DFB-Pokal | Peter H. Eisenhuth | 18.08.25

Instabil in die zweite Runde

Amiris Kunstschuss, Zentners Paraden, Henriksens Ballbesitz und ein Rätsel um Weiper: Der FSV Mainz 05 gewinnt bei Dynamo Dresden mit 1:0 und steht in der zweiten Runde des DFB-Pokals.
Schoss die 05er per Freistoß in die zweite Runde: Nadiem Amiri.
Schoss die 05er per Freistoß in die zweite Runde: Nadiem Amiri. | Archiv/Willwacher

Dresden. Gut ist anders, stabil auch. Erfolgreich aber war der FSV Mainz 05 am Montagabend. In der ersten Runde des DFB-Pokals setzte sich der Bundesligist bei Zweitligaaufsteiger Dynamo Dresden mit 1:0 (1:0) durch. Den Treffer erzielte Nadiem Amiri mit einem scharf über die Mauer gezogenen Freistoß, der vom linken Innenpfosten über die Linie sprang, in der 22. Minute – und er kam einer Erlösung gleich, nachdem die Mainzer in der Anfangsphase einem Rückstand nur knapp entgangen waren.

„Die erste Viertelstunde war schwierig, da kann Dresden ein Tor machen“, sagte Bo Henriksen. „Wir können nicht führen, sondern wir müssen führen“, konkretisierte sein Dresdener Trainerkollege Thomas Stamm angesichts der Großchancen in der dritten und sechsten Minute.

Zunächst kam Nils Fröling nach einer Flanke von Dominik Kother frei zum Kopfball, Robin Zentner verhinderte einen Einschlag mit einem klasse einarmigen Reflex. Dann umspielte Fröling nach einem Steilpass Stefan Bell, doch bevor er aus guter Schussposition Unheil anrichten konnte, klärte Amiri zur Ecke.

Nebel verpasst das 2:0

Dass die Mainzer Hintermannschaft den Gegenspielern, vor allem dem schwedischen Mittelstürmer, zu viel Platz ließ, war nur eines der Mankos. Mühe bereitete ihnen, Dynamo-Konter zu verhindern, und im Aufbau misslangen zu viele Anspiele oder Annahmen. Vor allem Armindo Sieb bereitete der erste Kontakt große Probleme.

Seine beste Szene hatte der Angreifer bei einem von Arnaud Nordin eingeleitete Konter über die linke Seite, als er in die Mitte auf Paul Nebel passte. Siebs Halbstürmerpendant von der rechten Seite hob den Ball über einen Gegenspieler, scheiterte aber im Eins-gegen-eins mit Tim Schreiber an einer Fußabwehr des Keepers.

„Da hätte ich das 2:0 machen können“, kommentierte Nebel die Szene aus der 34. Minute. „Aber der Torwart hält schon sehr gut. Vielleicht hätte ich denn Ball auch lieber in die rechte Ecke schieben sollen.“ Die vertane Chance änderte nichts daran, dass Nebel bester Mainzer war.

Weiper aus dem Kader gestrichen

Bo Henriksen hatte im Vorgriff auf die Belastung der nächsten knapp zwei Wochen mit einigen personellen Überraschungen aufgewartet. Anthony Caci und Phillipp Mwene saßen auf der Bank, statt ihrer begannen Silvan Widmer und Nordin auf den Außenbahnen – und Nelson Weiper stand erst gar nicht im Kader. Den Nachwuchsstürmer, der eigentlich die Lücke füllen soll, die Jonathan Burkardt hinterlassen hat, sei „nicht zu 100 Prozent beim Verein“, sagte Sportvorstand Christian Heidel vor Spielbeginn am „Sky“-Mikrofon und wollte einen Abgang des 20-Jährigen nicht ausschließen.

