Bundesliga | Jörg Schneider | 10.03.2014

Keine Anzeichen für weniger erfolgreichen Fußball

Beide Trainer waren sich nach dem Spiel einig: Mit diesem 1:1 (0:0) zwischen dem FSV Mainz 05 und Hertha BSC Berlin können beide Klubs gut leben. Obwohl die 05er dadurch nun zwei Punkte weniger auf dem Konto haben, als sie zum Erreichen ihres Zwischenziels - 40 Punkte - gebraucht hätten.
Thomas Tuchel war zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft und dem Punkt.
Thomas Tuchel war zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft und dem Punkt. | Eva Willwacher
Maxim Choupo-Moting war an beiden Toren maßgeblich beteiligt. Im zweiten Fall war's ihm lieber.
Maxim Choupo-Moting war an beiden Toren maßgeblich beteiligt. Im zweiten Fall war's ihm lieber. | Eva Willwacher

Mainz. Ein bisschen geärgert haben sie sich schon. Weniger über die vertane Gelegenheit, auf Platz fünf vorzustoßen und damit das andauernde Hoch im Tabellenbild noch deutlicher optisch zu dokumentieren. Eher darüber, dass es hauptsächlich eigene Nachlässigkeiten waren, die im Duell mit einem gleichstarken Gegner und Tabellennachbarn einen möglichen Erfolg verhinderten. Das mannschaftsintern angestrebte Zwischenziel hat der FSV Mainz 05 verfehlt, die 40-Punkte-Marke nicht wie erhofft geknackt. Doch viel mehr ist nicht passiert durch dieses 1:1 vor 29 760 Zuschauern in der Coface Arena gegen Hertha BSC Berlin.

Die 05er bleiben nach der Punkteteilung am 24. Spieltag mit 38 Zählern im Geschäft und in Reichweite der so interessanten internationalen Plätze, auch wenn das Unentschieden unmittelbar nach dem Abpfiff von einigen Medien als Rückschlag auf dem europäischen Reiseweg gewertet wurde. Für beide Klubs übrigens. 05-Trainer Thomas Tuchel fühlt sich in seiner Denkweise bestätigt. „In der Leichtathletik haben Sie einen 400-Meter-Lauf auch nicht nach 300 Metern gewonnen.“ Wenn der Spurt nicht passt, dann reicht’s am Ende nicht.

Sehr viel für den möglichen Dreier getan

Trotz dieses Unentschiedens gibt es bei den 05ern noch keine Anzeichen dafür, dass die Mannschaft nicht weiterhin so erfolgreich wie bisher spielen könnte. Tuchels Profis haben auch in dieser intensiven, von Zweikämpfen und hohem Tempo geprägten Partie sehr viel für einen möglichen Dreier getan. Gegen eine Mannschaft, die taktisch auf einem ähnlich hohen Level arbeitet und in Mainz einmal mehr unterstrich, warum sie ebenfalls als einer der Kandidaten gehandelt wird, die sich fürs internationale Geschäft bewerben kann.

„Ich bin froh, dass wir mit diesem Punkt nach Hause fahren“, gestand Jos Luhukay nachher. „Wir hatten in der ersten Hälfte sehr viel Glück. Die Mainzer waren besser im Spiel, haben sich vieles erzwungen und erspielt, haben aber das Tor zur Führung nicht gemacht“, erklärte der Hertha-Trainer. Das lag nicht zuletzt am herausragenden Torhüter Thomas Kraft.

Tuchel schickte seine Mannschaft nominell im 4-2-3-1-System ins Spiel. Daraus ergab sich im eigenen Ballbesitz (der vorherrschenden Spielsituation vor der Pause) eine Offensiv-Formation mit drei Stürmern (Shawn Parker, Shinji Okazaki, Eric-Maxim Choupo-Moting) und Nicolai Müller als Zehner hinten dran. Die Mainzer gingen ein hohes Tempo, liefen die Berliner früh und aggressiv an, schafften viele Balleroberungen. Daraus resultierten genügend Chancen. Die Anzahl der Möglichkeiten hätte noch größer ausfallen können, doch in der Zeitnot, in der die Umschaltaktionen in den engen Räumen starteten, unterliefen den Mainzern bisweilen hektische und unpräzise Pässe.

