red | 10.11.2021

Ins Detail gegangen

Robert-Enke-Stiftung zeichnet FSV Mainz 05 für das Projekt „Psychosoziales Verletzungsmanagement“ aus.

Mainz. Die Robert-Enke-Stiftung hat den FSV Mainz 05 mit dem Förderpreis „Seelische Gesundheit im Nachwuchssport“ ausgezeichnet. Bei der Preisverleihung am zwölften Todestag von Robert Enke überreichten Teresa Enke, die Vorstandsvorsitzende der Stiftung, DFB-Direktor Oliver Bierhoff und Schirmherr Mats Hummels den mit 10.000 Euro dotierten Preis für das Projekt „Psychosoziales Verletzungsmanagement“, den NLZ-Sportpsychologe Moritz Hirmke, Junioren-Cheftrainer Jan Siewert und Constantin Kuhlmann für das Nachwuchsleistungszentrum der 05er entgegennahmen. „Das Projekt findet hoffentlich auch in anderen Vereinen seinen Platz“, sagte Teresa Enke.

„In unserem Ausbildungskonzept nimmt die Sportpsychologie einen zentralen Platz ein. Es ist es uns sehr wichtig, unsere Nachwuchsspieler neben der sportlichen Ausbildung auch auf dem Weg der Persönlichkeitsbildung und -findung zu unterstützen“, sagt NLZ-Leiter Volker Kersting.

Mehr als 200 Spieler bilden die 05ER in ihren elf Mannschaften von der U9 bis zur U23 auf dem Wolfgang-Frank-Campus am Bruchweg aus. Gleichzeitig tragen die Trainer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine große Verantwortung für die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. „Wir haben uns die Frage gestellt, warum sich gerade Spieler, die neu zu uns kommen, Verletzungen zuziehen, und sind dann ins Detail gegangen“, erklärt Siewert in einem Film, der bei der Preisverleihung gezeigt wurde.

Psychosziale Faktoren

„Bei vielen Spielern haben wir festgestellt, dass gerade die psychosozialen Faktoren eine Rolle spielen“, sagt Sportpsychologe Hirmke. „Auf der einen Seite fehlt ihnen vielleicht Wissen, mit den neuen Belastungen und dieser Umstellung umzugehen, auf der anderen Seite ist die Beanspruchung groß, und wir wollen ihnen etwas mitgeben.“ Nicht nur die bio-physiologischen Aspekte einer Verletzung würden deshalb betrachtet, sondern auch die psychosozialen.

Dafür kooperieren die 05er mit der Institutsambulanz der Universität Mainz. „Da haben wir die Möglichkeit, sehr kurzfristig und niedrigschwellig Angebote für die Spieler, aber auch Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Trainer zu etablieren“, sagt Hirmke. „Wir wollen den Spielern so früh es geht Möglichkeiten an die Hand geben, mit Herausforderungen umzugehen. Nicht nur mit Verletzungen, sondern auch psychischen Krisen im Allgemeinen, um eine Resilienz zu entwickeln, in der Folge mit weiteren Herausforderungen besser umgehen zu können und sich in der Persönlichkeit weiterzuentwickeln.“

Mit beiden Beinen fest im Leben

„Moritz hat uns mit seiner Expertise weitergebracht und Möglichkeiten eröffnet, wie die Interaktion mit dem Spieler sein kann“, sagt Siewert. Hirmke sieht in dem Projekt, das er gemeinsam mit  Kuhlmann auf den Weg gebracht hat, nicht nur die Möglichkeit, „den Jungs zu helfen, früher zurück auf den Platz zu kommen. Ich möchte das noch nachhaltiger denken. Es ist auch jedes Mal eine Chance, etwas über sich zu lernen und am Ende Menschen in die Gesellschaft zu entlassen, die mit beiden Beinen fest im Leben stehen können.“

Der zweite Preis ging an den Olympiastützpunkt Rhein-Neckar, der dritte Preis an Rot-Weiss Essen.

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