DFB-Pokal | Peter H. Eisenhuth | 20.12.2017

Der Gute-Nacht-Wunsch ging nicht in Erfüllung

Schlecht geschlafen, aber ordentlich gespielt: 05-Talent Bote Baku debütiert beim Pokalsieg gegen den VfB Stuttgart im Mainzer Profiteam.

Mainz. Dass Fußballfans und Berichterstatter in weniger erfolgreichen Phasen einer Mannschaft gerne die Personalentscheidungen des Trainers infrage stellen, ist fester Bestandteil des Rasensports. Warum sitzt Berggreen nur auf der Bank? Warum spielt Serdar nicht von Anfang an? Warum nimmt er Öztunali nicht raus? Was wollt ihr mit Maxim? Solche und ähnliche Fragen und Forderungen waren in den vergangenen Wochen rund um den FSV Mainz 05 zu hören. Am Dienstagabend aber, vor der DFB-Pokalpartie gegen den VfB Stuttgart, dürften all jene, die zuletzt an Sandro Schwarz‘ Aufstellungen gezweifelt hatten, den Trainer für völlig durchgeknallt gehalten haben.

Ausgerechnet in ein K.o.-Spiel ging der Trainer des FSV Mainz 05 mit einem defensiven Mittelfeldspieler, dessen Erfahrung im Erwachsenenfußball sich auf 20 Regionalligapartien beschränkt: Bote Nzuzi Baku, genannt „Ridle“, 19 Jahre alt, seit zehn Jahren am Bruchweg aktiv und im Sommer von den A-Junioren in die U23 aufgestiegen. „Ich hatte ihm am Montag angedeutet, dass er eventuell auflaufen würde“, erzählte der Trainer. „Und dann habe ich ihm eine gute Nacht gewünscht.“

Leistungsträger der U23

Weihnachten hin oder her, dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung. „Ich konnte nicht so gut schlafen“, sagte Baku. „Aber es war schon gut, dass ich es schon einen Tag vorher erfahren hatte. Dadurch konnte ich mich ein bisschen darauf einstellen.“ Nervös sei er anfangs gewesen, dank der Unterstützung durch die Mitspieler sei die Nervosität jedoch rasch verflogen. „Und ich glaube, ich habe es ganz ordentlich gemacht.“

Tatsächlich zeigte der Profidebütant in den ersten 20 Minuten ziemlich genau, warum Schwarz ihn ins kalte Wasser geworfen hatte. Suat Serdar, in den vorangegangenen spielen wegen eines grippalen Infektes ausgefallen, war noch nicht fit genug für einen Einsatz von Beginn an, aber der Trainer wollte einen ähnlich aggressiven, dynamischen Mann im Mittelfeld haben – Fähigkeiten, die Baku auf Anhieb zu einem Leistungsträger im Regionalligateam gemacht haben.

Schröder: „Er darf wiederkommen“

Beim 3:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart fand er erstaunlich gut in die Partie, eroberte Bälle und spielte sie sicher weiter. Von der Mitte der ersten Halbzeit an aber lief das Geschehen etwas an ihm vorbei, nach 57. Minute machte Baku Platz für Emil Berggreen. Unterm Strich war es eine Performance, mit der Baku, der seit einigen Wochen bei den Profis mittrainiert hat, nicht hadern musste. „Ridle hat das sehr unaufgeregt gemacht, hatte gerade am Anfang sehr viele Ballkontakte, das war ein gelungenes Debüt“, bescheinigte Sportvorstand Rouven Schröder. „Er darf wiederkommen.“

Das trifft sich insofern gut, als Bote Baku gar nicht wegwill. Der Vertrag des jungen Mannes, dessen Zwillingsbruder Makana, genannt „Rudi“, seit dieser Saison für den Drittligisten SG Sonnenhof Großaspach spielt, läuft bis 2020. Genug Zeit also, dauerhaft oben anzugreifen. Zuvor aber wartet noch eine andere Aufgabe auf den Nachwuchskicker: mit der U23 eine Rest-Rückrunde zu spielen, die vielleicht doch noch die Teilnahme an den Aufstiegsspielen zur Dritten Liga ermöglicht.

 

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