Bundesliga | Peter H. Eisenhuth | 02.11.2019

Nicht mal das Minimum

Fast jeder (Nach-)Schuss ein Treffer: 05er gehen bei RB Leipzig unter. Die höchste Mainzer Niederlage in der Bundesliga ist freilich nicht die höchste in der Vereinsgeschichte.

Leipzig. Von Mitte März datierte bislang die höchste Bundesliganiederlage des FSV Mainz 05. Wer glaubte, das 0:6 beim FC Bayern ließe sich nicht mehr steigern – oder unterbieten, je nach Sichtweise – weiß es seit Samstagnachmittag besser. Bei RB Leipzig ließen sich die Rheinhessen mit einem neuen Rekordergebnis abschießen. 0:8 (0:5). In einem Spiel, in dem fast jeder gegnerische Schuss ein Treffer war, wie (nicht nur) der dreimalige Torschütze und dreimalige Vorbereiter Timo Werner anmerkte.

Ohne die Abschlussqualitäten der Sachsen infrage zu stellen, die sie ja schon unter der Woche beim 6:1 im DFB-Pokal beim VfL Wolfsburg bewiesen hatten: An diesem zehnten Bundesligaspieltag profitierten sie auch von einem Mainzer Defensivverhalten auf C-Jugend-Niveau. Dass Werner und seine Kollegen ihre Treffer in Bedrängnis erzielen, sich mit Gegenspielern auseinandersetzen mussten, war nicht der Fall. Beim letzten Tor nahmen sich die beteiligten Mainzer sogar selbst aus dem Spiel.

Die acht Tore kurz und schmerzlos:

  1. 5. Minute: Werner kommt über den linken Flügel, Jeremiah St. Juste läuft mit respektvollem Abstand nebenher, macht keine Anstalten, in einen Zweikampf zu gehen. Die Hereingabe verwertet Marcel Sabitzer aus vier Metern, ähnlich weit ist Innenverteidiger Alexander Hack vom Stürmer entfernt. „Wir hatten keinen Zugriff und die Haltung, die Tore mit letzter Konsequenz zu verteidigen, hat heute gefehlt.“ Dieser Satz geht Trainer Sandro Schwarz womöglich schon in diesem Moment durch den Kopf.
  2. 30. Minute: Youssef Poulsen kontert nach Ballgewinn aus der eigenen Hälfte, über Christopher Nkunku kommt der Ball zu Werner, Torwart Robin Zentner streift die Kugel noch mit den Fingerspitzen, verhindern kann er den Abschluss des Nationalstürmers nicht.
  3. 35. Minute: Christopher Nkunku hat alle Zeit der Welt, sich den Ball zwei Meter vor dem Strafraum zurechtzulegen. Der folgende Hammer ins linke obere Toreck ist freilich sehenswert.
  4. 39. Minute: Poulsen passt ins Zentrum, wo sich niemand für Nkunku interessiert. Ist auch nicht weiter schlimm, weil der den Ball für Marcel Halstenberg durchlässt, der am Pfosten einschiebt.
  5. 44. Minute: In diesem Moment reißt die „Jeder Schuss ein Treffer“-Serie. Sabitzer scheitert aus kurzer Distanz an Zentner, Poulsen staubt ab. Jeder Nachschuss ein Treffer.
  6. 48. Minute: Als Werner links geschickt wird, scheint die Mainzer Hintermannschaft auf Abseits zu spielen, aber Hack nicht in den Plan einbezogen zu haben. Der steht zu tief, Werner schießt flach ins lange Eck.
  7. 50. Minute: Werner flankt von links, 05-Verteidiger Aarón ist kein würdiger Gegner für Nordi Mukiele beim Kopfball.
  8. 88. Minute: Beinahe hätten die Gäste es ohne weiteren Gegentreffer geschafft. Dann verliert Hack den Ball in der Vorwärtsbewegung, Aaron und St. Juste könnten klären, schösse der Spanier den Niederländer nicht an und eröffnete damit Werner die Chance zu seinem dritten Tor.

Wie hatte Sportvorstand Rouven Schröder am Donnerstag mit Blick auf den 3:1-Erfolg gegen den 1:FC Köln gesagt: „Wir wollen den Schwung mitnehmen und das Maximum abrufen. Das gelingt mal mehr, mal weniger.“ Tatsächlich war es nicht mal das Minimum.

Um die höchste Niederlage der Vereinsgeschichte handelt es sich im Übrigen nicht. Die datiert aus der Saison 1946/47. Ein 0:13 gegen den 1.FC Kaiserslautern.

 

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