Oberliga Damen | Peter H. Eisenhuth | 16.06.2019

Spaßtag endet mit Titelgewinn

Ungeschlagen durch die Saison: TSC-Frauen machen mit 11:10 in Bad Neuenahr die Oberligameisterschaft klar.
War locker drauf und hatte alles im Griff: TSC-Kapitänin Hannah Müller
War locker drauf und hatte alles im Griff: TSC-Kapitänin Hannah Müller | Archiv/Eisenhuth

Bad Neuenahr. Geschenkt wollten sie nichts. Selbst wenn es regelkonform gewesen wäre. Meisterinnen der Tennis-Oberliga wollten die Frauen des TSC Mainz nicht am grünen Tisch, sondern auf rotem Sand werden – und so verzichteten sie am Sonntag im entscheidenden Duell beim HTC Bad Neuenahr darauf, zwei Doppel kampflos zu gewinnen, was ihnen wegen Aufstellungsfehlern der Gastgeber zugestanden hätte. „Schwamm drüber“, lautete die Reaktion der Gäste. Schließlich seien sie in den Norden des Bundeslandes gefahren, um Tennis zu spielen, sagte Babak Momeni.

Das taten sie denn auch, zumindest noch für die Dauer zweier Matches. Mit dem Sieg ihres ersten Doppels Sinja und Livia Kraus nämlich, bei einer Niederlage von Charlotte Jacob/Paula Vradelis, ging der TSC mit 11:7 in Führung. Uneinholbar. Und hatte damit im ersten Jahr nach dem freiwilligen Rückzug aus der Zweiten Bundesliga auf Anhieb den Titel in der Tasche. Als der siebte Sieg im siebten Spiel feststand, gaben Hannah Müller/Ira Schmid im dritten Doppel in Führung liegend auf. „Sinja und ich müssen morgen nach Berlin“, begründete der Trainer, „und die anderen wollen im Clubheim feiern.“

Mit allen Wassern gewaschen

Für seine Nummer eins war der Coach voll des Lobes. In Ani Amiraghyan habe Sinja Kraus es mit einer unfassbar schwierigen Gegnerin mit einem riesigen Repertoire an Schlägen zu tun gehabt. „Topspin, Vorhandslice, Stopps: Sie konnte alles“, sagte Momeni über die Armenierin. „Andere starke Spielerinnen der Liga haben gegen sie die Nerven verloren, aber Sinja ist mit allen Wassern gewaschen.“

Kraus habe sich anfangs geärgert, dass sie mit Amiraghyans Spielweise nicht klarkam, diesen Unmut aber ganz schnell abgeschüttelt und sich verdient mit 7:5, 7:6 (12:10) durchgesetzt. „Das war wirklich eine sehr reife Leistung.“

Auf souveräne Art entledigte sich Livia Kraus ihrer Aufgabe gegen Fabienne Schmidt. Dass die Nummer zwei des HTC nach dem ersten Satz aufgab, hatte nach Momenis Einschätzung weniger mit den als Grund angegebenen Schulterproblemen zu tun (die sie nicht an einem Einsatz im Doppel hinderten), als damit, „dass sie die Sinnlosigkeit ihres Matches eingesehen hat. Wenn du alles gibst und machst und tust, und nach einer Dreiviertelstunde steht es 2:6, und du weißt, jetzt kommt noch mal eine Dreiviertelstunde, die wahrscheinlich noch schlimmer wird, dann kann so etwas die Konsequenz sein. Dieses Gefühl hatte ich“.

Müller baut Bilanz aus

Hannah Müller baute gegen Alexandra Rey ihre Saisonbilanz auf 6:1 aus. „Hannah hatte wieder einen Spaßtag“, erzählte Momeni. Seine Kapitänin habe locker auf dem Platz gestanden, das Match komplett diktiert. Und auch, wenn bei ihrem 6:1, 7:5 über die Französin im zweiten Satz nur ein Break den Ausschlag gab, „hatte ich nie das Gefühl, dass es eng werden könnte“.

Charlotte Jacob hätte ihr Match an Position vier gegen Laura Schmitz nicht verlieren müssen, befand der Trainer. „Sie hatte Chancen zum Sieg, hat sie aber leider nicht genutzt, sondern hat sich von der chaotischen Hopp-oder-Top-Spielweise verunsichern lassen“, erklärte Momeni das 4:6, 5:7.

Paula Vradelis hingegen, die das zweite Mainzer Einzel abgab, sei momentan auf diesem Niveau überfordert. Die Spielerin selbst hatte schon am zweiten Spieltag darauf hingewiesen, dass sie wegen ihres Studiums in Marburg kaum Zeit habe zu trainieren und selbst wisse, dass sie ein ganzes Stück von ihrem noch im Vorjahr gezeigten Leistungsvermögen entfernt sei. „Sie war nach ihrer Niederlage frustriert“, sagte Momeni, „aber so ist es halt. Und es war letztlich ja auch nicht gravierend.“

Ira Schmid mal wieder zäh

Dass der TSC nicht in die Situation geriet, zwei Doppel gewinnen zu müssen („Was wir aber wahrscheinlich auch geschafft hätten“, wie der Trainer meinte) war auch Ira Schmids Zähigkeit zu verdanken. Die Nummer sechs arbeitete zwei Stunden lang hart und konzentriert, bis sie Katharina Prouvost mit 6:4, 6:4 bezwungen hatten. „Das waren zwei wichtige Punkte, die uns die Arbeit für den letzten Teil des Tages einfacher gemacht haben.“

Was noch zu tun war, erledigten die Kraus-Schwestern mit 6:3, 6:2 gegen Amiraghyan/Schmidt. Danach stand fest: Die Mainzerinnen sind ungeschlagen durch die Saison marschiert. Doch im Unterschied zum Oberliga-Titelgewinn 2014 werden sie diesmal eher nicht an den Aufstiegsspielen gegen einen der Meister aus Hessen, Baden oder Württemberg teilnehmen. „Ziemlich sicher werden wir verzichten“, sagt der Coach, „wir haben momentan nicht die Ambitionen, wieder in der Regionalliga zu spielen.“

 

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