Regionalliga | Peter H. Eisenhuth | 11.03.2014

Fortschritte in allen Bereichen

Gut möglich, dass Damian Roßbach in den kommenden Wochen Angebote aus der Zweiten oder Dritten Liga ins Haus flattern. Doch auch beim FSV Mainz 05 hat der Linksverteidiger der Amateure die Möglichkeit, sich für den Profikader zu empfehlen.
Linksverteidiger mit wuchtigen Vorstößen: Damian Roßbach hat sich zu einem Leistungsträger der 05-Amateure entwickelt und kann sich für höhere Aufgaben empfehlen.
Linksverteidiger mit wuchtigen Vorstößen: Damian Roßbach hat sich zu einem Leistungsträger der 05-Amateure entwickelt und kann sich für höhere Aufgaben empfehlen. | Eva Willwacher

Mainz. Wenn Damian Roßbach über seine ersten Einsätze in der U23 spricht, redet er nicht beschönigend drumherum. „Die vorige Saison hat ruckelig angefangen“, sagt der Linksverteidiger der 05-Amateure. „Ich war neu in der Liga, und ich kann nicht behaupten, dass ich mich sofort zurechtgefunden hätte…“

In der Tat erweckte der gerade von den eigenen A-Junioren in den Regionalligakader aufgestiegene Abwehrspieler damals nicht den Eindruck, als sollte er dauerhaft auf diesem Niveau spielen können. Inzwischen jedoch sieht die Sache ganz anders aus: Roßbach ist nicht nur unumstrittener Stammspieler der 05-Zweiten, sondern kann sich auch Hoffnung machen, in absehbarer Zeit im Profikader von Thomas Tuchel anzugreifen.

05 möchte ihn halten, Roßbach möchte bleiben

Vorausgesetzt, Roßbach bleibt am Bruchweg. Momentan laufen Gespräche zwischen 05-Amateuremanager Manfred Lorenz und dem Berater des Spielers. „Damian hat eine super Entwicklung genommen, und wir würden ihn gerne halten“, sagt Lorenz. Roßbach selbst sagt, er fühle sich in Mainz wohl und möchte gerne bleiben. „Der Verein und das Umfeld gefallen mir. Hier ist alles sehr familiär, das ist für mich sehr wichtig.“

Zu Beginn der vorigen Saison die Ligatauglichkeit des damals 19-Jährigen infrage zu stellen, war sicherlich nicht ganz fair. Zum einen, weil viele gerade den Junioren entwachsenen Kicker Mühe haben, auf Anhieb im Männerfußball Fuß zu fassen. Zum anderen, weil seinerzeit die gesamte Hintermannschaft aus Neulingen bestand, keiner älter als 19 Jahre – das sieht dann eben alles deutlich wackeliger aus, als wenn man einen einzelnen jungen Mann in einen ansonsten erfahrenen, stabilen Verbund einbaut.

„Ich war ja dann auch relativ schnell wieder draußen und habe ein paar Mal auf der Bank gesessen“, erinnert sich Roßbach. Schön war das nicht, doch der Abwehrspieler mit dem robusten Körper arbeitete daran, sich wieder zu empfehlen. „In der Rückrunde habe ich mich stabilisiert.“

SMS zur Weihnachtszeit

Inzwischen ist er noch einen Schritt weiter. „Damian ist zu einem echten Leistungsträger geworden“, lobt Martin Schmidt, der Trainer der 05-Amateure. „Er hat schon im Herbst durch gute Leistungen Verantwortung übernommen, auch im Training.“ Die Belohnung dafür erfolgte in der Weihnachtszeit, die Roßbach bei seinen Eltern in Frankfurt verbrachte: „Irgendwann kam eine SMS, dass ich mit den Profis ins Trainingslager fahren darf“, erzählt der Spieler. „Das war schon ein kleines Weihnachtsgeschenk.“

Ein wenig erinnert Damian Roßbach von seinen Auftritten und seiner Entwicklung an Daniel Buballa, der im Winter 2011 aus der Oberliga zu den Mainzer Amateuren gekommen war, nach anderthalb Jahren zum Zweitligisten VfR Aalen wechselte und dort Stammkraft auf der linken Abwehrseite ist. „Damian hat alles, was Daniel hat“, sagt Martin Schmidt, „und von allem noch ein bisschen mehr.“ Roßbach, ohnehin mit beachtlicher Dynamik und ausgestattet, ist athletischer, körperlich stabiler und ballsicherer geworden, sein Kopfballspiel ist ausgezeichnet, seine Vorstöße auf dem Flügel, wenn er die gegnerische Abwehr hinterläuft, haben Wucht, und inzwischen erzielt er sogar, wie zuletzt beim 1:0 in Ulm, entscheidende Tore.

Am liebsten hinten links

„Fortschritte in allen Bereichen“ habe sein Linksverteidiger gemacht, sagt Schmidt, „er kann auf der Außenbahn alles spielen, wenn er noch ein bisschen sicherer in den taktischen Abläufen wird.“ Und Innenverteidiger kann der Mann, der 2009 im ersten B-Jugend-Jahr von der SG Rosenhöhe Offenbach an den Bruchweg gewechselt war, auch, wie er im Herbst bewiesen hat. „In der Jugend war ich ab und zu mal auf dieser Position eingesprungen“, erzählt Roßbach. „Meine Lieblingsposition ist es nicht, die ist hinten links. Aber im Herbst waren bei uns ja alle etatmäßigen Innenverteidiger ausgefallen.“ Roßbach bewältigte den Aushilfsjob mit großer Ruhe und Souveränität. „Er hat Spiele mitentschieden“, sagt Martin Schmidt.

Damian Roßbach, inzwischen mit der Erfahrung von 54-Regionalligaspielen, setzt nicht alleine auf die Karte Fußball. „Das wäre mir zu riskant. Eine schwere Verletzung, und alles kann vorbei sein“, erläutert der 21-Jährige, warum er nebenher ein Fernstudium in Sportmanagement absolviert. „Ein zweites Standbein muss sein.“

Bell und Saller können als Vorbilder dienen

Gleichwohl lässt er keinen Zweifel daran, wo seine erste Priorität liegt: im Profifußball. Zweite Bundesliga? Gerne auch eine Stufe höher. Und es wäre auch nicht erstaunlich, erhielte Roßbach in den kommenden Wochen Anfragen und Angebote von Zweit- oder Drittligisten – dann muss der Spieler sich entscheiden, ob er dem Lockruf folgt oder die Geduld aufbringen will, sich in Mainz anzubieten.

„Damian kann jetzt im Frühjahr in die Rolle kommen, die vor einem Jahr Benedikt Saller innehatte“, sagt Martin Schmidt. Mittelfeldallrounder Saller ist wie auch Innenverteidiger Stefan Bell ein Beispiel dafür, dass sich Beharrlichkeit und Fleiß auszahlen; beide standen mindestens einmal vor der Frage, ob sie die 05er in Richtung eines Zweitligisten verlassen wollen. Beide entschieden sich für den Verbleib, für den Weg über die 05-Amateure in die Bundesliga.

Bell ist inzwischen eine feste Größe im Abwehrzentrum, Saller ist nahe dran an Tuchels erster Elf. Damian Roßbach kann der nächste Spieler aus dem vereinseigenen Nachwuchs werden, der diesen Weg geht.

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