Kalenderblätter | Christian Karn / Peter H. Eisenhuth | 22.06.2020

Erst strafversetzt, dann durchgestartet

Das 05-Kalenderblatt* für den 22. Juni.
In Mainz reifte Loris Karius zu einer festen Bundesligagröße, bevor er nach Liiverpool wechselte.
In Mainz reifte Loris Karius zu einer festen Bundesligagröße, bevor er nach Liiverpool wechselte. | Eva Willwacher
Nikita Rukavytsya strahlte in Mainz wenig Torgefahr aus, in Israel traf er später deutlich öfter.
Nikita Rukavytsya strahlte in Mainz wenig Torgefahr aus, in Israel traf er später deutlich öfter. | Eva Willwacher

Mainz. Die 05-Kalenderblätter* waren ein fester Bestandteil der „nullfünf-Mixed-Zone“, die von August 2014 bis Oktober 2017 über den Mainzer Bundesligisten berichtete. Sie griffen Jubiläen, Besonderheiten und Ergebnisse an den jeweiligen Tagen auf. Heute geht es um einen Stürmer, der erst in Israel zum Torjäger wurde, einen Torwart, der in Liverpool beinahe zum Champions-League-Sieger wurde und einen Verteidiger, der in Kaiserslautern Aufsichtsrat wurde.

 

22. Juni

33 Jahre alt wird am Montag Nikita Rukavytsya. Der aus der Ukraine stammende Australier kam 2012/13 von Hertha BSC, spielte achtmal für die 05er, erreichte aber zu selten Bundesliganiveau. Nach einer Ausleihe an den FSV Frankfurt wechselte er 2014 zu den Western Sydney Wanderers in die australische A-League. Im September 2015 schloss er sich dem israelischen Erstligisten Beitar Jerusalem an; ein Jahr später zog Rukavytsya als zweitbester Torjäger der Liga zu Makkabi Haifa.

 

Geburtstag hat auch Loris Karius. Der Torwart war 2011 von Manchester City in die Regionalligamannschaft der 05er gewechselt, wurde im zweiten Jahr erstmals in der Bundesliga gebraucht und überholte im dritten Jahr Heinz Müller und Christian Wetklo – just zu jener Zeit, als Trainer Thomas Tuchel ihn wegen mangelhafter Trainingsleistungen für einen Monat zur U23 versetzt und deren Stammkeeper Christian Mathenia nach oben geholt hatte.

Doch als es ernst wurde, als Wetklo gesperrt und Müller verletzt war, entschieden sich der Chefcoach und Torwarttrainer Stephan Kuhnert für Karius. Und der in der Zweiten Mannschaft oft wackelige Schlussmann entwickelte sich zu einem überragenden Bundesligatorwart, der wie erwartet nicht lange zu halten war: Nach 91 Bundesligaspiele wechselte der Oberschwabe 2016 für viel Geld zum FC Liverpool. Vor Saisonbeginn brach er sich die Mittelhand, erst am sechsten Spieltag gab er sein Premier-League-Debüt, doch nach zehn Spielen musste er auf die Bank.

Ellbogen an den Kopf bekommen

2017/18 wurde er Stammkraft, in der Champions League blieb er bis zum Finale sechsmal ohne Gegentor – das gelang keinem anderen Torhüter. Im Endspiel gegen Real Madrid trug er mit zwei Fehlern zur 1:3-Niederlage bei – allerdings hatte Sergio Ramos ihm unmittelbar vor dem ersten Gegentor den Ellbogen an den Kopf gerammt. Was weder sein Mannschaftsarzt noch Trainer Jürgen Klopp bemerkten: Karius hatte bei der Aktion eine Gehirnerschütterung erlitten, die mit eingeschränktem räumlochen Sehen einherging. Der Hohn, mit dem er übergossen wurde, war nicht gerechtfertigt.

Nach der Saison wechselte er auf Leihbasis zu Besiktas Istanbul; wegen ausbleibender Gehaltszahlungen kehrte er inzwischen nach Liverpool zurück. Karius wird heute 27 Jahre alt.

 

Auf einem noch direkteren Weg als Karius kam 2002 Mathias Abel von den 05-Amateuren zu den Profis. Der Verteidiger aus Kaiserslautern rückte schon nach wenigen Vorbereitungstagen in die Erste Mannschaft auf, spielte zunächst selten, wurde aber nach der Verletzung von Spasoje Bulajic im November 2002 Stammspieler in der Zweiten Bundesliga. Mal als Innenverteidiger, mal als Rechtsverteidiger war Abel bis zur Winterpause 2003/04 ein wichtiger Leistungsträger.

Im zweiten Rückrundenspiel riss sein Kreuzband – es war ein Glücksfall für die 05er, dass sie gerade erst Manuel Friedrich von Werder Bremen zurückgeholt hatten. In der Bundesliga war Abel wieder dabei, wenn auch nicht immer, und gut genug, um für größere Vereine interessant zu werden: 2006 wechselte er zum FC Schalke. Es war ein Bruch in seiner Karriere: Wegen mehrerer Kreuzbandrisse bestritt Abel in vier Jahren für Schalke, den HSV und den 1. FC Kaiserslautern nur acht Ligaspiele.

Erst 2010 gelang ihm ein Comeback in der Bundesliga, er wurde sogar Kapitän des FCK. Seit November 2014 gehört Abel dem FCK-Aufsichtsrat an. Heute wird er 39 Jahre alt.

 

*Mit freundlicher Genehmigung von Jörg Schneider (nullfünf-Mixed-Zone).

 

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