Qualität und Quantität der Chancen stimmte

„Ich war mit der Qualität und Quantität unserer Chancen dennoch zufrieden“, sagte Tuchel. „Wir haben es nur verpasst, dort mit mehr Effektivität in Führung zu gehen und damit eine Art Vorentscheidung zu erwirken.“ Ein Treffer in dieser starken 05-Hälfte hätte der Begegnung wohl einen anderen Verlauf gegeben. Vor allem zwischen der 20. und 30. Minute lag die Führung eigentlich in der Luft. Okazaki verfehlte per Kopfball knapp. Wenig später sprintete Müller, vom Japaner aus dem Mittelfeld heraus freigespielt, ohne Gegenspieler im Schlepptau aufs gegnerische Tor zu. Kraft warf sich weit vor dem Strafraum dazwischen und klärte mit einer Art Grätsche. Danach parierte der Keeper einen Schuss von Choupo-Moting, faustete einen Distanzschuss von Shawn Parker zur Seite. Und beendete dessen feines Solo spektakulär.

Dass die Berliner nach der Pause mehr tun würden, war klar. Nicht ins Gesamtbild passte jedoch, wie sich die Mainzer nach dem Wechsel anstellten. Tuchel beklagte besonders in den ersten sechs Minuten der zweiten Halbzeit eine ungewohnte Schläfrigkeit seiner Leute, kritisierte, dass seiner Mannschaft jene Aufmerksamkeit abging, die sie ansonsten auszeichne. Hektisch, drucklos agierten die 05er, gaben den Ballbesitz im eigenen Spielaufbau her und dem Gegner die Gelegenheit druckvoller als vorher aufzutreten.

Verschärfend hinzu kam dann dieser unsägliche Ballverlust von Choupo-Moting, der am eigenen Strafraum im Abwehrversuch das Dribbling wählte, von Per Skjelbred aber gestellt wurde, der seinerseits direkt Adrian Ramos anspielte. Der Kolumbianer, das ist bekannt, fackelt angesichts solcher Gelegenheiten nicht lange. Die Hertha führte. „Wenn du denen so einen auflegst, musst du dich nicht wundern“, sagte der 05-Trainer später achselzuckend.

Noveski überspringt Hertha-Abwehr

Der 40-Jährige reagierte, brachte Ja-Cheol Koo, stellte auf die Raute um. Die Chancen zum Ausgleich kamen. Die größte von allen vergab Abwehrchef Nikolce Noveski. Der Kapitän sprang gefühlte zwei Meter höher als die Hertha-Abwehrspieler nach einer Ecke von Johannes Geis, wuchtete den Kopfball jedoch am Pfosten vorbei ins Aus. Choupo-Moting bügelte seinen Lapsus gleich doppelt aus. Der Pass des Nationalspielers durch die Schnittstelle der Abwehr auf Joo-Ho Park war vom Feinsten. Und als Sami Allagui den Koreaner im Strafraum nur noch mit unfairen Mitteln stoppen konnte, hämmerte Choupo den unstrittigen Elfmeter zum Ausgleich ins Netz. Auf der anderen Seite rettete Loris Karius noch einmal gegen einen Drehschuss von Sebastian Langkamp.

„Ich kann mit dem Ergebnis gut leben“, sagte der Hertha-Trainer. „Man muss die Spiele so nehmen, wie sie ablaufen“, betonte Tuchel, „dann geht es in Ordnung mit dem Punkt.“ Gesteigerte Bauschmerzen bereite ihm dieses Resultat nicht. Es hätte mehr drin sein können an diesem Tag, doch das können die Berliner ebenfalls behaupten.

Alle Artikel von Fußball (Bundesliga)