nummer zwei des TuS Neunkirchen auch mühte: Viel mehr, als den Ball im Spiel zu halten und auf Fehler ihrer Gegnerin zu hoffen, war für sie nicht drin. Eigene Punkte gelangen ihr nur selten, und spätestens Mitte des zweiten Satzes gesellte sich zur Überforderung auch noch eine Portion Resignation. Insofern dürfte sie froh gewesen sein, dass die Kontrahentin auf der anderen Seite gegen Ende auch noch so gut servierte, dass gar keine Ballwechsel mehr zustande kamen, die das Leiden nur verlängert hätten.

„Sie hat nicht schlecht gespielt, aber deutlich langsamer als ich“, analysierte Livia Kraus anschließend ihren 6:1, 6:0-Sieg, mit dem sie ihren Beitrag zum 14:7-Erfolg des TSC Mainz am fünften Oberligaspieltag leistete. „Und sie hat viele Fehler gemacht, ich dagegen kaum welche.“ Wann immer Kraus bei ihren Grundlinienschlägen in den Angriffsmodus umschaltete und ihre Bälle nicht nur präzise, sondern auch mit Wucht kamen, war Schwenkreis chancenlos.

Für die eine Woche zuvor für eine kurze Tennissaison aus den USA zurückgekehrte Mainzerin war es ein nahezu schweißfreier Einsatz – zumal ihr Doppel mit Schwester Sinja beim Stand von 15:0 wegen einer Verletzung der Neunkirchenerin Jennifer Rieß endete. Auf einem ähnlich kurzen Weg wie Livia Kraus war ansonsten nur noch Hannah Müller – nach 6:1 im ersten Satz deutete nichts darauf hin, dass sie im zweiten Durchgang in den Tiebreak müsste.

Jacob verkauft sich unter Wert

„Aber das ist Hannah“, merkte Babak Momeni lakonisch an. „Nach einem solchen Satz hat sie das Gefühl, alles zu beherrschen – und dann passiert so etwas. Sie hat sich das Leben selbst schwergemacht.“ Ein großes Kompliment zollte der Trainer seiner Kapitänin für deren Auftreten im Doppel. „Ich hatte das Gefühl, sie sei überall, und vorne hat sie ganz viele Bälle geklaut.“

Müllers Doppelpartnerin Charlotte Jacob hingegen sucht noch nach der richtigen Mischung aus Anspannung und Lockerheit. „Wir wissen nicht, warum, aber sie ist noch zu nervös“, sagte Momeni, „aber sie hat eigentlich gar keinen Grund. Charlotte fühlt sich im Team pudelwohl, die Mannschaftskolleginnen haben sie gerne dabei, und sie hat überhaupt keinen Druck.“

Gleichwohl verkauft sich die nach Livia Kraus‘ Rückkehr an Position vier spielende 17-Jährige unter Wert. In ihren guten Phasen zeigte sie beim 5:7, 2:6 gegen Sarah Blum, was sie kann. „Aber wenn sie die Konzentration verliert, spielt sie zu verkrampft“, bedauert der Trainer. „Sie muss einen Weg finden, weniger nachzudenken und lockerer aufzutreten. Dann wird sie auch ihr Potenzial abrufen können.“

Vradelis' hilfreicher Tipp

Während Paula Vradelis keine ausreichenden Mittel gegen die 33-jährige Jennifer Rieß fand („Sie hat die Bälle nur geknallt“), erwies sich Ira Schmid gegen Stella Schmitz als die zähere Akteurin. Mit ihrem Spiel war sie zwar nicht zufrieden, sie habe sich auch nicht gut gefühlt, „aber mir hat das Alter meiner Gegnerin geholfen…“ Die Nummer sechs aus Neunkirchen ist gerade 13 Jahre, zwar Saarlandmeisterin der U14, aber noch unerfahren. „Wenn ich lange Bälle spiele und dann vorrücke, das checken die jungen Mädels noch nicht so.“

Hilfreich warem beim 3:6, 6:1, 10:7-Sieg auch die Tipps von Vradelis. „Paula hat mir geraten, variabel zu spielen“, erzählte Schmid. „Was so viel hieß, wie, ich solle ab und zu mal so einen geschnibbelten Kackball einstreuen…“

Apropos Kackbälle: Von denen leistete sich Sinja Kraus für ihre Verhältnisse erstaunlich viele im Spitzenmatch gegen Sarah Müller. Die Reaktionen der Mainzer Nummer eins ließen auch immer wieder mehr als nur erahnen, was sie selbst von ihrer Performance hielt.

Sinja Kraus macht die entscheidenden Punkte

„Nicht gut spielen und trotzdem gewinnen ist auch eine Qualität“, sagte Babak Momeni, „aber ich erwarte von Sinja ein bisschen mehr.“ Als Entschuldigung mochte gelten, dass Kraus unter der Woche die praktischen Abiturprüfungen in Sport absolvieren musste. „Da wurde sie ganz schön gefordert, deshalb ist es verständlich, dass sie platt ist.“

Immerhin aber gelang es ihr, in den entscheidenden Momenten die Punkte zu machen; so entging sie in beiden Sätzen einem Tiebreak. „Der zweite war etwas besser als der erste“, sagte Momeni. Und dennoch: „Wenn sie ein Break vorne liegt, muss sie das durchziehen.“ Stattdessen machte Kraus es spannend, geriet mit 4:5 in Rückstand, gewann ihr nächstes Aufschlagsspiel zu null, schaffte ein weiteres Break und macht dann denn Deckel drauf.

Am Sonntag tritt der TSC zum Derby beim TC Boehringer Ingelheim an, Momeni hofft, dass die Gastgeberinnen ihre Bestbesetzung aufbieten. Dann würde Sinja Kraus von der Bulgarin Rozalina Yousefa gefordert, Livia Kraus bekäme es mit der jungen Martina Markov zu tun und Hannah Müller mit der bis vor zwei Jahren am Ebersheimer Weg spielenden Franziska Ahrend.

 

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