Dritte Liga Süd | Peter H. Eisenhuth | 13.11.14

„Das hat doch niemand für möglich gehalten“

DVV-Pokal: Michael Hefter, der Trainer des Volleyball-Drittligisten TGM Gonsenheim, nach dem 1:3 im Achtelfinale gegen den SVG Lüneburg.
In den ersten beiden Sätzen blickte Michael Hefter fast schon ungläubig auf die Anzeigetafel. Seine TGM-Volleyballer hielten nicht nur mit dem Erstligisten SVG Lüneburg mit, sie gewannen sogar den zweiten Durchgang.
In den ersten beiden Sätzen blickte Michael Hefter fast schon ungläubig auf die Anzeigetafel. Seine TGM-Volleyballer hielten nicht nur mit dem Erstligisten SVG Lüneburg mit, sie gewannen sogar den zweiten Durchgang. | Eva Willwacher

Gonsenheim. Die 1:3-Niederlage der TGM Gonsenheim im Achtelfinale des DVV-Pokals gegen den Erstligisten SVG Lüneburg war ein mehr als achtbares Resultat für den Drittligaklub – und der Auftritt der Mainzer versetzte die fast 400 Zuschauer in der Weserhalle in Verzückung (siehe: "Soll übererfüllt"). Auch Trainer Michael Hefter war begeistert, aber dennoch zu einer klaren Analyse fähig – und blickte im Gespräch mit SPORTAUSMAINZ.de bereits auf das nächste Meisterschaftsspiel am Samstag.

Herr Hefter, Sie dürften mit diesem Abend sehr zufrieden sein.

In jedem Fall. Wir haben unser Ziel erreicht und sogar mehr als das. Wir haben zwei Sätze lang mitgehalten, einen sogar gewonnen, und die Leute waren begeistert. Das ist für mich superwichtig. Wir wollten natürlich auch, dass jeder Spieler mal aufs Feld kommt; dafür den richtigen Zeitpunkt zu finden, ist immer schwierig.

Im vierten Satz lief es dann ja auch verhältnismäßig glatt für die Lüneburger.

Das haben wir in Kauf genommen, dass dieser Satz ganz schnell weggeht. Es war aber klar, dass wir nicht mehr gewinnen würden, und in dieser Situation könnte ich alle verstehen, die sagten: Was macht der Trainer, warum wechselt er nicht durch? Auch wenn wir drei Punkte mehr holen würden, machen die den Kohl nicht fett. Dann setze ich doch lieber alle Spieler ein.

Ihnen hat aber, wenn die Beobachtung nicht täuscht, nicht alles gefallen. Was hätte Ihre Mannschaft bessermachen können?

Ich fand es ärgerlich, dass wir einige einfache Bälle nicht zu Ende spielen konnten. Das hat mich wirklich geärgert – aber das ist auf dem allerhöchsten Niveau geklagt. Man muss nach diesem Spiel ganz einfach sagen: Wir haben schon im ersten Satz gut mitgehalten, und dann haben wir den zweiten Satz gewonnen. Das hätte doch nie einer für möglich gehalten. Leider sind wir nach der Pause nicht mehr in diesen Rhythmus gekommen, aber das war vorige Saison in der Zweiten Liga schon so, dass uns diese zehn Minuten nicht guttun. Irgendwie bauen wir in dieser Pause Spannung ab.

Lag das vielleicht auch daran, dass die Mannschaft mit dem Satzgewinn ihr Ziel erreicht hatte und dadurch die Konzentration etwas nachließ?

Meine Spieler waren eher zu gierig. Die dachte nach dem zweiten Satz, dass vielleicht noch mehr gehen könnte und wurden dann unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Ihr Lüneburger Kollege hat während des Spiels mit den Schiedsrichtern gehadert…

…na ja, ich kann ihn da schon verstehen. Der erste Schiedsrichter hat sehr ungleich gepfiffen. Mal haben wir davon profitiert, mal die anderen, aber insgesamt hatte er keine klare Linie. Er hat uns am Anfang Bälle als technische Fehler weggenommen … das war hart. Und nachher hat er uns alles laufen lassen. Aber auch das gehört zu einen Pokalspiel und dieser Atmosphäre dazu. Die Jungs da oben rechnen damit, dass der Bundesligist glatt 3:0 gewinnt und sie einen ruhigen Abend haben, Und dann merken sie auf einmal, dass das Spiel ganz anders läuft, und plötzlich stehen sie im Mittelpunkt…

Am Samstag steht in der Dritten Liga das Heimspiel gegen die SG Rodheim an. Glauben Sie, dass es nach heute Abend schwierig wird, die Mannschaft darauf einzustellen?

Das wird überhaupt nicht schwierig. Klar muss man die Jungs jetzt erden, solche Höhepunkte wie heute wird es so schnell nicht mehr geben. Das wird am Samstag ein ganz anderes Spiel, aber da müssen wir durch, und natürlich wollen wir in der Liga ungeschlagen bleiben. Dazu reicht auch ein, im Fußball würd man sagen: dreckiger Sieg. Dass es nach einem Spiel wie heute Abend ein paar Tage dauern wird, um am Boden anzukommen, davon ist auszugehen. Aber am Donnerstag haben wir schon wieder Training – das ist die erste Gelegenheit, die Spieler wieder einzunorden.

Könnte der Kräfteverschleiß ein Problem werden?

Hm, das war schon sehr anstrengend heute, da muss ich die Belastung im Training ein bisschen nach unten steuern. Aber bis Samstag sollte es schon wieder gehen. Was ich mir wünsche, ist, dass ein paar Leute den Weg in die Halle finden, auch wenn am Samstag nicht auf diesem Niveau gespielt wird. Wir haben heute schließlich die beste Werbung gemacht, die wir für Volleyball machen können.

Das Gespräch führte Peter H. Eisenhuth.

 

Mehr aktuellen Sport aus Mainz lesen Sie hier. 

Alle Artikel von Volleyball