Christian Karn | 13.05.2020

Rettung am vorletzten Spieltag

Das 05-Kalenderblatt* für den 13. Mai.
So jubelten Trainer Martin Schmidt und Teammanager Rouven Schröder vor drei Jahren nach Yoshinori Mutos 3:2 gegen die Eintracht.
So jubelten Trainer Martin Schmidt und Teammanager Rouven Schröder vor drei Jahren nach Yoshinori Mutos 3:2 gegen die Eintracht. | Eva Willwacher

Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es vor allem um drei Nichtabstiege in Erster und Zweiter Liga.

 

13. Mai:

Ein wichtiges Spiel gegen LR Ahlen gab’s bereits am 12. Mai. Fast zwei Jahre länger zurück liegt eine andere Partie von Bedeutung gegen die Westfalen, allerdings eine weniger dramatische und vor allem eine erfreuliche: Vor 19 Jahren führten die Ahlener am Bruchweg zweimal, die 05er glichen durch Christof Babatz und Blaise Nkufo zweimal aus.

Ein bisschen Aufregung gab's trotzdem: Schiedsrichter Volker Wezel warf gleich vier Gäste raus: Erst Reinhold Daschner mit Gelb-Rot und mitsamt des heftig protestierenden Trainers Peter Neururer (30.), dann den gerade ausgewechselten Marc Arnold (69.) und den Torschützen Marcus Feinbier (86.) jeweils mit Rot. Bedeutend war das 2:2 aber vor allem aus einem Grund: Damit stand bereits am vorletzten Spieltag der Mainzer Nichtabstieg fest, Trainer Jürgen Klopp hatte seine erste Mission mit Erfolg beendet.

 

Fünf Jahre später setzten die 05er viel in Bewegung, um ganz Mainz am 13. Mai 2006 nach Duisburg zu karren. Der Aufwand war letztlich gar nicht notwendig, weil die Mannschaft schon eine Woche zuvor den erneuten Verbleib in der Bundesliga bewerkstelligt hatte. Doch auch wenn der Partie beim MSV der Endspielcharakter fehlte, war’s für die Fans ein schöner Ausflug. Dimo Wache hielt einen Elfmeter des Ex-05ers Aziz Ahanfouf und die vielen 05-Anhänger – 8000 bis 10.000 sollen es gewesen sein – feierten noch lange nach dem Abpfiff im fremden Stadion ihre Mannschaft und die Qualifikation für ein drittes Erstligajahr.

 

Ein besonderes Highlight in der Reihe der am vorletzten Spieltag bewerkstelligten Nichtabstiege trug sich vor drei Jahren in der Arena am Europakreisel gegen Eintracht Frankfurt zu. Eine Niederlage hätte die 05er auf den Relegationsplatz geworfen, mit dem Auswärtsspiel bei den Kölner Europapokal-Aspiranten als letzter Chance, nochmal eine Position zu klettern, und mit dem FC Ingolstadt im Nacken, der allerdings drei Punkte und (je nach Höhe der Niederlage) zirka zehn Tore entfernt war.

Nach einer Mainzer Niederlage sah es auch aus, nachdem Hrgota (42.) und Seferovic (50.) die Gäste mit 2:0 in Führung geschossen hatten. Es schien die erste Heimpleite gegen die Eintracht seit 1986 – damals im Pokal bei zwei Klassen Unterschied – beziehungsweise 1933 in der Liga geworden. In der letzten halben Stunde aber drehten Jhon Córdoba (60.), Stefan Bell (62.), Yoshinori Muto (76.) und Pablo de Blasis (93., Foulelfmeter) die Partie. Auch dank eines herausragenden Bojan Krkic, der mit einer perfekten Flanke Mutos Treffer vorbereitete.

Wie bestellt und nicht abgeholt

Als nervenzehrend erwies sich die halbe Stunde nach dem Spiel. Zwar suggerierten die Ergebnisse aus den anderen Stadien, dass sich die Mainzer gerettet hatten, aber das 1:1 zwischen dem VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach war nicht mehr als ein Zwischenstand. „Das Spiel ist wegen Regens unterbrochen“, informiert Stadionsprecher Klaus Hafner. Und wenn die Niedersachsen noch gewinnen sollten, wäre die Entscheidung über den Klassenverbleib (um den auch der HSV kämpfte) aufs nächste Wochenende vertagt.

Also standen die Mainzer Spieler rund 20 Meter vor den in großer Zahl auf der Westtribüne ausharrenden Fans herum wie bestellt und nicht abgeholt. Um 17.51 Uhr animierte Sportdirektor Rouven Schröder die Fans zum rhythmischen Klatschen, die Tribüne nahm den Takt auf. Wenige Sekunden später spracht Klaus Hafner die erlösenden Worte. In Wolfsburg war Schluss, das Unentschieden hatte Bestand.

Danach standen die 05er auf dem 13. Rang, waren immer noch nicht definitiv gesichert, in Anbetracht der Tordifferenz aber im Prinzip durch. Daran änderte die abschließende 0:2-Niederlage in Köln erwartungsgemäß nichts mehr.

 

Geburtstag haben heute zwei ehemalige 05-Amateurspieler:

Stipan Jakic, der zwischen 1996 bis 2001 auch zehn zumeist kurze Zweitligaeinsätze hatte, wird 42 Jahre alt. In der ersten Oberligageneration der 05-Amateure war Jakic Torjäger, später Rechtsverteidiger. Für Wehen, Schweinfurt und Koblenz spielte er in der Regionalliga, ohne sich aber dauerhaft im Profifußball festsetzen zu können. 2015, vier Jahre nach seinem Karriereende, wurde Jakic vom Verbandsligisten Fortuna Mombach reaktiviert.

26 Jahre alt wird Robin Garnier. Der Mittelfeldspieler, aus der U19 von Eintracht Trier nach Mainz kam, hier aber nur viermal in der Regionalliga spielte, wurde nach seiner Rückkehr an die Mosel Stammspieler des Ligakonkurrenten, was er auch bei seinen weiteren Stationen Stuttgarter Kickers und (seit zwei Jahren) Alemannia Aachen war und ist.

 

*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).

 

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