Bundesliga | Jörg Schneider | 05.03.14

Die Jokerrolle ist nicht seine liebste

Ein herrliches Tricktor von Eric-Maxim Choupo-Moting und eine herausragende Abwehrleistung der gesamten Mannschaft bescherte dem FSV Mainz 05 den Auswärtssieg beim bisherigen Tabellenzweiten Bayer 04 Leverkusen. Passend zu den höchsten Mainzer Feiertagen ein neues absolutes Highlight.
Maxim Choupo-Moting genoss den Moment nach seinem feinen Hackentor in der BayArena.
Maxim Choupo-Moting genoss den Moment nach seinem feinen Hackentor in der BayArena. | Foto: Eva Willwacher
Innenverteidiger Stefan Bell (M.) war der Vorlagengeber zu Maxim Choupo-Motings letztlich siegbringenden Treffer in Leverkusen.
Innenverteidiger Stefan Bell (M.) war der Vorlagengeber zu Maxim Choupo-Motings letztlich siegbringenden Treffer in Leverkusen. | Foto: Eva Willwacher
Auswärtssieg: Die 05-Fans feierten ihr Team während und nach der Partie in Leverkusen.
Auswärtssieg: Die 05-Fans feierten ihr Team während und nach der Partie in Leverkusen. | Foto: Eva Willwacher

Leverkusen. Die 05er hatten die BayArena ganz für sich alleine. Das Leverkusener Publikum und die Profis von Bayer 04 machten sich nach der erneuten Enttäuschung schnell aus dem Staub. Die Mainzer Kurve jedoch mutierte zur Hochburg des rheinischen Frohsinns. Schon lange vor dem Abpfiff schallte „Olé, olé Fiesta“ als Dauerschleife aus dem Block. Die Fastnachtshymne aus tausenden Kehlen geschmettert als stimmungsvolle Begleitung hin zum großen Finale: Der 1:0-Sieg beim bisherigen Tabellenzweiten der Bundesliga.

Der Auswärtserfolg an den höchsten Mainzer Feiertagen des Jahres. „Das ist ein großes Erlebnis“, beschrieb Harald Strutz seine Gefühlslage. „Ich freue mich unheimlich für unsere Fans. Das bringt eine tolle Stimmung in die Stadt für den Rosenmontag.“

Die Stimmung im Stadion war schon derart ausgelassen, dass alle Beteiligten am liebsten mit dem Motivwagen den Rhein hinauf nach Hause gefahren wären. Eric-Maxim Choupo-Moting, der umjubelte Siegtorschütze, führte den Kreis der Feiernden an. Auf dem Haupt eine grellbunte Rastaperücke. Der Stürmer widerlegte in Leverkusen die These, er könne nur Jokertore erzielen. Als Spieler der Startelf bescherte Choupo mit seinem Tricktreffer in der 37. Minute seinem Team den Auswärtssieg bei einem der Top-Teams der Liga.

Instinktiv gehandelt

Stefan Bell hatte zuvor im Mittelfeld den Ball erobert, rechts rüber auf Zdenek Pospech gepasst und war im Sprint durchgestartet. Der Tscheche hob den Ball über einen Leverkusener Verteidiger hinweg genau auf Bell, der scharf nach innen passte. Choupo-Moting, mit dem Rücken zum Tor, bugsierte die Kugel per Hackentrick um das Standbein herum genau ins lange Eck zum Führungstreffer. „Das ging unheimlich schnell“, erzählte der 24-Jährige später strahlend. „Der Ball war gut durchgespielt, ich musste instinktiv handeln. Den mit der Hacke zu nehmen, war die einzige Möglichkeit, den Ball aufs Tor zu kriegen.“ Denn hinter dem 05-Stürmer stand eine Wand von Bayer-Abwehrleuten.

Das Tor erinnerte an jenes von Sami Allagui, als die 05er im September 2010 beim FC Bayern München mit 2:1 triumphiert hatten. „Es freut mich, dass es nun auch bei mir geklappt hat“, sagte Choupo-Moting. Im Training gelinge ihm das öfter. Die Rolle als Einwechselspieler, daraus macht der 05-Profi keinen Hehl, ist nicht seine liebste. „Jeder spielt natürlich gerne von Anfang an. Ich auch“, betonte der Nationalspieler Kameruns. „Ich habe gegen Freiburg in der Startelf gestanden, und wir haben 2:0 gewonnen. Das ist für mich erfolgreicher als von der Bank zu kommen.“

Interesse der Konkurrenten wächst

Der Treffer in Leverkusen wird das allgemeine Interesse am 05-Angreifer nicht schmälern. Hannover 96 soll dem Vernehmen nach interessiert sein, Hertha BSC ebenfalls. „Ich möchte dazu heute nichts sagen“, erklärte der Spieler. „Es gibt einen guten Kontakt zu den Mainzer Verantwortlichen. Doch ich weiß selbst noch nicht zu 100 Prozent, was ich mache.“

Die glänzende Ausgangsituation, die Choupo-Moting mit seinem Tor den 05ern in der Bundesliga verschafft hat, könnte dazu führen, die Gespräche mit dem eigenen Klub zu intensivieren. Denn der aktuelle Tabellensechste, der in dieser Rückrunde so konstant aufspielt und punktet, wird in den kommenden Wochen mitmischen im Kampf um die internationalen Plätze. Daran führt kein Weg vorbei. Und das muss von den Beteiligten auch nicht explizit angekündigt werden.

Bell: "Stabiler Underdog"

„Wir bleiben trotzdem ein Underdog“, sagte Stefan Bell und fügte schnell noch hinzu: „aber ein sehr stabiler.“ Der Innenverteidiger hat sich in Leverkusen erneut zu einer großen Leistung aufgeschwungen und seinen Stammplatz mehr als gerechtfertigt. Bell und Altmeister Nikolce Noveski in der BayArena – das hatte etwas von einem Fight wie in einem Europapokalspiel. Die beiden Abwehrhünen sind seit Wochen der große Rückhalt der Mannschaft. Bell setzt dazu immer wieder Akzente im Angriff, diesmal als Torvorbereiter. „Ich bin froh, dass ich fehlerfrei durchkomme“, sagte der 22-Jährige. Man dürfe dabei aber nicht vergessen, wie die gesamte Mannschaft im Defensivverhalten arbeite. „Was der Moritz und der Geis vor der Abwehr alles weglaufen, das ist brutal.“

Zu den Stützpfeilern der 05er gehört auch der Torhüter. Loris Karius vereitelte in Leverkusen wieder einige gefährliche Bayer-Aktionen mit reaktionsschnellen Paraden. „Das ist ein überragendes Gefühl“, sagte der 20-Jährige hinterher. „Besser hätte es nicht laufen können. Klar, wir mussten einige Druckphasen überstehen, aber wir ziehen zurzeit unser Ding einfach durch. Wir rufen im Moment sehr viel ab.“ Und das erfülle ihn mit sehr viel Stolz. Platz sechs in der Bundesliga – „die Tabelle lügt nicht“, sagt Karius. Doch wichtiger als von großen Zielen in der Zukunft zu träumen sei, den Weg konzentriert weiter zu gehen. „Wir müssen weiter viel dafür arbeiten, wenn wir in diesen Regionen bleiben wollen.“

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