Pokalwettbewerbe | Peter H. Eisenhuth | 11.06.17 Offener Brief an Sebastian Kehl... ...anlässlich der Auslosung der ersten DFB-Pokalrunde, die den FSV Mainz 05 nach Lüneburg führt. Lieber Sebastian Kehl, selbstverständlich leiten wir keinerlei Ansprüche daraus ab, dass Sie sich in der vorigen Woche mit Freunden einen schönen Abend in einem Mainzer Weinhaus in der Jakobsbergstraße gemacht haben. Es hat Ihnen gefallen, wie wir von gegenüber beobachten konnten, wenn unsere Blicke zufällig über Ihren Tisch streiften. Und, wie gesagt, wir verlangen dafür auch keinerlei Gegenleistung. ABER MUSS ES DER LÜNEBURGER SK HANSA SEIN? MÜSSEN SIE UNS MIT DEM FSV MAINZ 05 ZUM ERSTEN DFB-POKALSPIEL DER NEUEN SAISON IN DIE LÜNEBURGER HEIDE SCHICKEN? Klar, Sie mögen jetzt argumentieren, viel einfacher als einem Regionalligisten, der die vorige Saison in der Nord-Staffel auf dem 13. Rang beendet hat, hätten Sie es den 05ern kaum machen können. Aber, mal unter uns Sportkameraden: Wir wissen doch, dass das Quatsch ist. Nicht, weil der Pokal eigene, äh, Dingens, haben soll. Sondern weil die Mainzer auf eine noch viel eigenere Pokalhistorie zurückblicken. Diesen Verein hat es noch selten interessiert, wie niedrigklassig der Gegner war, in Plattling singen sie heute noch ein Lied davon. Und in den vergangenen Jahren meldete sich der FSV Mainz 05 jeweils gegen Zweitligisten ab – TSV 1860 München (daheim!) und Greuther Fürth (immerhin auswärts) – der auf Regionalliganiveau agierte. Die Mainzer dann eben noch etwas darunter. Lieber Herr Kehl, Sie haben am Sonntagabend eine Reihe von Paarungen ausgelost, die schon vor dem Anstoß eine eigene Geschichte schreiben. Germania Halberstadt gegen den SC Freiburg beispielsweise; Trainer der Sachsen-Anhalter ist der Vater von SC-Stürmer Nils Petersen. Warum nicht auch so etwas im Mainzer Falle? Hinter Ihnen im Publikum saß Christian Hock, der Sportliche Leiter des SV Wehen Wiesbaden. Mensch, Kehl, was wäre das eine Story geworden: Hock, der langjährige 05-Profi, empfängt seinen Ex-Klub mit Trainer Sandro Schwarz, der auch schon in Wehen als Spieler und Trainer tätig war. Aber nein, da mag Ihnen der Mainzer Wein noch so gut geschmeckt haben: Lüneburg. Ich konnte schon als Kind den Familienurlaub in der Heide nicht leiden. Aber gut, machen wir uns also irgendwann zwischen dem 11. und 14. August auf den Weg nach Bardowick oder wohin auch immer in der Region (die Lüneburger haben nicht mal mehr einen eigenen Sportplatz, wie DFB-Präsident Grindel berichtete). Und dann vertrauen wir darauf, dass Sandro Schwarz einen klaren Anspruch an diese Partie und darüber hinaus hat. „Inhaltlich weiß ich über den Gegner noch nichts“, sagt der neue 05-Cheftrainer. „Aber erst einmal geht es eine Woche vor dem Bundesligastart ums Weiterzukommen. Und wir betrachten den Pokal nicht als Pflichtaufgabe, sondern als Chance, mit wenigen Spielen viel zu erreichen“ – Eintracht Frankfurt hat’s gerade vorgemacht. In Schwarz‘ Gedächtnis dürfte sich die Partie so oder so einbrennen. „Das wird mein erstes DFB-Pokalspiel als Trainer“, bestätigt er. In seiner Wehener Zeit war die Mannschaft kurz vor seiner Amtsübernahme im Viertelfinale in Hamburg ausgeschieden. Deshalb wird Lüneburg sein Debüt. Das wird ihm das Team nicht versauen wollen. Und mit Ihnen, Herr Kehl, reden wir beim nächsten Mal zwischen zwei Schoppen darüber, was Sie sich dabei gedacht haben. Alle Artikel von Fußball (Amateure)