Der Verein befinde sich in einer Diskussion mit dem Angreifer, die einer guten Leistung Weipers nicht zuträglich sei, sagte Heidel, ohne ins Detail zu gehen. Klar ist, dass der Klub schon vor geraumer Zeit mit Weiper den im nächsten Sommer auslaufenden Vertrag verlängern, der Spieler hingegen abwarten wollte.

Ihn jetzt aus dem Spieltagskader zu streichen, sei die Konsequenz aus einer Entscheidung gewesen, die Weiper getroffen habe, sagte Henriksen, was freilich auch nicht mehr Licht ins Dunkel brachte. „Ich habe mit allen Spielern darüber gesprochen, wir haben eine Entscheidung für die Spieler, die Kabine und die Vereinskultur getroffen.“

Vergleich mit ausgeliehenen Spielern

Interessant war freilich, dass der Trainer den Fall mit zwei anderen Spielern verglich: Paul Nebel und Ben Bobzien. „Beide kamen zurück und haben einen neuen Vertrag bekommen“, sagte er, was danach klang, als habe die Vereinsführung auch bei Weiper eine Ausleihe angedacht, aus der er stärker heraus- als hineingeht.

Ob Nelson Weiper am Donnerstag in Trondheim und/oder am Sonntag gegen den 1.FC Köln wieder mitwirken wird, ließ Henriksen offen: „Wenn Nelly dabei ist, ist es okay. Wenn nicht, ist es auch okay.“

Statt Weiper stellte er in Dresden Benedict Hollerbach in die Spitze, der ein großes Laufpensum absolvierte, keinen Ball verlorengab und mit einem Antritt auf die Grundlinie samt präziser Flanke beinahe einen Treffer vorbereitet hätte; Paul Nebels Kopfball holte Schreiber von der Linie.

da Costa: „90 Minuten aufs Übelste beschimpft“

Insgesamt zeigte sich Henriksen sehr zufrieden „mit der Einstellung, der Power, der Energie vor dieser heißen Kulisse“, die anscheinend jedoch nicht nur „Spaß“ war, sondern auch ihre negativen Auswüchse beinhaltete. Danny da Costa jedenfalls beklagte sich nach Spielschluss auf dem Weg in die Kabine bei Dynamo-Stürmer Stefan Kutschke: „90 Minuten lang werde ich von allen aufs Übelste beschimpft.“

Nach dem Seitenwechsel bekamen die Rheinhessen das Geschehen zunächst in den Griff. Sie agierten offensiver, ihr Pressing funktionierte besser, das Spiel verlagerten sie weitgehend in die Dresdener Hälfte, und Nordin hätte eine Verlagerung von rechts nach links mit dem schnellen 2:0 abschließen können; sein Schrägschuss aus 14 Metern verfehlte die lange Ecke knapp (48.).

Henriksen sieht Rote Karte

Die größeren Chancen erarbeitete sich dennoch der Außenseiter. Angefangen in der 66. Minute, als der für Hollerbach eingewechselte Bobzien seine erste Ballberührung im eigenen Strafraum hatte – mit der Hand. Doch Zentner hielt den von Jakob Lemmer erbärmlich geschossenen Elfmeter.

Zentner hielt auch die Null bei einem Schrägschuss von Luca Herrmann fest. Und als Lemmer in der 90. Minute vor ihm auftauchte, machte sich der Schlussmann so breit, dass der junge Dresdner die Kugel an ihm, aber auch am Tor vorbeischob.

Diese Szene verfolgte Bo Henriksen nicht mehr vom Spielfeldrand, sondern von der Tribüne aus. Weil er Dynamo-Spieler Konrad Faber außerhalb der Coachingzone den Ball weggeschnappt hatte und ihn auch nicht hergeben mochte, zeigte Schiedsrichter Florian Badstübner ihm die Rote Karte. „Ich war mir sicher, dass wir Einwurf haben“, erklärte er sein Verhalten später. „Natürlich war es mein Fehler.“ Dafür wird er das nächste DFB-Pokal-Spiel verpassen. Immerhin findet das schon Ende Oktober statt – und nicht erst in einem Jahr.

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