Dritte Liga | Peter H. Eisenhuth | 07.08.2014

Juba, Juba, täterä

Wechselt Martin Schmidt, Trainer der U23 des FSV Mainz 05, in den Südsudan?
Ist das schon der Abschied? Martin Schmidt mit U23-Manager Manfred Lorenz.
Ist das schon der Abschied? Martin Schmidt mit U23-Manager Manfred Lorenz. | Eva Willwacher

Loris Karius steht vor einem Wechsel zu Benfica Lissabon? SPORTAUSMAINZ.de hat recherchiert, wie solche Meldungen zustandekommen  und stieß dabei auf einen weiteren potenziellen 05-Aussteiger…

Die auf Rätoromanisch erscheinende Tageszeitung der Schweizer Minderheit im Nordosten des Südsudan meldet, Martin Schmidt, der Coach der U23 des FSV Mainz 05, solle Trainer des dortigen Hauptstadtklubs FC Juba werden. Das deutsche Fachmagazin „kicker“ wird über seinen im benachbarten Äthiopien ansässigen Korrespondenten für den ostafrikanischen Fußball auf die Nachricht aufmerksam und vermeldet sie unter Angabe der Quelle seinerseits auf der eigenen Homepage.

Der Schwachsinn nimmt seinen Lauf.

Auf dem Lerchenberg dreht ein Redakteur am Rad. Wenn der „kicker“ es meldet, wird schon was dran sein – also: ins Netz damit. Gerne auch unter Verzicht auf eine Quellenangabe. Die Zeit drängt schließlich! Wäre die Information von „Bild“ gekommen, stünde der Transfer sogar bereits fest – Thomas Tuchel wird ja auch demnächst als Kotrainer unter Joachim Löw arbeiten.

Fernsehsender ziehen auf ihren Online-Seiten und im Videotext nach, vereinzelt werden inzwischen  Ablösesummen genannt, Zeitungen im Rhein-Main-Gebiet spekulieren bereits über Schmidts Nachfolger. Christian Wetklo, heißt es bei „der sechzehner.de“, stehe bereit. Nach seinem kurzen Gastspiel als Torwart des SV Darmstadt 98 bereite er auch als Trainer des A-Klassen-Klubs TSV Wackernheim seinen Abschied vor: die 1:2-Niederlage zum Saisonauftakt gegen den TuS Trechtingshausen habe ihm den Job bereits vermiest.

Am Bruchweg trifft Christian Heidel auf eine Gruppe herumlungernder Journalisten und sagt Sätze wie: „Ich wusste gar nicht, dass die in Juba einen Sportplatz haben“ (stimmt). „Wer uns kennt, weiß, dass wir keine Wasserstandsmeldungen abgeben“ (stimmt auch). Und: „Ich weiß gar nicht, wer Martin Schmidt ist“ (stimmt nicht).

Die Pressestelle des Vereins bittet hinterher darum, einen Satz des 05-Managers nicht zu verbreiten: Die Sache mit den Wasserstandsmeldungen sei vielleicht etwas heikel im Zusammenhang mit einem afrikanischen Staat, der nicht mal über einen eigenen Zugang zum Meer verfüge.

Die „Bunte“ zitiert Edelcoiffeur Peter Arens, seines Zeichens 05-Vizepräsident mit den Worten: „Der arme Martin, da unten soll es doch so heiß sein. Vielleicht schneide ich ihm vorher noch die Haare.“

Auch 05-Umfeld-Urgestein Heinz Bender bietet Schmidt praktische Hilfe an. Der „Heinz aus Mainz“  kennt sich in Afrika aus wie kein Dritter, hat in früheren Jahren gerne und oft mit Ex-Trainer-Weltenbummler Eckhard Krautzun über den afrikanischen Fußball, afrikanische Musik, afrikanisches Weizenbier (alkoholfrei!) und werweißwasnoch gefachsimpelt. Während Benders letztem Besuch in Tunesien brach dort der „Arabische Frühling“ aus.

Sven Hieronymus, Videoblogger mit Tendenz zum Komödiantischen der einzigen verbliebenen Mainzer Tageszeitung gerät bei seiner Passantenbefragung zum Thema „Juba, Juba, täterä“ auf der Ludwigsstraße an Schmidt selbst und dessen Lebensgefährtin, merkt es aber nicht. Der gefragte Trainer genießt es, unerkannt und schweigt sich zu seiner beruflichen Zukunft aus („Wir haben nur über unsere Liebe geredet“).

Aus für gewöhnlich gut unterrichteten Bruchweg-Kreisen sickert zwei Tage später durch, Schmidt sei nicht desinteressiert. Das Interesse des Fußballlehrers beruht allerdings auf einem durch ein Interview von Harald Strutz entstandenen Buchstabenaustausch. Der 05-Präsident nämlich („Ich bin ein Rock’n‘Roller“) hat während eines Backstage-Interviews wissen lassen, er halte das Angebot an Schmidt für vollkommen uninteressant. „Ich weiß, wovon ich rede. Als Rechtsanwalt habe ich mich in meinem Leben schon häufiger mit Jura befassen müssen.“

Und „Jura“, das klingt wie Musik in Martin Schmidts Schweizer Ohren.

Und nächste Woche wechselt Loris Karius dann zu Benfica Lissabon.

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